Flüssiggasinstallationen - Teil 2: Installation von erdverlegten und freiverlegten Flüssiggas-Leitungen
Viele Installateure werden aufatmen, weil sich die Flüssiggas-Installation enger an die Installation von Erdgasleitungen anlehnt. Weiterhin umfasst die TRF 2012 nur noch ein Buch; man muss aber wissen, dass für den gesamten Teil der Gasgeräte ein Verweis zur TRGI 2008 vorhanden ist. In der TRF 2012 ist nur der spezielle Teil für den Einsatz von Flüssiggas-Geräten enthalten. Man benötigt also beide Regelwerke für die ordnungsgemäße Flüssiggas-Installation. Das Regelwerk gilt für häusliche Tankanlagen bis 3t und für den Betrieb aus der Gasphase des Flüssiggases.
Nach wie vor gelten folgende Hauptforderungen für Flüssiggasanlagen:
- sie sind nach den „allgemein anerkannten Regeln der Technik (aaRdT)“ zu errichten;
- es dürfen nur zugelassene Materialien und Verbindungen verwendet werden;
- die neuen und evtl. vorhandenen Gasleitungen müssen dicht sein;
- die Rohrleitungen müssen richtig dimensioniert sein;
- Schutzzonen sind einzuhalten;
- für Flüssiggasinstallationen unter Erdgleiche gelten besondere Anforderungen.
Neben der TRF 2012 sind für spezifische Einsatzfälle weitere DVGW Arbeitsblätter anzuwenden, wie z.B. das DVGW AB G 607 „Flüssiggasanlagen in privat genutzten Fahrzeugen“, das DVGW AB G 608 „Flüssiggasanlagen in privat genutzten Booten“ oder die UVV BGV D 34 „Verwendung von Flüssiggas für gewerblich genutzte Flüssiggasversorgungsanlagen und Verbrauchsanlagen“.
Wer an einer Gasleitung arbeitet – ganz gleich ob Flüssiggas, Erdgas oder Biogas –, muss fachlich sowie körperlich und geistig geeignet sein. Weiterhin muss er zuverlässig und unterwiesen sein, das fordert die BGR 500.
Erdverlegte Leitungen
Erdverlegte Leitungen sind eine sinnvolle Installation vom Flüssiggastank – egal ob frei stehend oder erdgedeckt – in das Objekt. Die Materialvielfalt ist jedoch sehr eingeschränkt, da für erdverlegte Flüssiggasleitungen nur Stahl geschweißt, Kupfer mit Korrosionsschutz (WICU) hartgelötet sowie PE-Rohr geschweißt und gepresst zugelassen sind. Das bedeutet, dass bei Flüssiggasleitungen im Erdreich keine lösbaren Verbindungen eingesetzt werden dürfen! Weitere Forderungen sind:
Die Rohrleitungen sollen mindestens 0,6 m mit Erde überdeckt sein, und 20 cm oberhalb der erdgedeckten Rohrleitungen sind Warnbänder aus Kunststofffolie zu verlegen. Die Leitungen sind einzumessen, in Bestandsplänen festzuhalten und dürfen nicht überbaut werden. Recyclingsand oder Sand mit scharfkantigen Bestandteilen darf nicht verwendet werden.
Schauen wir uns die gängigste Flüssiggasinstallation an: Ein frei stehender Tank und eine erdverlegte Leitung in den Keller des zu versorgenden Objektes. Die nach wie vor einfachste Lösung ist der Einsatz von Kupferrohr oberirdisch und erdverlegt (Korrosionsschutz), alles hartgelötet (bis DN 35, ab DN 40 Kupfer geschweißt) oder oberirdisch gepresst.
Bei größeren Entfernungen sollte jedoch der Einsatz des preiswerteren PERohrs (geschweißt oder gepresst) für den erdverlegten Teil geprüft werden. Aber Achtung: PE darf nicht im Freien verlegt werden – auch nicht ein paar Zentimeter. Zur Lösung dieses Problems haben mehrere Hersteller ein Übergangsstück (oberirdisch 22 x 1,0 mm) zum Pressen oder Hartlöten und unterirdisch zum Pressen mit Geopress, einschließlich Korrosionsschutz, im Programm. Zu beachten sind auch die Mindesteinbaulängen: für Hartlotverbindungen ? 350 mm und für Pressverbindungen
? 200mm.
Wanddurchführungen oder Hauseinführungen
Bei Wanddurchführungen oder Hauseinführungen von freiverlegten und erdverlegten Gasleitungen wird unterschieden zwischen
a) einer handwerklich hergestellten Hauseinführung bei oberirdischer Rohrleitungsverlegung;
b) einer Hauseinführung für unterkellerte Objekte mit einer HEK und
c) Hauseinführungen für Objekte ohne Keller, d.h., Einführung durch die Bodenplatte mit HEK.
