KWL wird Teil des Energiesystems - Marktübersicht: Zentrale Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
In wärmegedämmten und luftdichten Gebäuden mit ebenso dichten Fenstern und Türen kann von einem natürlichen Luftwechsel nicht mehr ausgegangen werden – jedenfalls bei Weitem nicht in dem Maß, das für ein gesundes Raumklima zwingend notwendig ist. Feuchte und Schadstoffe abführen, Wärme zurückführen und dadurch Heizkosten senken, dafür stets frische Luft ohne Umweltbelastungen: Bei der kontrollierten Wohnungslüftung sollte das Augenmerk weniger auf die Kontrolle, als vielmehr auf die Vorteile wie Komfort und erzielbare Energieeinsparung gerichtet werden. Die Marktübersicht stellt eine Auswahl der aktuellen Systeme für die zentrale Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung vor.
Eine gute Gebäudedämmung und dichte Fenster tragen erheblich dazu bei, die Heizkosten möglichst niedrig zu halten. Noch immer wird hierbei allzu oft außer Acht gelassen, dass verbrauchte und feuchte Luft nicht mehr auf natürlichem Wege aus dem Haus entweichen kann. Der Einsatz von Systemen zur kontrollierten Wohnungslüftung bedeutet, dass ein planmäßiger Luftaustausch in einer auslegungstechnisch definierten Menge erfolgt, um in luftdichten Gebäuden den geforderten Luftwechsel sicherzustellen. Vorrangige Ziele sind eine optimale Raumlufthygiene und der Erhalt der Bausubstanz. Überschüssige Luftfeuchtigkeit und Luftschadstoffe werden dabei kontinuierlich abgeführt und gegen gefilterte sowie temperierte Frischluft ausgetauscht.
Raumluft wird zum Qualitätsmaßstab
Zunehmend werden auch bestehende Gebäude in der Weise energetisch saniert, dass sie anschließend die Anforderungen der EnEV erfüllen oder sogar unterschreiten. Der Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) beschreibt als Aufgabenstellung, dass neue und sanierte Gebäude ein hygienisch einwandfreies Raumklima bereitstellen sollen [1]. Die Nutzer würden eine gute Raumluftqualität und thermische Behaglichkeit erwarten. Beides ließe sich mit einem Wohnungslüftungssystem neben den Mindestanforderungen des Bautenschutzes mit folgenden Kriterien erfüllen:
Gute Luftqualität (Außenluftvolumenstrom, Luftfilterung):
- CO2- und Feuchteabfuhr,
- Beseitigung von Geruchsstoffen,
- Abfuhr von Verunreinigungen aus Einrichtungsgegenständen und Baumaterialien,
- Filterung von Verunreinigungen und Allergenen aus der Außenluft.
- Thermische und akustische Behaglichkeit:
- Raumlufttemperaturen,
- Vermeidung von Zugluft,
- Schallschutz.
EnEV und Förderprogramm-Richtlinien empfehlen KWL
In der Energieeinsparverordnung 2009 wurde erstmals für Wohngebäude ein Lüftungssystem für die Ausstattung im Referenzfall vorgesehen [1]. Dies wird in der EnEV damit begründet, dass aufgrund der energetisch begründeten Anforderung zur Luftdichtigkeit ein ausreichender Außenluftwechsel durch Fugenlüftung nicht mehr sichergestellt werden kann. Aus diesem Grund berücksichtigen auch die KfW-Förderprogramme für die energetische Modernisierung die kontrollierte Wohnungslüftung als eine wichtige Technologie zur Energieeinsparung. Im Ergebnis werden nicht nur die Wärmeverluste auf das gewünschte bzw. vorgegebene Niveau eingedämmt, sondern auch Wohngesundheit und Raumlufthygiene mit Bestandteil der Maßnahmen. So empfehlen zum Beispiel die Technischen Mindestanforderungen des Programms Energieeffizient Bauen (KfW Programm-Nr. 153) die Kombinationen mit einer kontrollierten Lüftung; als Voraussetzung gilt ein Wärmerückgewinnungsgrad aus der Abluft von mehr als 80% [2].
Luftdichte Gebäude sind nun mal dicht
Für Neubauvorhaben ist nach DIN 1946 Teil 6 generell ein Lüftungskonzept gefordert. Bei einer geplanten energetischen Modernisierung ist dann ein Lüftungskonzept zu erstellen, wenn im Einfamilienhaus mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht bzw. mehr als 1/3 der Dachfläche luftdicht ausgeführt wird, im Mehrfamilienwohngebäude mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht werden.
Ein allgemeiner Grundsatz lautet: Lüftungstechnische Maßnahmen werden dann erforderlich, wenn der zum Feuchteschutz notwendige Luftvolumenstrom nicht durch Infiltration – also durch bautechnisch nicht vermeidbare Undichtheiten in der Gebäudehülle – ausgeglichen werden kann. Mancher wird hier noch ein Hintertürchen (respektive dessen Türspalt) suchen, durch das sich vielleicht doch noch die Kosten für eine Lüftungsanlage einsparen ließen. Doch allein schon beim Austausch der Fenster gegen Wärmeschutzverglasung und Erneuerung der Hauseingangstüren ergibt sich in den meisten Fällen eine Gebäudedichtheit, die Lüftungsmaßnahmen erfordert.
