Vor Baubeginn das Ergebnis sehen
Marktübersicht 3D-Badplanungs-Software
Während das „smarte“, digital vernetzte Bad noch weitgehend in den Kinderschuhen steckt, kommt zeitgemäße Badplanung schon längst nicht mehr ohne spezielle EDV-Programme aus. Welche Software-Angebote auf dem Markt sind und was sie jeweils zu leisten imstande sind, zeigt unsere Marktübersicht.
„Für den Kunden wird es so viel einfacher, sich ein Bild von seinem künftigen Bad zu machen.“ Valentina Lurz von der Karl und Matthias Schüller GbR aus dem fränkischen Maßbach schwört auf digitale 3D-Badplanungs-Software. Dabei denkt die Badplanerin nicht nur an ein unlängst realisiertes rund 25 m² großes Luxus-Bad mit Komfort-Duschzone, Sauna und zwei Waschbereichen. „Ohne die realitätsnahe Visualisierung hätte der Kunde sich nicht von unserer Lösung überzeugen lassen und wäre bei einer schlichteren Badgestaltung geblieben“, erzählt sie. Längst plant das Unternehmen alle Bäder – auch die kleinen Projekte – mit digitaler Unterstützung.
Dabei schlagen Badplanungsprogramme eine Brücke zwischen dem konstruktiven Entwurf, der als Plan beim Bau vorliegen muss, und einer attraktiven Präsentation für den Kunden. Verlangt werden heute bildmächtige Visualisierungen, 3D und virtuelle „Ortsbegehung“ vorab, ebenso die Vernetzung diverser Plattformen: Ideenfindung, Recherche, Bearbeitung und Darstellung finden auf mehreren Geräten statt, internet-basiert und mobil, und der Kunde will beteiligt sein. Denn der Umgang mit digitalen Geräten und Anwendungen ist für die Allermeisten heutzutage eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Hier mitzuhalten ist für Badplaner und Sanitärprofis nicht selten ein Erfordernis im Wettbewerb um den nächsten Kundenauftrag.
Wir haben uns daher bei fünf Software-Anbietern einmal genauer über deren 3D-Badplanungsprogramme informiert.1)
Palette CAD
Das Familienunternehmen Palette CAD aus Stuttgart sieht sich als Pionier in der Entwicklung von Software für die digitale Planung und Visualisierung von Inneneinrichtungen und Bädern. „Palette CAD“ bildet alle Gewerke ab und wird vielfach von Sanitärprofis, Fliesen-, Naturstein- und Holzbetrieben sowie Architekten gemeinsam eingesetzt. Eine eigene Cloud-Lösung kommt der Abstimmung aller Mitwirkenden am Projekt zugute.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Einbindung des Kunden. Er kann seine Ideen auf dem einfachen Online-Planer „Palette@Home“ festhalten, um sie danach an den Händler oder Planer weiterzugeben. Das Online-Werkzeug lässt sich auf der eigenen Website einbinden, wo es zum Zusatzangebot des Badprofis wird. Mit der Medienplattform „Palette Showroom“ kann der Sanitärbetrieb zudem seine Ausstellung sozusagen digital vergrößern.
360° Panorama oder „Kameraflug“
Damit die Planung schnell von der Hand geht, gibt es in „Palette CAD“ viele digitale Helfer, die das Erstellen der Wände und Einsetzen konstruktiver Besonderheiten, wie etwa Dachschrägen oder Vorwände, schnell von der Hand gehen lassen. Der Entwurf lässt sich als 360° Panorama oder wie mit einem virtuellen Kameraflug betrachten. Zu den Darstellungsoptionen zählen u. a. der Blick durch die VR (Virtual Reality)-Brille, die Palette CAD ebenfalls anbietet, oder die kostenlose App „PaletteMove“ für Smartphones und Tablets. Der Einstieg in die digitale Welt von „Palette CAD“ kostet 990 Euro zuzüglich 59 Euro pro Monat für Palette Service und Palette Cloud.
