Überlaufschutz für den Keller
Experten-Tipps und Informationen zur Sicherheit vor Rückstau im Haus
Berichte über Unwetter und vollgelaufene Keller häufen sich. Unwetter und Regenfälle mit Niederschlagsmengen, die bisher in dieser Stärke in unseren Regionen nicht bekannt waren, suchen zwischenzeitlich alle Teile Deutschlands heim. Diese großen Regenmengen können oft vom öffentlichen Entwässerungssystem (Kanalisation) kurzzeitig nicht normal abgeleitet werden.
In der Kanalisation entsteht ein Überdruck, der sich über die Abwasseranschlüsse von ungeschützten Gebäuden entspannt. Das Schmutzwasser der Kanalisation tritt dann aus den tiefer liegenden Gebäudeablaufstellen (die unterhalb der Rückstauebene liegen) aus. Der Autor hat wichtige Fragen zusammengestellt und beantwortet.
Was ist die Rückstauebene?
Die Rückstauebene ist eine gedachte Linie auf Straßen- bzw. Gehwegniveau des Straßenablaufs, der am nächsten beim Gebäudeabwasseranschluss an der Kanalisation liegt. Dies gilt, sofern von der zuständigen Behörde keine anderen Angaben gemacht sind.
Was ist im Gebäude rückstaugefährdet?
Alle Ablaufstellen (z.B. Kellerabläufe, Ausgussbecken, Waschmaschinenanschlüsse, Duschen, Toiletten), die unterhalb der Rückstauebene liegen, sind rückstaugefährdet und gegen Rückstau zu schützen.
Welche Abwässer fallen an?
In der Regel fallen bei Wohnhäusern folgende Abwässer an:
- Schwarzwasser (fäkalienhaltiges Abwasser),
- Grauwasser (fäkalienfreies Abwasser),
- Niederschlags-/Regenwasser.
Welche Bauteile dienen dem Rückstauschutz?
Folgende Anlagen und Geräte können u.a. zum Schutz gegen Rückstau installiert werden:
- Abwasserhebeanlagen (für fäkalienfreies oder fäkalienhaltiges Abwasser),
- Rückstauverschlüsse (für fäkalienfreies oder fäkalienhaltiges Abwasser).
Was bietet den erforderlichen Schutz vor Rückstau?
Den notwendigen Schutz vor Rückstau bieten Abwasserhebeanlagen oder Rückstauverschlüsse. Voraussetzung ist, dass das Gerät oder die Anlage an der richtigen Stelle installiert wird.
Wann muss eine Hebeanlage eingebaut werden?
Wenn das Abwasser von der Gebäudeablaufstelle nicht im natürlichen Gefälle in die öffentliche Kanalisation geleitet werden kann, muss eine Abwasserhebeanlage installiert werden. Das Abwasser ist über die Rückstauschleife und danach im natürlichen Gefälle in die öffentliche Kanalisation zu leiten.
Was darf an Hebeanlagen/Rückstauverschlüssen angeschlossen werden?
In der Regel dürfen nur Ablaufstellen, die unterhalb der Rückstauebene liegen, über Rückstauverschlüsse oder Abwasserhebeanlagen geführt werden. Alle Ablaufstellen, die über der Rückstauebene installiert sind, sind direkt abzuleiten.
Gibt es Rückstauverschlüsse für fäkalienhaltiges Abwasser?
Ja, Rückstauverschlüsse für Schwarzwasser (fäkalienhaltiges Abwasser) dürfen eingesetzt werden, wenn
- das Abwasser im natürlichen Gefälle abgeleitet werden kann,
- der Benutzerkreis klein ist,
- ihm bei Rückstau ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht,
- er bei Rückstau auf die (mittels Rückstauverschluss) geschützten Ablaufstellen verzichten kann,
- es sich um untergeordnete Nutzungsräume handelt und keine wesentlichen Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigt werden können.
Gibt es Rückstauverschlüsse für fäkalienfreies Abwasser?
Ja, Rückstauverschlüsse für fäkalienfreies Abwasser dürfen installiert werden, wenn
- das anfallende Grauwasser im natürlichen Gefälle abgeleitet werden kann,
- es sich um untergeordnete Nutzungsräume handelt,
- keine wesentliche Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigt werden können und
- bei Rückstau auf die mittels Rückstauverschluss geschützten Ablaufstellen verzichtet werden kann.
Was ist bei der Installation von Rückstauverschlüssen zu beachten?
Entscheidend für die Wahl des Rückstauverschlusses ist die Art des Abwassers: Handelt es sich um Schwarz- oder Grauwasser?
Was darf nicht geschützt werden?