Die einfachste und preiswerteste Lösung ist die handwerklich hergestellte Hauseinführung bei oberirdischer Rohrleitungsverlegung, da nur eine gas- und flüssigkeitsdichte Durchführung erforderlich ist. Die Flüssiggasleitung kommt vor dem Gebäude mit einer Leitung aus Metall aus dem Erdreich und geht oberirdisch durch die Wand. Ihr Nachteil ist, dass man die Leitung sieht.
Für die beiden Lösungen zu b) und c) gilt das Arbeitsblatt G 459/1. Dieses wird erfüllt, wenn eine zugelassene Hauseinführungskombination (HEK) für Flüssiggas eingesetzt wird und dabei die Montagebedingungen der Hersteller eingehalten werden. Diese HEK können wahlweise mit einem Übergangsstück zum Hartlöten für Kupferrohr oder zum Pressen für PE-Rohr bezogen werden. In der HEK sind die Absperreinrichtung, die lösbare Verbindung (Verschraubung oder Flansch) und das Isolierstück enthalten.
Wenn die Leitungsverlegung durchgesprochen wird, sollte gemeinsam mit dem Kunden geprüft werden, ob der Einsatz einer Mehrspartenhauseinführung sinnvoll ist. Warum? Weil der Kunde jetzt oder später vielleicht ein Photovoltaikstromkabel, den Vor- und Rücklauf einer Thermosolaranlage, die Leitung einer Regenwasseranlage aus dem Garten in das Haus oder andere Leitungen aus dem Keller zu einem Nebengebäude ziehen möchte. Wenn noch Hüllrohre verlegt werden, ist der nachträgliche Einbau kein Problem.
Für Gebäude ohne Keller gibt es oftmals kein Bild, wenn eine Runde MSH aus der Bodenplatte ragt und dann Flüssiggas, Wasser, Stromkabel und Telekommunikation optisch ansprechend weiterverlegt werden müssen. Hier erscheint der Einsatz einer MSH mit rechteckigem Querschnitt sinnvoll, die gleich in den Rohbau mit verlegt wird und wahlweise zwei bis fünf getrennte Hauseinführungen besitzt.
Tipps für FlüssiggasInstallationen
Die Flüssiggasinstallation ist preiswerter geworden, da dünnwandigere Rohre nach GW 392 eingesetzt werden dürfen; das betrifft vor allem die Größe 28 x 1,0 mm statt 28 x 1,5 mm. Die dickwandigeren Rohre werden nur noch auf Sonderwunsch hergestellt.
Das Pressen von Kupferrohr- und Edelstahlleitungen ist jetzt Inhalt der TRF 2012. Heutzutage werden bereits 70% der Gasleitungen gepresst. Aber an die absolute Forderung zur Kennzeichnung der Einstecktiefe sollte immer erinnert werden. Das Fehlen dieses Striches führt zur Demontage der gesamten Anlage. Übrigens: Nachträglich angebrachte Kennzeichnungen lassen sich mit modernen Verfahren sehr schnell nachweisen.
Genau wie seit Jahren für Erdgasanlagen, müssen jetzt nach der TRF 2012 für alle neuen Flüssiggasanlagen und Anlagen mit wesentlichen Änderungen Gasströmungswächter (GS) eingesetzt werden. Die Auslegung erfolgt über Diagramme oder Tabellen der TRF 2012 oder über Rohrnetzberechnungsprogramme, wie z.B. IBAP-Rohr Flüssiggas.
Die GS-Typen haben sich immer weiter verringert, und für Flüssiggas dürfen nur noch GS vom Typ K eingesetzt werden. Hier ist Vorsicht geboten: Manche Hersteller bieten GS des Typs K als lageunabhängig an, das gilt jedoch nur für den Einbau waagerecht und senkrecht nach oben. Wird jedoch ein GS mit der Einbaulage nach unten benötigt, muss er mit der Bezeichnung GS K „D“ (Down) bestellt werden!
Das Thema „nichtmetallische Rohrwerkstoffe“ (Kunststoff in der Inneninstallation bis 100 mbar) für Flüssiggas kann hier sehr kurz behandelt werden. Es ist zwar in der TRF 2012 als zulässiger Werkstoff aufgeführt, es ist dem Verfasser jedoch kein Hersteller bekannt, der seine Kunststoffrohrsysteme für Flüssiggas zugelassen hat.
Wellrohrleitungen dürfen ebenfalls bis 100 mbar in der gesamten Flüssiggas-Anlage eingesetzt werden. Sie müssen für Flüssiggas zugelassen, hochtemperaturbeständig und zugfest sein. Diese Wellrohrleitungen sind besonders dann eine wesentliche Erleichterung, wenn die Leitung an engen Stellen verlegt werden muss. Eine wichtige Erleichterung bietet die TRF 2012, da bei einer Verlegung hinter der Vorwand nicht immer eine Entlüftung mit diagonal angeordneten Lüftungsöffnungen oder eine Schattenfuge bzw. in Schächten oder Kanälen mit 10 cm² pro Geschoss oder abschnittsweise erforderlich ist: Leitungen ohne weitere Verbindungen bis auf den Gasgeräteanschluss oder die Gassteckdose, in Kanälen, Schächten oder Hohlräumen, wie z.B. abgehängte Decken oder Vorwand, können ohne zusätzliche Maßnahmen verlegt werden.
