Energiewürmer richtig lagern
Was gilt es zu beachten und welche Gefahren lauern
Pellets sind umweltfreundlich, riechen gut und sind hervorragend lagerfähig. Doch gerade beim Lagerbau für die kleinen Holzpresslinge kann man viel falsch machen. Neben dem Einsatz der richtigen Materialien gibt es auch in Sachen Größe und Belüftung einiges zu beachten. Ein Nichteinhalten einiger Anforderungen kann sich direkt auf die Pelletanlage auswirken. Die Folgen sind beispielsweise eine erhöhte Bildung von Feinanteilen und die Begünstigung von fehlerhaftem Abbrennen. Wer sich von solchen Szenarien fern halten möchte, ist gut beraten, sich mit der VDI-Richtlinie 3464 auseinanderzusetzen.
Die Grundlagen, wie ein Pelletlager aussehen sollte, beschreibt die VDI-Richtlinie 3464 „Lagerung von Holzpellets beim Verbraucher“. Sie wendet sich an all jene, die ein Pelletlager errichten, betreiben oder überwachen. Ihre Beachtung soll eine potenziell explosionsfähige Atmosphäre und Funkenbildung sowie Unfälle durch erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentrationen vermeiden, aber auch einen reibungslosen Betrieb der Anlage ermöglichen.
Festgelegt wurden Anforderungen für Pelletlager bis zu einem Fassungsvermögen von 100 t, die Pelletlieferung, sowie die Vermeidung und Ableitung gesundheitsgefährdender Emissionen. Alle aufgeführten Anforderungen fordern die Verwendung von ENplus-Pellets (ISO 17225-2). Begleitend geregelt wird das Lagern von Pellets durch die Musterfeuerungsverordnung (MFeuVO) und speziell durch die Brandschutzvorschriften des jeweiligen Landes.
Tipp: Achtet der Heizungsbauer beim Bau eines Pelletlagers auf die VDI-Richtlinie 3464 und auf fachliche Praxis-Tipps (z. B. DEPV-Lagerraumempfehlungen), ist eine Haftung ausgeschlossen. Die VDI-Richtlinie beinhaltet zudem eine Beratungspflicht des Heizungsbauers zum sicheren Lagerbetrieb.
Welches Pelletlager ist das richtige?
Die Wahl des Lagers richtet sich u. a. nach der Art der Pelletanlage: Am Markt ist lose und Sackware verfügbar. Vollautomatische Anlagen verwenden in aller Regel lose Ware. Sie bestehen aus Wärmeerzeuger und Lagerraum oder einem Silo. Neben der Ascheaustragung und der jährlichen Betankung laufen die Anlagen dabei komplett selbstständig. Halbautomatische Anlagen hingegen verwenden Sackware. Sie bestehen nur aus einem Wärmeerzeuger mit integriertem Vorratsbehälter von etwa 150 kg, sind von Hand zu befüllen und benötigen daher kein eigenes Lager.
Eine weitere Alternative sind Fertiglager, die vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) empfohlen werden. Die Kesselhersteller arbeiten hier mit auf Behälterlagerung spezialisierten Firmen zusammen und bieten diese als Komplettsystem an. Eine Verankerung gegen Kippen ist bei diesen Fertiglagern wichtig, da dies, wenn auch nicht bei allen Fertigsilos, durch eine unregelmäßige Füllung tatsächlich passieren kann.
Um die Größe eines Lagers zu bestimmen, geht man bei einer Größe bis 40 t vom Jahresheizbedarf aus: Lagerbedarf in m³ = doppelter Jahresbedarf in Tonnen. Ein Lager mit Schrägböden sollte 40 % größer sein, ohne Schrägböden 15 % größer. Die Faustformel zu anderen Brennstoffen sieht wie folgt aus: einem Verbrauch von 3000 l Heizöl oder 33 500 kWh Erdgas entspricht in etwa eine Menge von 6100 kg Pellets. Der VDI rät überdies, die bereits beschriebene Größe so auszulegen, dass nicht bis unter die Decke gefüllt werden muss, da dies mit den verschiedenen Fördersystemen kollidieren würde.