Innoplus
Einer der großen Vorteile digitaler Badplanungsprogramme ist, dass sie anders als jede noch so riesige Ausstellung kaum Grenzen kennen, was die Darstellung von Sanitärobjekten, Fliesen, Materialien, Dekoren und Accessoires angeht. „Die Einrichtung einer ‚virtuellen Badkoje’ ist heute eine sinnvolle Ergänzung für jede Sanitärausstellung“, meint daher auch Kathleen Anders von Compusoft Innova, deren Software „Innoplus“ inzwischen in der Version 12.0 vorliegt. Dies gilt umso mehr, als solch moderne Technologien auch neue Möglichkeiten bei der Kundengewinnung, Beratung, Präsentation und Kommunikation erschließen können. Die „Innoplus Cloud“ z. B. bietet über ihren Showroom Endkunden eine breite Vorauswahl, lässt gleichzeitig aber Raum für eigene Ideen. Der Handwerker oder Großhändler präsentiert damit Beispielplanungen, Ausstellungskojen und nicht zuletzt seine Referenzen. Der Kunde kann selbst kreativ werden und mit dem Onlineplaner „Innoplus Web“ Entwürfe seines Traumbades erstellen. Diese liefern dem SHK-Profi Hinweise für seine Detailplanung. Die Kommunikation zwischen Profi und Kunden wird dabei vollständig via Cloud abgewickelt.
Der Funke springt über
Und auch vor dem Bildschirm von PC, Notebook, Tablet bzw. Smartphone, vor der Leinwand des 3D-Kinos oder vor den eigenen Augen beim Blick durch die VR-Brille springt der Funke zum Kunden über – dank fotorealistischer Darstellung oder der Kamerafahrt durch das künftige Traumbad. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Badgestalter zuvor seine „Hausaufgaben“ gemacht und dabei die Möglichkeiten des Programms ausgeschöpft hat: von der exakten Aufnahme der Raumabmessungen über die Anlage des Raums auf Basis in der Software vordefinierter Beispiele bis hin zur maßgenauen Integration der benötigten Sanitärobjekte in die Planung. „Innoplus Comfort“ kann man für monatlich 179 Euro mieten.
ViSoft Premium
Mit „ViSoft Premium“ bietet ViSoft aus Sindelfingen ein Komplettpaket für die Raum-, Bad- und Fliesenplanung an, das den Badplaner mit zahlreichen Wahlmöglichkeiten für Raumplanung und optische Darstellung unterstützt. Im Planungsprozess nutzt Vi-Soft – so wie alle Anbieter – die Anbindung an Daten der ARGE, überdies Material von mehr als 170 Sanitärherstellern mit wöchentlicher Aktualisierung. Zudem stehen die nach eigenen Angaben weltweit größte 3D-Fliesen-Datenbank und eine Deko-Datenbank mit über 1200 hochwertig gestalteten 3D-Objekten zur Verfügung. Was in diesem umfangreichen Daten-Fundus nicht enthalten ist (beispielsweise individuelle Objekte oder Fliesenbilder), lässt sich manuell einpflegen. Referenzen von Fachplanern, die diese auf der internet-basierten Plattform „ViSoft 360“ präsentieren, sind eine weitere Inspirationsquelle. Der professionelle „ViSoft“-Anwender entscheidet selbst, ob er seine Planung auf dieser Plattform öffentlich teilt oder exklusiv seinem Kunden per Link zur Verfügung stellt. Endkunden sind eingeladen, den Online-Planer „ViPlan“ auf ihrem PC oder Tablet für erste Schritte der Badplanung zu nutzen, um diese Zwischenergebnisse im Beratungsgespräch weiter zu vertiefen. Sowohl Online-Planer als auch Apps und 3D-Software passt ViSoft individuell dem Auftritt des Fachpartners an, wobei sich z. B. auch das spezifische Fliesensortiment berücksichtigen lässt. „ViSoft Premium“ steht Interessenten 60 Tage kostenlos zur Verfügung. Die Volllizenz kostet 175 Euro pro Monat.
M3B.Badplaner
Im Grunde genommen lässt sich moderne Badplanungs-Software aller hier vorgestellten Anbieter mit einem Assistenten für den Badplaner vergleichen. „Sie denkt mit und nimmt ihm Arbeitsschritte ab“, betont Martin Deitmerg von M3B. Dazu bietet die Sauerländer Firma – so heißt es auf der Homepage – ein „durchgängiges Software-Konzept für alle Schritte der Badplanung“. Herzstück ist das 2018 aktualisierte Planungsprogramm „M3B.Badplaner“, das um die Module „Aufmaß“, „Virtual Reality“, „Foto“, „Fliese“, „Budgetplaner“ und „Showroom“ ergänzt werden kann. Das Aufmessen erfolgt mithilfe einer App und eines bluetooth-fähigen Entfernungsmessers digital. Alle Messdaten werden direkt in der App gespeichert und lassen sich von dort in die Planung am Computer übergeben. Weiterer Vorteil: Mit Speicherung der Aufmaße ist der zu planende Raum inklusive aller Anschlüsse bereits angelegt.
