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Zu Recht positiv bewertet

Das Geschäft mit Holzpelletfeuerungen hat in jüngster Zeit deutlich Fahrt aufgenommen. Ausruhen kann sich die Branche dennoch nicht, es bleiben die alten Branchenthemen

Die Zuwächse in Deutschland waren in den vergangenen Jahren „stabil“. Was nicht in der Statistik erscheint ist der wachsende Markt der Austauschinstallationen.

Installation einer Pelletfeuerung. Die Branche rechnet bereits in diesem Jahr mit einem Marktzuwachs von 25 %. (Dittmar Koop)

Es geht um Facts statt um Fakes. Beim Thema Feinstaub werden moderne Holz-Zentralheizungen schnell und gerne von interessierter Seite in Sippenhaft genommen. (LHS Stuttgart, Piechowski)

„Die Biomasseförderung gibt mächtig Rückenwind“, sagt Herbert Schwarz, Vertriebsleiter bei Hargassner. (Hargassner)

„Wir müssen nach wie vor dem Kunden erklären, dass der Pelletpreis wesentlich preisstabiler ist als der Ölpreis“, weiß Helmut Matschnig, Geschäftsführer bei KWB. (KWB)

„Holzheizungen nutzen einen regional verfügbaren Brennstoff und machen unabhängig von Politik und Rohstoffspekulationen“, sagt Harald Benkert, Geschäftsführer bei HDG Bavaria. (HDG Bavaria)

Nach Meinung von Manfred Faustmann, Geschäftsführer bei Windhager, informieren sich die Kunden heute umfassender über Heizsysteme. (Windhager)

 

In den vergangenen Jahren betrug der Bestandszuwachs bei Holzpelletfeuerungen im Segment bis 50 kW (inkl. wasserführender Öfen) in Deutschland jährlich rund 10000 Einheiten. Das dürfte sich jetzt ändern. Das wachsende Austauschgeschäft, die seit Anfang dieses Jahres sehr gute Situation bei der staatlichen Förderung und das wachsende Klimabewusstsein sind Treiber dieser Entwicklung. Rosarot ist der Blick durch die SHK-Branchenbrille dennoch nicht.

Fangen wir mit dem wohl gewichtigsten Grund an: der BAFA-Förderung. Statt mit Festzuschüssen wird nun anteilig gefördert. Heißt konkret: Im Neu- und im Altbau können Pelletfeuerungen mit bis zu 35 % Zuschuss der förderfähigen Kosten rechnen. Wird im Altbau eine Ölfeuerung ersetzt, dann zahlt der Staat sogar 45 % der förderfähigen Kosten des Austauschs. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) rechnet mit einem spürbaren Marktwachstum und beziffert seine Zubauprognose für dieses Jahr auf 19 000 Einheiten im Segment Kessel bis 50 kW (inkl. wasserführender Öfen). Das wäre ein Marktwachstum von 25 %.

Auf der Energiesparmesse Wels (Österreich) Anfang März berichteten die einschlägigen Kesselhersteller übereinstimmend von einer deutlich gestiegenen Nachfrage seit Jahresbeginn. „Die Biomasseförderung gibt mächtig Rückenwind“, bringt es Herbert Schwarz, Vertriebsleiter bei Hargassner, auf den Punkt.

Klimaschutz und CO2

Die Klimaschutzbewegung ist eine weitere, noch junge Kraft am Markt, die das Kaufverhalten mehr und mehr beeinflusst – auch bei der Wahl des Heizsystems. „Wir sehen heute in Deutschland, dass sich die Interessenten für Heizanlagen sehr wohl bewusst sind, dass ihre Entscheidung für einen bestimmten Brennstoff Auswirkungen auf eine ganze Generation hat. Dementsprechend umfassend informieren sich die Kunden auch“, sagt Manfred Faustmann, Geschäftsführer bei Windhager Zentralheizung.

Die Bundesregierung führt ab 2021 einen CO2-Preis für die Sektoren Verkehr und Wärme ein, der sich auf die Emissionen der jeweiligen Energieträger bezieht. Die Inverkehrbringer (also z. B. Lieferanten von Brenn- und Kraftstoffen) müssen Zertifikate zu einem Festpreis erwerben, in Euro pro t CO2. 2025 wird festgelegt, ob die für 2026 vorgegebene Preisspanne zur Erreichung der Ziele ab 2027 sinnvoll sind.

Es ist nicht gewiss, ob es bei den heute festgelegten Preisen in den nächsten Jahren bleibt, je nach politischer Konstellation. So wurde der ursprünglich vorgesehene Einstiegswert von 10 Euro/t auf Druck des Bundesrats auf 25 Euro/t erhöht, insbesondere auf Druck von Bündnis 90/Die Grünen, die dort ihr Gewicht ausspielten. In Schweden wurde eine CO2-Steuer bereits 1991 eingeführt, mit einem Einstiegswert von 27 Euro/t. Mittlerweile beträgt er 120 Euro/t CO2.