Selbst wenn in einem nach den Vorgaben der EnEV errichteten oder sanierten Gebäude sechs- bis achtmal täglich gelüftet würde, um den notwendigen Luftaustausch sicherzustellen – mit jedem Öffnen der Fenster entweicht auch wieder teuer bezahlte Wärmeenergie ungehindert nach draußen. Damit dient die kontrollierte Wohnungslüftung noch einem anderen, angesichts weiter steigender Energiekosten gewichtigen Aspekt. Die aktuell verfügbaren Systeme gewinnen teilweise mehr als 90 % der Heizwärme zurück, die in der verbrauchten Raumluft als nutzbare Energie vorhanden ist.
Installationsfreundliche Luftverteilung
Die in dieser Marktübersicht vorgestellten Systeme sind zentrale Be- und Entlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die zusammen mit einem Luftverteilsystem aus Standard- oder System-Lüftungsrohren installiert werden. Das Kanalnetz zwischen Gerät und Luftverteilern besteht bei den meisten Systemen aus marktüblichen Spiralfalzrohren aus verzinktem Stahlblech mit den entsprechenden Formteilen. Die Anbindung an die Zuluft- und Abluftventile erfordert dagegen ein Luftverteilsystem, das beispielsweise auch innerhalb des Fußbodenaufbaus problemlos verlegt werden kann und somit eine entsprechend niedrige Aufbauhöhe aufweisen muss. Das „flache“ Kanalnetz besteht aus Leitungen aus verzinktem Stahlblech, aus Kunststoff-Flachkanälen oder flexiblen runden Lüftungsleitungen und kann so innerhalb der Ausgleichsdämmung über dem Rohboden in die Estrichkonstruktion integriert werden. Dadurch wird es bei entsprechender Aufbauhöhe zum Beispiel möglich, oberhalb der Lüftungsebene eine Flächenheizung zu verlegen und anschließend den Gesamtaufbau mit einem Heizestrich zu überdecken. Ein Teil der am Markt verfügbaren KWL-Systeme ist speziell für diesen Anwendungsbereich konzipiert.
Mit zunehmendem Anteil der Wärmerückgewinnung sinkt der Heizwärmebedarf
Die aktuellen Entwicklungen erzielen durch Platten-Wärmeübertrager oder Rotations-Wärmeübertrager hohe Wärmerückgewinnungsgrade bis weit über 90% und arbeiten zudem mit hocheffizienten Gleichstrommotoren für den Antrieb der Ventilatoren. Nach Ansicht des FGK werde oftmals auf den Stromverbrauch von ventilatorgestützten Lüftungssystemen hingewiesen und damit das mögliche Einsparpotenzial in Zweifel gezogen: „Hier wird unterschlagen, dass dieser Stromverbrauch immer mit einer Wärmerückgewinnung aus der Abluft verbunden ist. Moderne Lüftungssysteme gewinnen aus einer Kilowattstunde Strom über 10 bis 15 kWh Wärmeenergie. Dieser Faktor ist etwa dreimal höher als bei Wärmepumpen und berücksichtigt schon die notwendige Wärme für den Einfrierschutz der Geräte“, so die Aussage des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V. in einer Presseinformation vom Dezember 2012.
Das KWL-System wird damit von der notwendigen Anschaffung zu einer Investition, die sich entsprechend amortisiert. Aus der Sicht eines Herstellers wird dieser Aspekt künftig noch stärkeres Gewicht erhalten: „Der Einsatz einer kontrollierten Wohnungslüftung ist heute eine Frage der Zukunftssicherheit für Gebäude. Das ergibt sich allein schon aus den Anforderungen der kommenden EnEV-Novellierung. Und auf Jahre voraus betrachtet, wenn die EU-Gebäuderichtlinie ab 2021 Nullenergiehäuser fordert, wird der Heizwärmebedarf noch einmal sinken, sodass der Anteil der über die kontrollierte Wohnungslüftung zurückgewonnenen Wärmeenergie im Verhältnis deutlich zunehmen wird“, betont Bernhard Fritzsche, Geschäftsführer der Heinemann GmbH, die über den SHK-Fachgroßhandel die Vallox-Lüftungssysteme vertreibt.
KWL als Baustein für energieeffizientes und gesundes Wohnumfeld
Vermindert sich der Lüftungswärmebedarf künftig noch weiter, reduziert sich der Heizwärmebedarf entsprechend, was dann auch in die Berechnung der Heizlast mit einfließen muss. Denn dadurch kann möglicherweise nicht nur die Leistung des Wärmeerzeugers geringer gewählt werden, sondern auch die Wärmeleistung von Heizkörpern oder Flächenheizungen. Dazu muss das KWL-System jedoch auch frühzeitig in die Planung mit einbezogen werden. Dann wird die kontrollierte Wohnungslüftung entsprechend der Ansicht des FGK zu einem richtigen und notwendigen Baustein für ein energieeffizientes und gesundes Wohnumfeld.
Marktübericht als PDF-Datei im Anhang
Literatur:
[1] Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK), Hintergrundbericht „Wohnungslüftungsanlagen“; Presseinformation vom 14.12.2012; www.fgk.de
[2] KfW, Anlage zum Merkblatt Programm Energieeffizient Bauen (153), Technische Mindestanforderungen und ergänzende Informationen zur Berechnung für den Neubau zum KfW-Effizienzhaus 40, 55 (inklusive Passivhaus) und 70; Stand: 04/2012
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