Neben der Art des Pellettanks und der Größe des Lagers sind auch die Förderwege zu beachten. Das Lager sollte nach Möglichkeit in der Nähe des Wärmeerzeugers stehen, bei kleineren Anlagen auch im gleichen Raum. Das verkürzt die Förderwege und minimiert die Anfälligkeit der Fördereinrichtungen. Bei größeren Anlagen greifen allerdings Vorgaben für Abstände, Strahlungs- und Feuerungsschutz (siehe Tabelle 1). Welches Austragungsverfahren infrage kommt – ob Förderschnecke oder ein Saugsystem – richtet sich nach den räumlichen Möglichkeiten und dem Kessel selbst.
Zwecks Befüllung und Belüftung sollte das Lager an eine Außenwand angrenzen und trocken sein. Normale Keller-Luftfeuchtigkeit ist akzeptabel. Es darf jedoch kein Schwitz- oder Kondenswasser vorhanden sein. Dies gilt sowohl für Boden, Decken und Wände, die übrigens gemauert sein sollten, da Gipskarton dem Druck der Pellets nicht standhalten würde. Die Trockenheit ist wichtig, da die Pellets mit einer sehr niedrigen Feuchte von unter 10 % angeliefert werden. Die Einblasstutzen und Absaugstutzen müssen 20 cm Abstand zur Decke haben und frei von Pellets sein. Bei der Entnahme von unten kann der Stutzen bis zur Unterkante befüllt werden, wenn die Einblassituation das erlaubt.
Tipp: Zu beachten ist bei der Positionierung des Lagers auch, dass die Pumpschläuche eines Silofahrzeugs maximal 30 m lang sind. Das ist also die Entfernung, die das Lager von einem für das Pellet-Tankfahrzeug gut zu erreichenden und sicheren Standort entfernt sein darf.
Kleine, aber wichtige Details
Die Unterkonstruktion des Lagers sollte bei allen Systemen, die auf Saugen oder mechanische Fördersysteme verzichten, mindestens 45° horizontal zum Pelletkessel stehen, damit die Pellets ungehindert nachrutschen können. Für die Schrägen werden meist an den Wänden befestigte Holzplatten mit einer selbsttragenden Rahmenkonstruktion verwendet. Eine akustische Entkopplung zur Wand ist ratsam. Wichtig ist dabei eine glatte Oberfläche. Bei optimaler Bauweise lassen sich so mehr als 60 % des verfügbaren Raumvolumens als Pelletlagerraum nutzen.
Ungeschützte elektrische Installationen verbieten sich wegen der Staubbildung und der damit verbundenen Explosionsgefahr von selbst. Es gilt die ATEX22 auch für Beleuchtungen. Um weitergehende Gefahren zu bannen, kann auch bei kleineren Pelletlagern eine Feuerschutztür mindestens nach Qualität T30 eingebaut werden. Bei größeren Lagern, die keine brandschutztechnische Einheit im Heizraum aufweisen, ist diese Pflicht.
Die Wände und die Decke des Pelletlagerraums müssen in diesem Fall der Brandwiderstandsklasse F 90 entsprechen. Die Tür muss nach außen aufgehen und mit einer Dichtung ausgestattet sein. Diese sollte für die Staubdichtigkeit der Tür ausreichend bemessen sein. Auf der Innenseite der Türöffnung sind idealerweise Holzbretter anzubringen, damit die Holzpellets nicht gegen die Tür drücken.
In jedem Fall ist darauf zu achten, dass alle Lagerräume statisch belastbar sind. Decken und Wände sollten – wie bereits erwähnt – aus festen, idealerweise gemauerten Materialien sein und eine glatte Oberfläche haben. Ansonsten können Abrieb oder Ablösung bei der Befüllung und Entleerung entstehen, was wiederum die Brennstoffqualität mindert und den Heizkessel schädigen kann. Dies kann auch mittels handelsüblicher Prallschutzmatten verhindert werden, die eigentlich den Aufprall der Pellets beim Einblasen abmindern sollen. Sie können mit einer freischwingenden Aufhängung mit mindestens 30 cm Abstand zur Wand angebracht werden. Denkbar ist bei bröseligen Wänden aber auch eine Verschalung mit Platten.
Atemschutzmaske bei Wartung
Wesentlich zur CO-Vermeidung ist die Belüftung. Technisch kann die, so der VDI, „für Befüllleitungen von bis zu 2 m bei Lagern bis 40 t über den belüftenden Verschlussdeckel erfolgen, wenn ausreichend Stutzen vorhanden sind. Ab 2 bis zu 5 m muss das Lager über eigene separate Lüftungsöffnungen in den Befüllleitungen und bei länger als 5 m über eine mechanische Belüftung verfügen.
