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Vorsicht, zerbrechlich!

Ursachen von Spannungsrissen in Sanitärkeramiken und wie sich diese vermeiden lassen Risse in der Sanitärkeramik sind besonders ärgerlich, weil man sie grundsätzlich nicht reparieren, sondern allenfalls mit speziellen Emaillelacken kaschieren kann. Daher ist für den Reklamationsfall wichtig zu wissen, wie sich zum einen die Ursachen für Rissbildung erkennen lassen. Und wie zum anderen Spannungsrisse durch ein paar Kniffe schon bei der Montage vermeidbar sind.

Die Sanitärkeramik ist wie ein starres Brett an der Wand montiert. Eine elastische Trennschicht zum Ausgleich der Unebenheiten zwischen den beiden harten Werkstoffen fehlt. Unter der so entstehenden Punktbelastung und Spannung reißt die Keramik – erkennbar am geradlinigen Verlauf des entstandenen Risses.

Als Trennschicht ­zwischen Keramik und Fliesen bieten sich Dämmmatten, Montagebänder und ggf. Weißzement an. Bei der anschließenden Montage der Keramik ist darauf zu achten, dass die Schrauben nur „handfest“ angezogen werden, also mit etwa sieben bis zehn Newtonmeter (Nm).

Spannungsriss am WC.

 

Keramik gilt gemeinhin als empfindlicher Werkstoff. Wenn sich am Waschtisch oder WC Risse bilden, wird der Grund dafür oft schnell dem Material zugeschrieben. Allerdings häufig zu unrecht, wie Erhard Mai vom Service Management „Bad und Küche“ bei Villeroy & Boch weiß und erläutert: „Wir unterscheiden grundsätzlich drei Arten von Spannungsrissen in der Sanitärkeramik, die alle auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind. Zunächst zur Produktion: Sind bei der Herstellung der Keramik Fehler gemacht worden, erkennt man dies daran, dass der Riss in der Regel bogen-, aber niemals sternförmig verläuft. Außerdem sieht man keine Einschlagstelle. Dafür können sich nach einem längeren Zeitraum seitlich am aufgetretenen Riss kleine, kurze Verästelungen – man spricht hier auch von Craquelé-Rissen – bilden.“ In der Praxis komme dies äußerst selten vor, da auf der Grundlage einer genauen Rohstoffanalyse der Dehnungskoeffizient zwischen Glasur und Keramikmaterial ebenso exakt definiert sei wie die Parameter für den Brennprozess im Ofen. „Entsprechende Fehler fallen daher üblicherweise schon bei der Produktion und Qualitätsprüfung auf, sodass die betroffenen Produkte gar nicht ausgeliefert werden“, betont Keramik-Experte Mai.

Risse durch Einschläge und Stöße
Risse im keramischen Werkstoff können zudem durch äußere mechanische Einflüsse entstehen, etwa wenn ein Objekt in die Keramik fällt oder gegen sie stößt. Dabei sind Größe und bloßes Gewicht dieses Gegenstands für das Entstehen des Schadens nicht ausschlaggebend. Entscheidend sind vielmehr zum einen das Verhältnis von dessen Gewicht zur Aufschlagfläche und zum zweiten die Intensität des Aufpralls. Wichtig zu wissen ist auch, dass der Schaden nicht unmittelbar sichtbar werden muss. Mitunter treten die Risse erst auf, nachdem über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit unter die beschädigte Glasur gelangt ist. „Typisch für diese Schadensursache“, sagt Mai, „sind sternförmig von der Einschlagstelle, deren Durchmesser auch nur wenige Millimeter groß sein kann, nach außen verlaufende Risse, die sich in der Regel weiter verzweigen.“

Vorbeugende Lösung gegen Spannungsrisse
Spannungsrisse können aber auch entstehen, wenn es zu einer übermäßigen Punktbelastung der Keramik kommt. Bei der Montage ist daher einerseits darauf zu achten, dass das Material durch Abstützen oder Festhalten nicht an einer Stelle starkem Druck ausgesetzt wird. Druckpunktbelastung ist andererseits aber auch Folge von Unebenheiten in der Fläche der gefliesten Wand, an der WC oder Waschtisch montiert werden. „Es reicht schon ein mit dem bloßen Auge nicht erkennbarer Überstand von einem Zehntel Millimeter an einer Fliese“, berichtet Mai, „damit an der überstehenden Stelle der Fliese durch Druckpunktbelastung ein Stück der Sanitärkeramik abplatzt oder als Riss zum Keramikkörper ausläuft.“ Verhindern lässt sich dies üblicherweise, indem zwischen Keramik und Fliese eine Trennschicht montiert wird. Diese mechanische Trennung zwischen zwei harten Werkstoffen unterbindet nicht nur den Schall, sondern beugt auch Spannungen vor. Als Trennschicht bieten sich Dämmmatten, wie sie Teil des Schallschutzsets für Waschtische und WCs sind, Montagebänder für Keramik oder Weißzement an. „Dünne Schallschutzmatten sind hierfür besser geeignet als dicke, denn umso dicker die Matte, umso mehr Bewegung kann es zwischen Wand und Keramik geben, sodass in der Folge dann auch die Silikonfugen abreißen“, weiß Mai aus fast 40 Jahren Montagepraxis. „Stripbänder haben im Vergleich dazu nur eine geringe Auflagefläche. Persönlich halte ich schnell aushärtende Fugenmasse überall dort, wo kein Schallschutz zwingend erforderlich ist, für die beste Lösung, um einen Ausgleich zwischen Sanitärkeramik und Fliesenwand zu schaffen.“ Bei der Montage ist darauf zu achten, dass die Schrauben an der Keramik handfest angezogen werden, also mit etwa sieben bis zehn Newtonmeter (Nm). Die Größe des Sanitärobjekts ist hier nicht von Bedeutung, wohl aber die Beschaffenheit der Wand. Der zunehmend verwendete Gipskarton etwa ist nicht druckfest, sodass sich die Keramik mit der Zeit immer weiter in die Wand drücken und locker werden kann.

Bilder: Villeroy & Boch AG

 

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