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Wohnungslüftung auf Stand von Markt und Normen

Marktentwicklung für Wohnungslüftungsgeräte sowie Ausblick zur Regelwerkssetzung der DIN 1946-6 und weiterer Normen

Bild 1: Marktentwicklung für Wohnungen und Wohnungslüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung [1]. Bild: Fachverband Gebäude-Klima e. V. / BDH Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie

Bild 2: Hochrechnung für den Ausstattungsgrad von Neubauten mit Wohnungslüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung [2]. Bild: Fachverband Gebäude-Klima e. V. / BDH Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie

Bild 4: Nutzer­unabhängige Wohnungslüftung. Bild: Fachverband Gebäude-Klima e. V.

Bild 3: Systeme der Wohnungslüftung nach EN DIN 1946-6. Bild: Fachverband Gebäude-Klima e. V.

 

Wie haben sich die Absatzzahlen von zentralen und dezentralen kontrollierten Wohnungslüftungsgeräten in den vergangenen fünf Jahren bis heute entwickelt? Und welche Neuerung gibt es in den verschiedenen Regelwerken rund um die Planung und Ausführung von Wohnungslüftungsanlagen? Antworten hierzu gibt der nachfolgende Beitrag.
Der Markt für die Wohnungslüftung mit WRG entwickelt sich weiter gut, aber nicht mehr so dynamisch wie in der Vergangenheit. Raumweise Lüftungsgeräte erhalten eine größere Marktbedeutung
(Bild 1). Auf den ersten Blick erscheint das erst einmal zufriedenstellend für die Marktteilnehmer und die damit erzielte Energieeinsparung. Setzt man jedoch die installierten Geräte in Relation zur Entwicklung des Neubausektors (vereinfacht wird je Wohneinheit ein Zentralgerät oder 4,5 raumweise Geräte pro Wohneinheit angesetzt), dann ergibt sich leider ein etwas anderes Bild (Bild 2). Der Ausstattungsgrad der Neubauten mit Lüftungsanlagen stagniert demnach bei etwa 35 %. Der Markt verschiebt sich somit leicht in Richtung raumweiser Lösungen.
Am Markt hat sich noch immer nicht die Erkenntnis durchgesetzt, dass moderne Lüftungsanlagen ein untrennbarer Bestandteil einer zukunftsorientierten Gebäudeplanung sind. Dabei ist auch wichtig zu beachten, dass man sogar von einem Planungsfehler sprechen kann, wenn der Bauherr nicht über die verschiedenen Konsequenzen beraten wird [4]. Auch sind Lüftungsanlagen bei einer zukünftig nachträglichen Sanierung von Gebäuden zu Niedrigstenergiehäusern nur mit erheblichem Aufwand nachzurüsten.
Die Gründe für diese Marktsituation sind vielfältig. Im Verordnungsrecht stagniert das Gesamtenergieeffizienzgesetz, die gebäudeenergiepolitischen Ziele werden bei Bestands- und Neubauten eher eingefroren und nicht ambitionierter auf die Zielsetzungen 2030 und 2050 (alle Gebäude Nullenergiestandard) ausgerichtet. Hinzu kommt, dass es allen handelnden Personen ebenfalls nicht im notwendigen Maße gelungen ist, dem Verbraucher die Notwendigkeit einer ausreichenden Lüftung darzulegen. Und allgemein wird sich eher um die Außenluftqualität (wie Feinstaub und NOx-Gehalt) als um die Innenraumluftqualität gekümmert, obwohl sich Personen sehr viel länger in Innenräumen aufhalten.

DIN 1946-6
Die DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“ führte 2009 erstmals das Lüftungskonzept für Wohngebäude ein und erlaubt einen einfachen Nachweis der Notwendigkeit von lüftungstechnischen Maßnahmen. Explizit nicht nur für ventilatorgestützte Lüftungsanlagen, sondern auch für freie Lüftungssysteme.
Diese Norm erschien 2018 als überarbeiteter Entwurf. Im Rahmen der umfangreichen Einspruchsberatungen wurde der Entwurf aktualisiert und wird etwa Mitte 2019 als Weißdruck vorliegen. Grundsätzlich bleiben die bekannten Inhalte erhalten, sodass die Norm das umfängliche Planungsinstrument für die Wohnungslüftung ist.
Ein Ziel des Neuentwurfs ist nach wie vor die Feststellung der Notwendigkeit einer lüftungstechnischen Maßnahme, die zumindest den Feuchteschutz als nutzerunabhängige Anforderung definiert. Allerdings wird zusätzlich klargestellt, dass das Ziel der Wohnungslüftung die Sicherstellung einer guten Luftqualität im Wohnraum ist. Deshalb ist die Nennlüftung (in Abhängigkeit der Größe, der Belegung und der Anzahl der Feuchträume) als Zielgröße definiert. Je nach gewähltem Lüftungssystem (Bild 3) kann die Nennlüftung teilweise durch akti­ven Nutzereingriff sichergestellt werden (Bild 4).