- Ablaufstellen, die oberhalb der Rückstauebene liegen, sind nicht über Abwasserhebeanlagen oder Rückstauverschlüsse zu führen.
- Das gesamte Entwässerungssystem (z.B. Schwarz-, Grau- und Regenwasser) des Gebäudes darf nicht gemeinsam über eine Abwasserhebeanlage oder einen Rückstauverschluss geführt werden.
- Niederschlagswasser darf in der Regel nicht gemeinsam mit Schwarz- oder Grauwasser über eine gemeinsame Abwasserhebeanlage abzuleiten.
- Niederschlagswasser darf nicht über einen Rückstauverschluss abgeleitet werden.
Wo und wie sind die Anlagen oder Geräte zu installieren?
Bei der Installation von Abwasserhebeanlagen muss u.a. beachtet werden, dass:
- das Abwasser von Hebeanlagen über die Rückstauschleife der Kanalisation zuzuleiten ist,
- das häusliches Ab- und Niederschlagswasser in der Regel nicht gemeinsam über eine Abwasserhebeanlage abgeleitet werden dürfen,
- eine Abwasserhebeanlage für Niederschlagswasser in der Regel außerhalb des Gebäudes zu installieren ist,
- bei der Installation der Rückstauschleife im Freien (außerhalb von Gebäuden) eine mögliche Frostgefahr zu beachten ist und entsprechende Schutzmaßnahmen vorzusehen sind.
Ist eine regelmäßige Inspektion oder/und Wartung erforderlich?
Inspektion von Abwasserhebeanlagen
Bei allen Abwasserhebeanlagen soll monatlich die Betriebsfähigkeit von mindestens zwei Schaltzyklen durch den Betreiber geprüft werden.
Inspektion von Rückstauverschlüssen für fäkalienhaltiges Abwasser
Die ordnungsgemäße Geräte-Funktion sollte vom Betreiber monatlich durch Inaugenscheinnahme geprüft werden.
Wartung von Hebeanlagen
Je nach Art und Nutzung des Gebäudes sind Abwasserhebeanlagen durch Fachkundige zu warten:
- vierteljährlich bei Anlagen in gewerblichen Betrieben,
- halbjährlich bei Anlagen in Mehrfamilienhäusern,
- jährlich bei Anlagen in Einfamilienhäusern.
Wartung von Rückstauverschlüssen für fäkalienfreies Abwasser
Diese Rückstauverschlüsse sollen zweimal im Jahr kontrolliert und geprüft werden. Die Wartung hat durch sachkundiges Personal zu erfolgen.
Wartung von Rückstauverschlüssen für fäkalienhaltiges Abwasser
Diese Rückstauverschlüsse sollen zweimal im Jahr kontrolliert und geprüft werden. Die Wartung hat durch fachkundiges Personal zu erfolgen. Es wird außerdem empfohlen, dass der Betreiber (Gebäudebesitzer oder Hausmeister) die Geräte monatlich auf ihre Funktion hin prüft.
Wie funktioniert ein Rückstauverschluss?
Allgemeine Anforderungen
Ein Rückstauverschluss muss selbstständig schließen und nach Rückstauende wieder den Ablauf des Abwassers freigeben. Sie müssen u.a. zwei selbsttätige, unabhängig voneinander funktionierende Verschlüsse und einen per Hand verschließbaren Notverschluss haben, wobei der Notverschluss mit einem selbsttätigen Verschluss kombiniert sein darf.
Rückstauverschlüsse für fäkalienfreies Abwasser
Diese Geräte können mit mechanischen Verschlüssen ausgestattet sein, die bei Rückstau selbsttätig schließen und nach Rückstauende selbsttätig das Abwasser wieder abfließen lassen.
Rückstauverschlüsse für fäkalienhaltiges Abwasser
Diese Geräte müssen mit einer Hilfsenergie ausgestattet sein, da:
- im Normalfall 90% des Rohrquerschnitts geöffnet sein muss,
- der Betriebsverschluss bei Rückstau innerhalb von maximal 60 Sekunden selbsttätig verschlossen sein muss,
- der Schließvorgang spätestens dann beginnen muss, wenn das Rückstauniveau am Geräte-Ablaufstutzen 100 mm erreicht hat,
- nach Ende des Rückstaus der Betriebsverschluss wieder selbsttätig öffnen muss.
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Reinhold K. Tränkle, freier Sachverständiger im BVFS, Mitarbeiter in verschiedenen DIN- und Euronormausschüssen (u.a. für Hebeanlagen und Rückstauverschlüsse)
www.aco-haustechnik.de
www.dallmer.de
www.kessel.de