„Die Angebotsanfragen haben sich bei uns fast verdreifacht“
Interview mit Stefan Ortner, Geschäftsführer Ökofen, zur Entwicklung der Pelletbranche
Wie sind die Aussichten der Pelletbranche im Kontext dynamischer Energiepolitik? Stefan Ortner, Geschäftsführer von Ökofen, stellt sich im Interview den Themenfeldern von Elektrifizierung des Wärmemarkts, CO2-Steuer, Konkurrenz zur Wärmepumpe, der aktuellen Lage der Pelletbranche im Wärmemarkt, wie diese mehr präsent sein wird und was die technischen Trends sind.
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ZUR PERSON:
Pelletkessel-Pionier Ökofen feierte im vergangenen Jahr 30-jähriges Firmenjubiläum. Firmengründer Herbert Ortner und, mittlerweile auch schon seit etlichen Jahren, sein Sohn Stefan sind Inbegriff immer wieder vorgestellter technischer Innovationen, die auch zur Marktführerschaft führten, die das Unternehmen heute bei Holzpelletfeuerungen innehat.
Bild: Ökofen
IKZ-ENERGY: Herr Ortner, viele reden von der Wärmewende. Anders als die Wärmepumpe treten aber die Solarthermie und auch Holzpelletfeuerungen beim Absatz seit Jahren auf der Stelle. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Pelletbranche auf dem Wärmemarkt in Deutschland ein?
Stefan Ortner: Wir sehen für die Pelletbranche in Deutschland ein großes Potenzial. Die neue staatliche Förderung lenkt den Markt nun in die richtige Richtung.
Im Interesse einer klimafreundlichen Energieversorgung sind die CO2-Besteuerung und die Bundesförderung, im Zusammenhang mit weiteren umweltschonenden Maßnahmen, die längst überfällige Antwort auf den Klimanotstand. Die Richtung steht mit Biomasse schon fest. Im Vergleich zu Scheitholz und Hackschnitzeln ist die Pelletheizung deutlich komfortabler, allein was die Lagerung des Brennstoffs, den Betrieb und den Betreuungsaufwand anbelangt. Eine Pelletheizung sorgt vollautomatisch für die Raumwärme. Dementsprechend groß ist unser Vertrauen in die Zukunft der Pelletbranche in Deutschland.
IKZ-ENERGY: Die Branche hat sich in den letzten Jahren in Deutschland meiner Wahrnehmung nach deutlich zurückgenommen. Es gibt z. B. kein Industrieforum Pellets mehr und auch das traditionelle Branchenfachmagazin „Pellets – Markt und Trends“ wurde vor geraumer Zeit eingestellt. Es erfuhr jetzt einen Neuanfang als Pelletmagazin, das zweimal im Jahr vom DEPV herausgebracht wird. Wie kann/sollte sich die Branche wieder mehr ins Gespräch bringen – oder täuscht mich mein Eindruck und man ist bei Installateuren und Verbrauchern präsent?
Stefan Ortner: Zu den Gründen, die zur Einstellung des Branchenmagazins „Pellets – Markt und Trends“ geführt haben, können wir nichts sagen. Wir begrüßen es aber sehr, dass es gelungen ist, das Magazin durch den DEPV weiterzuführen. Zum Stand und der Entwicklung der Branche sehen wir den klaren Vorteil in der zuneh-menden Digitalisierung. Die zunehmend onlineaffinen Kunden sind häufig schon umfassend informiert und treten oft mit einer genauen Vorstellung einer Heizung an ihren Heizungsbauer oder auch an uns heran.
Mit der klimafreundlichen Grundstimmung in Europa, die nicht zuletzt in der Protestbewegung „Fridays for Future“ Ausdruck findet, sind der Umweltschutz und das klimafreundliche Heizen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dies wird der Pelletbranche in Deutschland sicher den längst nötigen Rückenwind verleihen und uns hoffentlich den Weg in eine klimafreundlichere Zukunft ebnen.
IKZ-ENERGY: Die Politik in Deutschland will die maximale Elektrifizierung sämtlicher Sektoren, des Verkehrs- und auch des Wärmesektors. Wie argumentieren Sie? Wird die Zukunft von Holzpellets anders hybrid sein als wie klassisch mit Solarthermie, weil sie mehr mit Photovoltaik oder Wärmepumpen kombiniert werden wird?
Stefan Ortner: Grundsätzlich muss man sich natürlich die Frage stellen, wo der Strom für die Raumwärme herkommt, vor allem im Winter. Wir möchten aus Kohle und Atom aussteigen und gleichzeitig den Verkehr elektrifizieren, das ist eine große Herausforderung!
Wir sehen eine sinnvolle Kombination im Bereich Pellets mit Solarthermie, aber auch mit Photovoltaik. Die Weiterentwicklung von Hybridsystemen ist für uns ein zentrales Thema. Wir bieten bereits verschiedene Heizlösungen für diesen zukunftsträchtigen Sektor an. Die innovative Technologie von SmartPV ermöglicht das Speichern von überschüssigem Solarstrom im Heizsystem, das zur Warmwassererzeugung verwendet wird.
Mit unserer stromproduzierenden Pelletheizung ermöglichen wir bereits heute ganzjährige Energiefreiheit für das Eigenheim. Mit der Pellematic Condens_e ist es möglich, Strom und Wärme aus Pellets und Solar autark zu erzeugen. Die Zukunft liegt aus unserer Sicht in der intelligenten Kombination von verschiedenen Technologien zur Steigerung der Effizienz.