Lager bis 10 t sind nur in den ersten 4 Wochen nach Lieferung zu betreten. Beim Arbeiten im Pelletlagerraum, etwa während Wartungsarbeiten, muss in jedem Fall eine Staubschutzmaske getragen werden. Vor jedem Zutritt muss das Lager ausreichend mindestens 15 Min. gelüftet werden. Sicherheitshalber ist die Heizung für die Dauer des Betretens abzuschalten.
Alle genannten Lagerarten sind zudem nur mit CO-Warner zu betreten, da Kohlenmonoxid oder Strömungen von Rauchgasen aus dem Kessel in das Lager lebensbedrohlich sein können. Das Kohlenmonoxid entsteht vermutlich durch natürliche Abbauprozesse im trocknenden Holz, so der TÜV, beschleunigt durch erhöhte Temperaturen und große Schüttmengen. „Bereits ab 200 Teilchen pro einer Million Luftmolekülen (ppm) kann Kohlenmonoxid zu Kopfschmerzen führen, ab
800 ppm zu Schwindel, Übelkeit und Ohnmacht“, so Iris Lindner vom Verband Deutscher Ingenieure (VDI). Vermeiden lässt sich dies nur durch ausreichende Lüftung, die bei der Planung und dem Bau des Lagers vorgesehen werden müssen.
Tipp: Für die zahlreichen Hinweise zum Aufenthalt und das Begehen des Lagerraums gibt es Warnschilder, die kostenlos im Shop des Deutschen Pelletinstituts (www.depi.de/shop) bestellt werden können und die von der VDI sogar vorgeschrieben sind. Ohne großen Aufwand lassen sich so Unfälle aufgrund von Unwissenheit vermeiden.
Ohne Raum Pellets lagern
Doch auch ohne Platz im Keller oder einem anderen Hausraum können Pellets adäquat eingelagert werden. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, etwa für den Außenbereich. Dazu zählen Erdtanks, aber auch Gewebe- oder Sacksilos, die entsprechend baulich geschützt werden müssen. Geeigneter für den Außenbereich sind jedoch Lagercontainer.
Pellets-Gewebesilos sind stabile Metall-oder Holzgestelle, in denen ein Gewebesack hängt. An dessen unterem Ausgang befindet sich meist der Anschluss für das Saugsystem. Diese Silos sind am Markt in einer Vielzahl an Größen verfügbar und lassen sich sowohl in Breite, Länge und Höhe variieren. Die Anschaffungs- und Einbaukosten sind jedoch höher als beim selbstgebauten Pelletlagerraum.
Erdtanks gibt es ebenfalls mit unterschiedlichen Fassungsvermögen. Allerdings sind sie die teuerste der Alternativen, da hier auch die Erdaushubarbeiten mit eingerechnet werden müssen (siehe Tabelle 2). Der eindeutige Vorteil ist – ähnlich den Silos im Außenbereich – die Platzersparnis im Gebäude. Aber egal ob Lagerraum, Silo oder Erdtank – alle diese Lagerarten ermöglichen die Verwendung von loser Ware bei Pellets. Und die ist immer günstiger als Sackware.
Autor: Frank Urbansky, freier Journalist und Fachautor
Kostenlose Informationsbroschüre
Die Broschüre „Empfehlungen zur Lagerung von Holzpellets“, vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e. V. (DEPV) und dem Deutschen Pelletinstitut (DEPI) herausgegeben, gibt einen umfassenden Überblick über den Bau von Pelletlagern, verschiedene Lagersysteme, Hinweise zur Befüllung und Entnahme sowie Sicherheitshinweise. Zudem gilt sie als Grundlage bei Reklamationen der Pelletqualität ENplus.
Beinhaltet ist ebenfalls ein heraustrennbares Übergabeprotokoll für den Nutzer der Heizanlage, das vom Heizungsbaubetrieb auszufüllen ist. In dieses Protokoll werden die Eckpunkte der Heizung, Daten über das Lager bzw. den Lagerraum eingetragen sowie die Anliefersituation der Pellets beschrieben.
Die Lagerraumbroschüre ist als Download unter www.depi.de oder www.depv.de kostenfrei erhältlich. Das Übergabeprotokoll steht dort ebenfalls zum kostenfreien Download zur Verfügung.