Neue Struktur der DIN 1946-6
Der Neuentwurf wurde so strukturiert, dass nun in den jeweiligen Abschnitten:

  • Lüftungskonzept (Abschnitte 4 und 5),
  • Festlegung der notwendigen Außenluftvolumenströme (Abschnitt 6),
  • freie Lüftung (Abschnitt 7),
  • ventilatorgestützte Lüftung (Abschnitt 8) und
  • der neue Abschnitt kombinierte Lüftungssysteme (Abschnitt 9) 


alle wesentlichen Aspekte dieser Systeme zusammengefasst sind und der Nutzer der Norm die wichtigsten Aspekte für sein System zusammen hat.

Mindestaußenluftvolumenströme
Intensive Diskussionen ergaben sich im Einspruchsverfahren bei der Festlegung der Mindestaußenluftvolumenströme. Es ergaben sich durch die Neufassung der Infiltrationsbewertung einige Veränderungen und Verschiebungen, die sich aber bei den meisten Systemen im Bereich von +/- 10 % bewegten. Hier wurden die Gleichungen und Tabellenwerte überarbeitet.

Weitere Normenprojekte aus der Wohnungslüftung
Bei aller Diskussion um die Überarbeitung der DIN 1946-6 darf nicht vergessen werden, dass dies nicht das einzige Regelwerk ist, das in den nächsten Monaten und Jahren Veränderungen bei der Wohnungslüftung bringen wird.
Mit Ausgabedatum März 2019 ist der Neuentwurf der DIN 18017 Teil 3 „Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster – Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren“ erschienen und dieser wird auf die neuen Randbedingungen der DIN 1946-6 angepasst werden.
In einem nächsten Schritt wird das Beiblatt 1 zur DIN 1946-6 überarbeitet, in dem beispielhafte Lösungen zu verschiedenen Systemen aufgezeigt werden.
Es müssen verstärkt auch die europäischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. So sind die Ecodesign-Verordnungen EU 1253/2014 und 1254/2014 schon seit 1. Januar 2016 wirksam und derzeit wird der Entwurf der DIN EN 13142 „Lüftung von Gebäuden – Bauteile/Produkte für die Lüftung von Wohnungen – Geforderte und frei wählbare Leistungskenngrößen“ als harmonisierte Norm zur Umsetzung im Rahmen der Einspruchsverhandlungen diskutiert. Im Schlepptau sind die Prüfnormen EN 13141 Teile 4, 7 und 8 ebenfalls überarbeitet worden.
Die oben genannten Rahmenbedingungen führen automatisch auch zu einem Anpassungsbedarf bei der DIN 4719 „Lüftung von Wohnungen – Anforderungen, Leistungsprüfungen und Kennzeichnung von Lüftungsgeräten“ ggf. mit einer Zusammenführung mit der EN 13142.
In CEN haben die Arbeiten für eine europäische Systemnorm für die Wohnungslüftung begonnen. Die bisher wenig beachteten Normen EN 15665 „Lüftung von Gebäuden – Bestimmung von Leistungskriterien für Lüftungssysteme in Wohngebäuden“ [4] und TR 14788 „Lüftung von Gebäuden – Ausführung und Bemessung der Lüftungssysteme von Wohnungen“ [5] sollen zu einer neuen Systemnorm zusammengeführt werden. Dies wird unmittelbar Auswirkungen auf die nationalen Festlegungen in der DIN 1946-6 haben. Insoweit hat auch die Neufassung der DIN 1946-6 schon jetzt ein Verfallsdatum, das sich an den europäischen Fortschritten orientiert.

Fazit
Unabhängig von Normen und Verordnungslage ist die Sicherstellung einer guten Raumluftqualität bei geringstem Ener­gieverbrauch das langfristige Ziel, an dem alle Beteiligten arbeiten müssen.

Literatur:
[1]    BDH/FGK Statistik für Wohnungslüftung
[2]    FGK/BDH Taskgruppe Strategie
[3]    FGK STATUS-REPORT 30, Richtiges Lüften in Haus und Wohnung
[4]    DIN EN 15665:2009-07 Lüftung von Gebäuden – Bestimmung von Leistungskriterien für Lüftungssysteme in Wohngebäuden; Deutsche Fassung EN 15665:2009
[5]    DIN-Fachbericht CEN/TR 14788:2006-10 Lüftung von Gebäuden – Ausführung und Bemessung der Lüftungssysteme von Wohnungen

Autor:
Claus Händel, Fachverband Gebäude-Klima e.V.

www.fgk.de

 


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