IKZ-ENERGY: Es hat sich auch der Eindruck entwickelt, dass die Branche bei der Heiztechnik mit dem Stand der Technik eigentlich am Limit ist – jedenfalls gibt es kaum mehr neue Nachrichten diesbezüglich, was aber auch so gesehen werden kann, dass die Technik perfekt ist. Ist das so oder können wir noch mit Neuheiten rechnen? Wo sehen Sie ggf. noch Baustellen?
Stefan Ortner: Technologisch sind wir bereits auf einem extrem hohen Niveau. Betrachtet man die Entwicklung der Pelletheizung im Vergleich zur Entwicklung der Öl- und Gasheizungen, können wir sagen, dass wir diesen Systemen technisch in nichts nachstehen. Im Gegenteil, in der Verbrennungstechnologie können wir auf Spitzenwerte im Bereich der Emissionen und auch der Effizienz verweisen. Besonders die Brennwertkessel verbrennen extrem effizient und sauber. Die Entwicklung bleibt jedoch deshalb nicht stehen. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Technologien zur Steigerung der Effizienz und weiteren Senkung der Emissionen wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Unsere Forschungsabteilung ist darüber hinaus immer darauf bedacht, kundenorientiert den Einbau der Pelletheizungen einfacher und schneller zu machen – Plug&Heat für Bestzeitmontagen.
IKZ-ENERGY: Meines Wissens war Ökofen das erste Unternehmen, das einen Pellet-Brennwertkessel auf den Markt brachte und damit vielleicht am Anfang seiner Zeit dem Markt und der Kundennachfrage noch voraus war. Wie entwickelt sich das Geschäft mit dieser Anlagenform heute?
Stefan Ortner: Ökofen hat nicht nur die erste typengeprüfte Pelletheizung auf den Markt gebracht, sondern auch die erste Pellet-Brennwertheizung. Heute können wir auf über 17 Jahre Erfahrung bei Pellet-Brennwerttechnik blicken und haben in Kombination mit der Condens-Technologie Pellet-Brennwertheizungen im Angebot, die in jedem Wärmeverteilungssystem einsetzbar sind, ganz gleich ob Heizkörper, Fußboden- oder Wandheizung. Angetrieben durch die Innovationsförderung war unser Condens und Smart-Programm der meistverkaufte Pellet-Brennwertkessel in Deutschland. Die letzte BAFA-Auswertung zeigte, dass 70 % aller verkauften Pellet-Brennwertkessel in Deutschland aus der Produktion von Ökofen stammten.
IKZ-ENERGY: Wie entwickelt sich aktuell das Stirling-Projekt von Ökofen?
Stefan Ortner: Wir sind sehr stolz auf diese einzigartige Technologie. In Kombination mit einem Stromspeicher und einer Photovoltaikanlage bietet unsere stromerzeugende Pelletheizung die weltweit einzige Möglichkeit, sich an 365 Tagen im Jahr – egal ob Sommer oder Winter – mit 100 % ökologischer Energie aus Pellets und Sonne zu versorgen. Eine Technik, die in der Praxis zuverlässig funktioniert und als Gesamtsystem bei uns als Serienprodukt verkauft wird. Hätte diese innovative Technologie sich in der neuen Förderung wiedergefunden, hätte das dem Produkt natürlich weiteren Antrieb verliehen. Wir sehen in dieser Kombination nach wie vor die Zukunft und großes Potenzial.
IKZ-ENERGY: Allen Pessimisten und Skeptikern zum Trotz werden in diesem Jahr gravierende Umwälzungen in der Energiepolitik stattfinden bzw. sie sind bereits schon eingeläutet. Dazu zählt das Klimaschutzgesetz, die Einführung einer CO2-Bepreisung, die Neuaufstellung der BAFAFörderung für Wärme aus Erneuerbaren Energien, das Kohleausstiegsgesetz in Verbindung mit der Abschaffung des 52-GW-Deckels für PV in Deutschland und Steuerabschreibungsmöglichkeiten bei energetischen Sanierungen im Gebäudebestand. Wie versuchen Sie, in diesem Umfeld weiter Pellets zu kommunizieren, sodass diese nicht in Vergessenheit geraten?
Stefan Ortner: Den CO2-Fußabdruck ohne Änderungen der Lebensgewohnheiten zu reduzieren, ist mit einer Pelletheizung am effektivsten zu verwirklichen! Vor allem, wenn man auch den Komfort in diese Überlegung miteinbezieht, den eine vollautomatische Pelletheizung bietet. Auch die Bundesregierung hat das Potenzial im Heizungskeller erkannt und bietet seit diesem Jahr eine hochattraktive Förderung für das Heizen mit Holzpellets. Jeder Kesseltausch wird mit 35 % der Brutto-Investitionskosten finanziell bezuschusst. Besonders belohnt werden Verbraucher, die ihre alte Ölheizung gegen eine moderne Pelletheizung tauschen, mit 45 % Zuschuss. Im Neubau können sich Bauherren über 35 % Zuschuss freuen, wenn sie eine Pellet-Brennwertheizung einbauen. Bei uns haben sich in Deutschland, nicht zuletzt dadurch, die Endkunden- sowie die Angebotsanfragen des Fachhandwerks alleine im Januar fast verdreifacht.
Die Fragen stellte Dittmar Koop, Journalist für Erneuerbare Energien