Facts statt Fakes

Die Dynamik der Klimaschutzdebatte ist richtig und gut – es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren, nachdem man seit Anfang der 1970er-Jahre eigentlich schon Bescheid weiß, dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind. Dennoch kann sich die Branche auf dem neuen Umwelthype nicht ausruhen, es bleiben auch die alten Branchenthemen. Denn es ist nicht zu beobachten, dass sich, angesichts der aktuellen umweltpolitischen Entwicklungen, bei den klassischen Pellet-Themen Verschiebungen in Richtung geringfügigere Bedeutung ergeben: also dass z. B. alte Fragen nun in den Hintergrund rückten oder sie gar verschwänden und sie Platz machten für neue. Der Heizungsbauer sollte sich weiterhin einstellen auf die einschlägigen Fragen potenzieller Kunden – möglicherweise sogar mehr als bisher, weil diese besser informiert sind. „Wir müssen nach wie vor dem Kunden erklären, dass der Pelletpreis wesentlich preisstabiler als der Ölpreis ist und innovative Filtertechnik den Feinstaub besiegt hat“, meint Helmut Matschnig, Geschäftsführer bei KWB.

Stabile Produktion, kalkulierbarer Preis

kalkulierbarer Preis Laut Jahresstatistik des DEPV wurden in Deutschland im Jahr 2019 rund 2,8 Mio. t Holzpellets produziert. Im Vergleich zum Vorjahr (2,4 Mio. t) ist das eine Steigerung um 16,8 %. Und absolut gesehen auch ein Rekord: Noch nie wurden so viele Holzpellets in Deutschland produziert. Die Kapazitäten sind derweil weit entfernt von Am-Anschlag: Hierzulande könnten deutsche Holzpelletwerke pro Jahr nominell 3,9 Mio. t Holzpellets herstellen. Der Verbrauch belief sich 2019 bundesweit auf knapp 2,3 Mio. t. Knapp ein Viertel der deutschen Pelletproduktion (24,1 %) wird in Säcke abgefüllt und für Pelletkaminöfen hierzulande oder im benachbarten Ausland genutzt. Für 2020 wird eine Steigerung des Verbrauchs auf knapp 2,5 Mio. t vorausgesagt. Für 2020 ist eine Steigerung der Kapazität auf 4,25 Mio. t prognostiziert, bei einer Produktionssteigerung auf 3 Mio. t, sodass die Überschuss-Schere zwischen Produktion und Verbrauch von rund einer halben Mio. t Holzpellets aktuell bleibt. Ein weiteres, ureigenes Pellet-Thema ist die nach wie vor vorhandene Regionalität der Brennstoffproduktion und des Brennstoffbezugs: „Im Beratungsgespräch spielen die Themen Regionalität und Ressourcensicherheit eine immer größere Rolle“, sagt Matschnig.

Anders als in ihren Anfangsjahren kann die Pelletproduktion heute gut auf Marktentwicklungen reagieren. Ein zentraler Indikator dafür ist der Pelletpreis: Im Jahresdurchschnitt zahlten Heizungsbetreiber laut Branchenstatistik des DEPV für eine t Pellets 251,22 Euro, was 5,02 ct/kWh entspricht. Heizöl war 2019 im Schnitt mit 6,88 ct/kWh 37 % teurer als die Holzpresslinge, Erdgas mit durchschnittlich 6,23 ct/kWh etwa 24 % teurer. Die Abstände schwanken zwar, aber in einem üblichen Rahmen.

Kronzeuge Stuttgart

Beim Thema Feinstaub und Heizen mit Holz wurden und werden gerne Äpfel (Öfen aus dem Baumarkt) mit Birnen (Moderne Zentralheizungen) verglichen. In der Feinstaubdebatte mag die Stadt Stuttgart als Kronzeuge herhalten – eine aufgrund ihrer Kessellage latent von überhöhten Feinstaubwerten geplagte Großstadt. Dort wurde 2017 eine Luftqualitäts-Verordnung für Kleinfeuerungen in Kraft gesetzt, die Holzfeuerungen als zweitgrößte Feinstaubquelle neben dem Straßenverkehr ins Visier nahm. Festgestellt wurde aber auch, dass sich unter den etwa 20 000 Holzfeuerungen in Privathaushalten weniger als 1 % Holzpellet- und Scheitholzkessel befanden.

Alte Töne neu anschlagen

Nichtsdestotrotz steht in Zeiten des Klimawandels auch das Heizen mit Holz vor neuen Herausforderungen. Es geht darum, neuen Ängsten zu begegnen. „Auf der nördlichen Welthalbkugel wächst deutlich mehr Holz nach als verbraucht wird. Und das, trotz immer steigender Holznutzung“, sagt Helmut Matschnig. Und Manfred Faustmann von Windhager hält als eines der wichtigsten Werkzeuge für den Handwerker-Unternehmer die Positionierung als Klimaschutz-Experten. „In dieser Rolle zeigt er seinen Kunden, wie er mit seinem ganz persönlichen Heizsystem mit Zukunft in seiner Region für Generationen im Voraus für einen automatisierten Klimaschutz sorgen kann.“ Die alten Pellet-Argumente erhalten im neuen Kontext ein Revival.

„Holzheizungen sind klimafreundlich, glänzen mit niedrigen Emissionen, nutzen einen regional verfügbaren und nachwachsenden Brennstoff und machen unabhängig von Politik und Rohstoffspekulationen. Das sind die Botschaften, die wir als Branche transportieren müssen“, sagt Harald Benkert, Geschäftsführer bei HDG Bavaria. Es sind alte, aber zugleich neue, hochaktuelle Töne.

Autor: Dittmar Koop, Journalist für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz

 


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