Handy an Heizung: hochfahren! - Herausforderungen und Chancen der Smart Home-Technologie
Das Maß an Komfort, Entertainment, Energieeinsparung und Sicherheit, das ein Smart Home seinen Bewohnern bietet, ist enorm. Gleichwohl ist die Thematik nach wie vor erklärungsbedürftig. Was bedeutet Heimvernetzung, wie funktioniert sie und was gehört alles zum Smart Home?
Til Landwehrmann, Geschäftsführer der Initiative EEBus, nennt dafür Beispiele aus dem privaten Alltag, die für das SHK-Handwerk durchaus interessant klingen: "Im Keller startet der Trockner, sobald die Solaranlage genügend günstige Energie produziert. Die Module auf dem Dach registrieren zudem die Sonnenschein-Intensität und lassen Jalousien oder andere Verschattungen rauf- oder runterfahren." Die Integration einer allgemeinen, intelligenten Vernetzung stehe "bei der Entwicklung elektronischer Geräte unmittelbar bevor", erklärt Peter Kellendonk, der Vorsitzende der Initiative. "Insel-Lösungen sind out." In einem weltweiten Markt müsse der in Asien produzierte Trockner mit dem Gefriergerät aus Amerika und der deutschen Solaranlage problemlos Informationen austauschen. Und die Apps können über eine Cloud-Integration auch von außerhalb der eigenen vier Wände gesteuert werden, fügt Landwehrmann hinzu.
Gegenwart ist das aber noch nicht. So wollen die Unternehmen ABB, Bosch, Cisco und LG erst künftig gemeinsam eine Software-Plattform für Smart Homes bereitstellen und streben zu diesem Zweck die Gründung eines Konsortiums an. Im Oktober letzten Jahres haben sie ein entsprechendes "Memorandum of Understanding" (also eine Absichtserklärung) unterzeichnet. Die Plattform, deren Gründung unter dem Vorbehalt kartellbehördlicher Genehmigungen steht, soll es ermöglichen, dass - der oben geschilderten Vision entsprechend - verschiedene Geräte und Dienste Informationen untereinander austauschen und allen Herstellern, Software-Entwicklern und Anbietern von Dienstleistungen zur Verfügung stehen.
Attraktiv, doch vielfach unbekannt
Doch nicht nur die Anbieterseite steht erst am Anfang der Entwicklung. Wie wenig selbstverständlich den Menschen, die sie nutzen sollen, die Idee eines vernetzten Wohnens vorerst ist, zeigt eine Kundenbefragung von 13 Elektro- und Computer-Fachmärkten zu Attraktivität und Nutzungspräferenzen der Smart Home-Technologien: Lediglich 27 % der Befragten haben bisher überhaupt die Begriffe "Smart Home" oder "Connected Home" gehört, über 40 % haben keinerlei Vorstellung davon, was sich dahinter verbergen könnte. Nach entsprechender Information zur Smart Home-Technologie jedoch wird diese von 61 % als attraktiv oder sehr attraktiv bewertet. Als noch nicht optimal befanden die Befragten die Bedienbarkeit, die Installation und die Information über die neue Technologie. Daneben wurden aber auch andere Gründe genannt, etwa das Fehlen einheitlicher Technikstandards und die mangelnde Datensicherheit.
Gerade diese Gefahr ist nach Überzeugung von Stefan Schumacher, der das Magdeburger Institut für Sicherheitsforschung leitet, nicht von der Hand zu weisen. Nichts sei leichter, als die Daten auszulesen und gegebenenfalls auch zu manipulieren, die von einem Mobiltelefon gesendet und gespeichert würden, betont er. Das gelte, wie er im Rahmen eines Vortrags in Halle/Saale im Dezember 2013 explizit bestätigte, auch für die Daten aus Haustechnikanlagen. Erschreckend wirkt es in diesem Zusammenhang, dass die Leute, die für die Akzeptanzstudie befragt wurden, ihren eigenen Informationsstand zwar mit der Schulnote Drei-minus bewerteten, trotzdem aber ihre Smart Home-Geräte überwiegend selbst auswählen und konfigurieren wollten.
Qualifizierung notwendig
"Die Teilnehmer an dem Zukunftsmarkt Smart Home haben gegenwärtig noch gute Chancen, sich beim Kunden zu positionieren", findet folgerichtig Stefan Heinisch, Senior Manager der ServiceValue GmbH, die für die Akzeptanzstudie verantwortlich war, "sie sollten dazu zeitnah dem Kundenbedarf nach mehr Sicherheit, einheitlichen technischen Standards und deutlich mehr Information nachkommen." Ein Beratungsangebot zur Konzeption und Geräteauswahl einer Smart Home-Lösung sowie eine Schulung auf eine eigene, individuelle Lösung seien für rund ein Viertel der Befragten sehr attraktiv. Für solche Leistungen bestehe bei den Befragten auch eine Zahlungsbereitschaft. Zu bedenken ist freilich, dass gerade im SHK-Bereich zu diesem Thema zunächst die künftigen Beratungsfachleute geschult werden müssen.
Autor: Elke H. Zobel