Ein einziges Element für Wärme und warmes Wasser
Wohnungsübergabestationen bieten viele Vorteile bei der Versorgung von Wohnungen mit Heizung und warmem Trinkwasser
Wohnungsstationen – die genaue Bezeichnung lautet Wohnungsübergabestationen – vereinen im Format eines Verteilerschranks die Funktionen Wärmeübergabe, Trinkwassererwärmung und auch die Verbrauchserfassung in einer installationsfertigen Einheit. Sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung von Geschosswohnungsbauten (Mehrfamilienhäuser) setzen immer mehr SHK-Betriebe auf Wohnungsstationen. Denn damit ist sowohl der Schutz vor Legionellen1) als auch die Verwendbarkeit mit nahezu beliebigen Wärmeerzeugungsarten abgedeckt.
Die einhellige Antwort vieler Fachleute und SHK-Fachunternehmer auf die Frage nach dem wichtigsten Argument für Wohnungsstationen lautet mit einem Wort: Trinkwasserhygiene. Die zuverlässige Vermeidung des Legionellenrisikos bedeutet ein hohes Maß an Planungs- und Ausführungssicherheit. Anstelle aufwendiger anlagentechnischer Maßnahmen für den Betrieb von Speicher-Trinkwassererwärmungsanlagen setzen Verantwortliche zunehmend auf das Prinzip der Durchfluss-Trinkwassererwärmung.
In jeder einzelnen Wohneinheit übernimmt ein in der Wohnungsstation integriertes Frischwassermodul die Versorgung mit warmem Trinkwasser. Im Vergleich zur zentralen Trinkwassererwärmungsanlage ist anstelle der Warmwasserverteilleitungen nur eine Leitung für kaltes Trinkwasser nötig. Damit entfällt auch die Zirkulation mitsamt den dafür erforderlichen Regulierarmaturen. Gleichzeitig reduziert sich der Planungsaufwand, da nur die Kaltwasserleitungen zu dimensionieren sind und zudem die aufwendige Berechnung der Zirkulation entfällt. Für das Heizsystem innerhalb der Wohnung entnimmt die Station die benötigte Wärme dem Heizungsvorlauf und führt diese bedarfsgerecht dem Heizkreis zu. Die heizungsseitige Anbindung erfolgt hierbei im Regelfall ohne Systemtrennung.
Unabhängigkeit von der Art der Wärmeerzeugung
Neben der hygienischen Trinkwassererwärmung sind zwei weitere Aspekte zu erwähnen: die effiziente Nutzung und Verteilung der produzierten Heizwärme sowie die flexible Wahl der Wärmeerzeugungsart. Beispiele sind Fernwärme, Gas-Brennwertheiztechnik, Wärmepumpen und Solarthermie. Die damit verbundenen Pufferspeicher dienen als gemeinsame Wärmequelle für Heizung und Trinkwassererwärmung. Bei einem ausreichend bemessenen Pufferspeicher steht für die Durchfluss-Trinkwassererwärmung eine ausreichend große Menge an Wärmeenergie zur Verfügung.
Bei konventionellen Heizungsanlagen mit Wärmeerzeugung und Radiatoren können während der Heizsaison im Regelfall Heizung und Trinkwassererwärmung auf dem gleichen Temperaturniveau versorgt werden. Dieses Prinzip ist im Grunde auch beim Einsatz von Wohnungsstationen ohne Weiteres anwendbar. Anders verhält es sich mit den jeweils benötigten Systemtemperaturen
- während der Jahreszeitenübergänge mit geringerem Heizwärmebedarf,
- bei Niedertemperatur-Wärmeverteilsystemen wie Fußbodenheizungen.
In diesen beiden Fällen sind am Übergabepunkt der Heizwärme zur Wohneinheit unterschiedliche Systemtemperaturen nötig.
Technik der Wasserqualität anpassen
Durch die dezentrale Trinkwassererwärmung reduziert sich der Platzbedarf für Installationsschächte, da bei der Ausführung der Verteilung im Zwei-Leiter-System das Leitungspaar „Trinkwasser warm/Zirkulation“ entfällt. Bei der Dimensionierung der Trinkwasserleitung kalt addiert sich der Spitzenvolumenstrom für den Warmwasserbedarf hinzu. Ebenso sind die Verteil- und Steigleitungen für die Heizwärme so zu dimensionieren, dass die benötigte Wärmeleistung für die dezentrale Durchfluss-Trinkwassererwärmung mit abgedeckt wird.
Durch den Einsatz von Plattenwärmeübertragern für die Trinkwassererwärmung muss die Wasserqualität beachtet werden. Bei hoher Wasserhärte ist eine Verkalkung der Plattenwärmeübertrager nicht auszuschließen, sodass die Notwendigkeit einer Trinkwasserbehandlung, z.B. mittels Enthärtung oder Härtestabilisierung, generell geprüft werden sollte. Auf der Heizungsseite ist zur Vermeidung von Korrosion und Funktionsstörungen die Befüllung mit aufbereitetem Füllwasser unbedingt zu empfehlen.
Für die Zählung der Verbräuche von Trinkwasser kalt und warm mussten im Wohnungsbau bislang Unterputzzähler zusammen mit Wohnungsabsperrungen installiert werden. Der Platz dafür fand sich meist in den Abmauerungen von Installationsschächten. Dies ist nicht nur ein brandschutztechnisch äußerst sensibler Bereich, auch gestaltet sich die Befestigung der Absperr- und Zählereinheiten in der Praxis oftmals problematisch. Bei Wohnungsstationen können die Zähler für Heizwärme und Trinkwasser kalt in den Verteilerschrank der Station integriert werden. Die meisten Hersteller bieten hierfür Varianten mit Einbaustrecken bzw. Zählerpassstücken an. Nicht mehr benötigt wird der Warmwasserzähler – mit der Zählung des Kaltwasserverbrauchs und der insgesamt gemessenen Heizwärme ist gleichzeitig der Warmwasserverbrauch mit erfasst.
Lösung nach Maß
Wohnungsübergabestationen werden als vorgefertigte montierte Einheiten installiert. Bei den meisten Anbietern sind die Stationen wahlweise komplett mit Verteilerschrank oder auf einer Grundplatte montiert erhältlich. Ein Teil der Anbieter liefert modulare Systeme, die speziell nach Anwendungsfall konfiguriert werden. Die jeweils maßgeschneiderte Lösung ermöglicht in Geschosswohnungsbauten und Mehrfamilienhäusern mit zentraler Heizungsanlage eine separate, bedarfsgesteuerte Warmwasser- und Heizungsversorgung.
1) Legionellen sind Bakterien, die sich im Trinkwasser befinden und tödlich verlaufende Lungenkrankheiten auslösen können.