Angebot auf Knopfdruck
Hier lassen sich Sanitärobjekte, Fliesen, Beläge und Möbel per „Drag & Drop“ einfügen. Dabei hält das Programm diverse automatisierte Assistenten bereit, die beim „Einbau“ komplexer Bauteile helfen. Interessant ist, dass bei der Entwurfsplanung und deren Darstellung sowohl unterschiedliche Kunstlichtszenarien als auch Tageslichtsituationen simuliert werden können.
Das Ergebnis der Planung lässt sich ähnlich wie bei allen übrigen Anbietern auf unterschiedlichste Weise darstellen: vom bloßen Grundriss über die zeichnerische Darstellung in verschiedenen Stilformen bis hin zu 360°-Rundumsicht und Video-„Flug“. Pfiffig ist, dass in Kombination mit dem Budgetplanungsmodul auf Knopfdruck das Angebot für die Umsetzung des Entwurfs vorliegt. Interessenten können die Software kaufen oder mieten. Der monatliche Mietpreis startet bei 50 Euro – inklusive Hotline-Unterstützung und Updates.
DVC Badplan 3DPlus
Moderne Badplanungssoftware assistiert aber nicht nur dem Planer, sondern kann darüber hinaus ebenso schon in den ersten Beratungsgesprächen mit dem Kunden und bei der Anbahnung eines Auftrags sehr nützlich sein. Denn „3D-Ansichten und virtuelle Präsentationen beseitigen die Unsicherheit vieler Bauherren bei der Entscheidung für eine neue Badausstattung und führen direkter zum Abschluss“, ist sich Michael Maßmann von DVC sicher. So lassen sich mit der zum modular aufgebauten Planungsprogramm „Badplan 3DPlus“ dazugehörigen Tablet-App nicht nur Aufmaße und Projektdaten aufnehmen, sondern darüber hinaus noch vor Ort beim Kunden die Ist-Situation und erste Planungsideen dreidimensional vorführen, ohne dass dafür eine Internetverbindung nötig ist. Dazu stehen in der App neben Schnellplanungsobjekten bereits die vollständigen Herstellerkataloge zur Verfügung.
Erlebnis für Kunden
Nach Übertragung der Daten auf den Planungs-PC erfolgt die Anlage des zu beplanenden Raums mit Türen, Fenstern oder Mauerdurchbrüchen. Die Positionierung von Sanitärobjekten, Möbeln, Fliesen und Accessoires funktioniert auch hier per „Drag & Drop“. Assistenten erleichtern die Bearbeitung und Feineinstellung aller Bauteile, Accessoires und Oberflächen.
Für eine Präsentation der Planungsideen lässt sich unterwegs die App nutzen. „Zum besonderen Erlebnis wird die Präsentation aber in der eigenen Ausstellung, bei der fotorealistische Bilder die 3D-Präsentation ergänzen und der Kunde mit einem Virtual-Reality-System die Planung nahezu grenzenlos selber erkunden kann“, so Michael Maßmann. Auch die DVC-Software kann man entweder kaufen oder mieten. Der monatliche Mietzins beginnt ab 69 Euro.
Nützlich und faszinierend
Angesichts des Leistungsspektrums der hier vorgestellten 3D-Planungsprogramme verwundert es nicht, dass sie im Sanitärhandwerk weithin als nützliches Werkzeug für die professionelle Badgestaltung anerkannt sind. Sie erleichtern den Entwurfsprozess deutlich, helfen den zeitlichen Aufwand für eine Planung merklich zu reduzieren, sie können ein Stück weit die eigene Badausstellung ersetzen und sie heben die Präsentation der Planungsergebnisse auf ein neues, modernes Niveau, das zudem den Austausch mit dem Kunden und dessen Teilhabe am Planungsprozess leichter macht. Ein Ersatz für die eigene Kreativität und die planerische Kompetenz können und sollen sie aber nicht sein.
Autoren:
Dr. Carsten Tessmer, Regensburg;
Heinz Kaiser, Hamburg
Eine ausführliche Marktübersicht (tabellarische Ansicht) zu den vorgestellten 3D-Badplanungsprogrammen finden Sie auf dem nachfolgenden Downloadbutton.