Fazit
Mit der TRF 2012 ist die Installation von Flüssiggasleitungen einfacher, klarer und damit schneller geworden. Auch die Sicherheit hat sich durch den Einsatz von Gasströmungswächtern und Hauseinführungskombinationen erhöht.
Für die sichere, schnelle und optisch ansprechende Installation von Gasleitungen stehen eine Vielzahl von Materialien (Kupfer, Edelstahl, Stahl) und viele Verbindungen (Pressen, Schweißen, Hartlöten, Schrauben, Klemmen u.a.) zur Verfügung. Diese sind in der TRF 2012 in Form von Tabellen zur schnellen Übersicht über zugelassene Materialien und Verbindungen dargestellt, die eine schnelle Auswahl des Materials für den jeweiligen Einsatzfall ermöglichen.
Die wichtigsten Begriffe
- Allgemein anerkannte Regeln der Technik (aaRdT). Eine allgemein gültige Definition für die aaRdT gibt es nicht. Aber eine Formulierung des Reichsgerichts vom 11.10.1910 (Az: IV 644/10), bestätigt vom Bundesverfassungsgericht am 8.8.1978 (Az: 2 BvL 8/77) umschreibt es so: „Bildet sich über einen technischen Sachverhalt in einer paritätisch besetzten Gruppe von Experten eine Durchschnittsmeinung und ist die Fachwelt, die danach zu verfahren hat, von der Richtigkeit dieser Meinung überzeugt, so spricht man von allgemein anerkannten Regeln der Technik.“
- HTB (Hochtemperaturbeständig) sind Bauteile, die bei 650°C über 30 Min. kein zündfähiges Gemisch entstehen lassen.
- Thermisch schwache Bauteile, z.B. Gasgeräte und Gasfilter, müssen mit einer TAE (Thermisch auslösende Absperreinrichtung) ausgerüstet sein. Die TAE bewirkt die Absperrung bei 95°C ± 5°K und muss nach dem Auslösen ausgetauscht werden.
- Auch in Flüssiggas-Anlagen müssen mit Erscheinen der TRF 2012 Gasströmungswächter (GS) eingebaut werden. Der GS ist ein aktives Bauelement zur Manipulationserschwernis, der den Gasdurchfluss selbstständig sperrt. Nach Instandsetzung der Gasanlage öffnen GS mit Überströmöffnung selbsttätig oder sie können mit geeigneten Maßnahmen wieder geöffnet werden.
- Die Gasgeräteabsperrarmatur (GAA) ist die letzte Absperreinrichtung vor jedem Gasgerät. Die GAA kann starr und fest, fest und flexibel oder flexibel und lösbar erfolgen.
- Mit Hauseinführungskombinationen (HEK) sind nach TRF 2012 die erdverlegten Flüssiggasleitungen in das Gebäude zu führen. Wenn die Montagebedingungen der Hersteller für die HEK eingehalten werden, werden die Anforderungen des DVGW Arbeitsblattes G 459/1 erfüllt.
- Mehrspartenhauseinführungen (MSH) sind eine Sonderform der Hauseinführungen, mit der zwei bis neun Leitungen gas- und flüssigkeitsdicht in ein Gebäude geführt werden können.
Literatur:
BGR 500 Teil 2, Kapitel 2.31, Arbeiten an Gasleitungen, Stand Dezember 2007
DVGW – Arbeitsblatt GW 392, Nahtlosgezogene Rohre aus Kupfer für die Gas- und Trinkwasser-Installation und nahtlosgezogene innenverzinnte Rohre aus Kupfer für die Trinkwasser-Installation, Anforderungen und Prüfungen, Juli 2009
DVGW - Arbeitsblatt G 459/1, Gas-Hausanschlüsse, Juli 1998
DVGW – Arbeitsblatt G 600, Technische Regeln für Gasinstallationen, DVGW TRGI 2008, April 2008
DVGW – Arbeitsblatt G 607, Flüssiggasanlagen in bewohnbaren Freizeitfahrzeugen und zu Wohnzwecken in anderen Straßenfahrzeugen – Betrieb und Prüfung, Mai 2005
DVGW – Arbeitsblatt G608, Kleine Wasserfahrzeuge, Betrieb und Prüfung der Flüssiggasanlage, September 2003
„IBAP Erdgasbuch“, Dipl.-Ing. Andreas Preußer, Ausgabe 2008
Seminarunterlage „Die neue TRF 2012“, DVFG und DVGW, Februar 2012
Technische Regeln Flüssiggas 2012, DVFG-TRF 2012, Stand 2012
Unfallverhütungsvorschrift Verwendung von Flüssiggas BGV D 34, Januar 1997
Autor: Dipl.-Ing. Andreas Preußer