Werbung

Seichte Aussichten für Photovoltaik auf dem Wasser

Nur 2,74 GWp wirtschaftliches PV-Potenzial besteht auf den knapp 500 Braunkohle-Tagebauseen. So lässt sich das Ergebnis einer Abschätzung des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) interpretieren. Das technische Potenzial beläuft sich auf 56 GWp. Aber auch das ist im Grunde genommen nicht viel.

Das Potenzial von Floating-PV auf Braunkohletagebau-Gewässern ist nach Abzug konkurrierender Nutzungen und technischer Rahmenbedingungen in Deutschland eher gering. Bild: BayWa r.e.

 

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat im Auftrag von BayWa r.e. eine Potenzialabschätzung für schwimmende Photovoltaik-(PV)-Kraftwerke auf Braunkohle-Tagebauseen in Deutschland durchgeführt. Die sogenannten Floating-PV-Anlagen auf künstlichen Seen könnten nach Lehrmeinung dazu beitragen, Landnutzungskonflikte für den PV-Ausbau zu entschärfen. Darüber hinaus weisen sie den technischen Vorteil gegenüber Freiflächenanlagen auf, dass sie aufgrund des Kühleffekts des Gewässers mehr Strom produzieren können. Laut ISE erreicht Floating PV (FPV) eine höhere Flächennutzungseffizienz von ca. 1,33 MWp/ha installierte Leistung. Ein Haken: Die Stromgestehungskosten solcher Anlagen liegen im Schnitt um 10 - 15 % über denen von herkömmlichen Freiflächen-PV-Kraftwerken.

Tropfen auf den heißen Stein?
Das technische Potenzial auf Braunkohle-Tagebauseen in Deutschland wird in der Studie auf 56 GWp geschätzt. Zum Vergleich: Die bisher in Deutschland installierte PV-Leistung bewegt sich auf 52 GWp zu. Nach Abzug der geschätzten, für Freizeitaktivitäten, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz relevanten Flächen verbleibt laut ISE-Studie ein wirtschaftliches Potenzial von 2,74 GWp. Das ermittelte wirtschaftliche Potenzial würde in der Summe noch nicht einmal dem bisherigen jährlichen PV-Zubau in Deutschland entsprechen. Für das Gelingen der Energiewende wird laut ISE in Deutschland – je nach Szenario – ein Photovoltaik-Ausbau von bis zu 500 Gigawatt benötigt.

Potenzialabschätzung für Braunkohle-Tagebauseen
Laut den Untersuchungen des ISE entstanden durch den Braunkohletagebau in Deutschland rund 500 Tagebauseen mit einer Gesamtfläche von 47 251 ha. Die meisten davon liegen in Brandenburg (29,8%), Sachsen-Anhalt (28,2%) und Sachsen (15,7%). Um deren Stromerzeugungspotenzial abzuschätzen, führten die Wissenschaftler u.a. Potenzialabschätzungen durch, interviewten Behörden, Akteure und Experten aus den Bereichen Genehmigung, Planung, Installation und Gewässerschutz.
Vom technisch nutzbaren Installationspotenzial in Höhe von 56 GWp wurden die für Freizeitaktivitäten, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz relevanten Flächen gemäß Schätzwerten abgezogen. Tagebauseen mit weniger als einem Hektar Fläche oder erheblichen Seetiefenschwankungen sowie Seen, die keine Verankerung der Anlage am Ufer zulassen, wurden aus Kostengründen ausgeschlossen.

Blick auf den Gewässer-Bestand
Das gesamte wirtschaftlich erschließbare Potenzial für Floating PV-Kraftwerke schätzt das Projektteam auf 4,9 % der theoretischen Seefläche. Die größten Potenziale für Floating PV liegen dabei in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier. Andere künstliche Gewässertypen sowie die natürlichen Standgewässer wurden in der Studie nicht berücksichtigt, sodass laut ISE von einem insgesamt deutlich größeren Potenzial auszugehen ist. In Deutschland gebe es 4 474 künstliche Standgewässer, die meist aus dem Tagebau für Baumaterialien entstanden sind. So gibt es 725 Baggerseen und 354 Kiesseen, der Anteil der Braunkohletagebauseen liegt nur bei 12,9%.

 


Artikel teilen: