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Tuning für den Wohnraum Küche

Trends 2011. Die Experten sind sich einig: Die Deutschen mögen ein gemütliches Heim und dieses soll immer häufiger auch gesellschaftlich beeindrucken. Tuning und Status ist angesagt. Wohnliche Seelenpflege aber auch. In der Küche und darüber hinaus.

Neuheit von der LivingKitchen: JETTE-Küche von RWK mit keramischen Fronten (Unterschränke) und Design-Regalen mit hinterleuchteter Glasrückwand. Charakteristisch für die Lifestyle-Küche sind die 11° abgewinkelten Schränke.

 

Die Trendscouts unter den Wohnexperten sehen eine „neue deutsche Gemütlichkeit“ entstehen. Dieser Stil vereine kühle und verspielte Elemente und spiegele die Persönlichkeit des wohnenden Menschen wider. An Bedeutung gewinne der Tuning-Leitgedanke des „Pimp my Home“. Gemeint ist das „Aufmotzen“ der eigenen vier Wände. Dies sei nicht nur schick, sondern durch die vielfältigen Möglichkeiten unkompliziert umzusetzen. Wobei Vielfalt teils eigentümliche Wege geht. Früher gab es häufig nur die Kuckucksuhr als Zeitmesser, heute ist dieses Relikt eine von 30 verschiedenen Varianten – und in manchen Kreisen, neudeutsch Communities genannt – angesagter denn je. Einstige Randbereiche des Wohnens erhalten eine immer wichtigere Rolle. Kissen, Tapeten, Accessoires und Bodenbeläge in großer Vielfalt unterstützen den Trend zum „Aufmotzen“. Möbel, Umfeld und Deko gehen eine immer engere Verbindung ein, ähnlich wie die Hard- und die Software bei elektronischen Geräten.
Eindeutig ist für die Trendforscher: „Den Menschen wird das eigene Zuhause immer wichtiger“. Rund 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir demnach in Innenräumen. Neue Studien belegten, dass das eigene Zuhause zum sozialen Mittelpunkt avanciert und daher Kneipen- oder Restaurantbesuche immer mehr ersetzt. Smartphones, Netbooks oder Tablet-Computer als Kommunikationsmittel förderten den Rückzug ins Private zusätzlich. Aber ohne zwischenmenschliche Kontakte, den Besuch von Freunden zu einem leckeren Essen oder das gemeinsame Fußballgucken, funktioniert das Leben nicht. Deshalb gilt: Wenn man schon viel Zeit daheim verbringt, soll es eine Wohnung sein, die der Seele gut tut. Wie das funktioniert? Indem sie möglichst exakt an den Bedürfnissen und Vorlieben der jeweiligen Person ausgerichtet ist. Individualität ist Trumpf.

Neuheiten und Trends 2011
Im Vorfeld der Kölner Möbel- und Küchenmessen imm cologne bzw. LivingKitchen hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie Aussteller gefragt: Welche Trends und Tendenzen sehen Sie für 2011? Die Antworten ranken sich um die Stichworte Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und ineinander übergehende Wohnbereiche. Grundsätzlich stehe bei allen neuen Möbeln gutes Design und eine gute Qualität im Vordergrund. Beide Faktoren seien Eintrittskarten für den Markt. Im Faktor Qualität werde das Thema „Nachhaltigkeit“ immer wichtiger. So steige die Nachfrage nach Massivholzmöbeln, und im Möbelhandel werden Verkäufer immer häufiger gefragt, welche Materialien für dieses oder jenes Möbelstück verwendet wurden. „Die Menschen werden sensibler im Umgang mit Ressourcen“, lautet eine der prägenden Aussagen.
Darauf hat sich die Industrie eingestellt und stellt immer mehr Material-Mischungen her, die am Ende ihres Lebenszyklus wieder zu trennen sind. „Hintergrund für diesen Wunsch der Verbraucher ist das große Leitbild Gesundheit.“ Darum sei es nachvollziehbar, dass Materialehrlichkeit auch im Möbelbau eine immer wichtigere Rolle spiele. Gesundheit werde zunehmend ganzheitlicher begriffen. „Wir merken trotz oder wegen unserer Zivilisation, dass zum Wohlbefinden Körper und Geist gehören. Im Lebensmittelbereich ist es das Thema Bio, bei Freizeitaktivitäten ist es die Natur und bei Konsumgütern das Thema Nachhaltigkeit, das die Menschen bewegt.“ Hier seien wir erst am Anfang einer umfassenden Entwicklung, die mancherorts als Green-Line-Welle bezeichnet wird.

Formen, Farben, Muster
Für alle Einrichtungsarten gilt: Die Formen sind flexibel, kombinierbar und machen sich so schlank wie möglich, sodass ein weites Raumgefühl entsteht.
Bei den Farben gibt es a) einen unangefochtenen Dauerbrenner und b) eine Tendenz zum mutigen Griff in den Farbtopf. Soll heißen: Die Megatrendfarbe Weiß bei Möbeln wird bleiben. Weiß kann mit jeder anderen Farbe kombiniert werden. Weiß ist zurückhaltend, fast neutral. Starke Farbakzente setzen bei alldem Weiß kraftvolle Unis beispielweise bei Accessoires, kräftig einfarbig gestrichenen Wänden oder Nischenverkleidungen. Ebenso passen die Retromuster der Tapetendesigner oder die anderen bunten Muster gut zu weißen Möbeln. Das Motto lautet: Mut zur Farbe, in angenehmer Kombination. Bei den Unis seien Blautöne – von Petrol bis Mint – gefragt und das große Spektrum der Naturtöne. Diese finden sich auch bei Oberflächen von Kastenmöbeln oder bei Küchenfronten wieder. „In Anlehnung an die 1970er-Jahre spielen vereinzelt auch Orange und Apfelgrün eine Rolle.“ Nicht wegzudenken seien zudem schwarze Flächen und Bezugsstoffe.
Streifen, florale Stoffe oder abstrakte Grafik: Das Thema Muster bei Bezugsstoffen ist sehr vielfältig. Auch das Ornament bleibt als opulentes Dessin beliebtes Thema. Bei allen Stoffen spielt das haptische Erleben eine große Rolle. Viele Stoffe sind nicht mehr glatt, sondern haben eine reliefartige Struktur, die zum Sitzen einlädt und anschmiegend wirkt. Man wird quasi eins mit dem Möbel, auf dem man gerade sitzt oder liegt. Modernität hin oder her: Kuscheln bleibt wichtig.

Ehrliche Materialien
Eine klare Tendenz zeigt Richtung Materialehrlichkeit. Und ehrlich sein können am besten Materialien, die natürlich sind. Im Trend liegen Glas, Stein, Holz und einzelne Metalle wie Edelstahl. Glas wird in der kommenden Saison gern als Front eingesetzt. In Küchen, bei Wohnwänden und an Kleiderschränken. Dickes Glas als Tischplatte oder satiniertes Glas als transluzente Front eines Schrankes. Furnierter oder massiver Stein dient als Arbeitsfläche. Im Kommen sind Edelmaterialien mit haptisch angenehmer Oberfläche. Auch spielt Leder in der kommenden Möbelsaison vermehrt eine Rolle. Üblicherweise natürlich als Bezugsmaterial für Polstermöbel, aber in Randbereichen als Intarsie bei Schubläden oder Tischoberflächen. Eine gewisse Grenze wird dem Einsatz von Leder durch die starken Preiserhöhungen in Zukunft entgegengesetzt werden. In der Küche dürfte Leder von vereinzelten Frontverkleidungen abgesehen eine eher zurückhaltende Rolle spielen.

Zeitgemäße Eiche
Die gute alte Eiche erlebt einen wahren Auftrieb. Modern ist sie im Jahr 2011, weil man ihr ihre ursprünglich sanfte Holzfarbe belässt und nicht mehr dunkel-rustikal beizt. Der Nussbaum behält seine wichtige Stellung, die Kernbuche wohl auch. Beide Hölzer wirken wertig und elegant. Die Kirsche mit ihren zarten, rötlichen Anklängen spielt ebenfalls eine herausragende Rolle. Die Verwendung heimischen Holzes, auch Obstholzes, wird den Käufern wichtiger. Im helleren Farbspektrum bleiben Buche, Ahorn, Esche, Erle und Birke.

Licht, Licht, Licht
Im Haushalt verabschiedet sich die traditionelle Glühbirne. Ihr Ersatz sind moderne LED-Leuchten. LEDs haben drei Vorteile: 1. sie arbeiten energieeffizient, 2. sie bleiben vergleichsweise kühl und 3. haben sie eine lange Lebensdauer. Die Möbelindustrie setzt immer häufiger LEDs ein: in Vitrinen, als Regal- und Schrankbeleuchtung oder als Zierleisten bei Sideboards. Die neuste Entwicklung hin zu den preiswerteren organischen lichtemittierenden Dioden, den sogenannten OLEDs, ermöglicht den Herstellern neben hauchdünnen Bildschirmen eine großflächige Beleuchtung etwa als Regalboden oder großflächige Raumbeleuchtung. Gutes Licht und energieeffiziente Lichtquellen – oftmals versteckt und wie von Zauberhand erstrahlt – sind ein Toptrend, der uns in den nächsten Jahren begleiten wird.
Für den Einrichtungsberater und Küchenplaner wird Licht zu einem der prägenden Kompetenzthemen. Licht ist nicht gleich Licht, sondern taucht das Möbel in teils völlig unterschiedliche Stimmungen. Der Einsatz von Leuchten in der Bandbreite von Kalt- bis Warmweiß will konkret geplant und umgesetzt werden, sonst droht nach der Montage das böse Erwachen, wenn die Nischenbeleuchtung der Küche so ganz anders wirkt, als im Küchenstudio. Wer sich hier sattelfest zeigt, kann ein praktisches Beratungsplus in die Waagschale legen.


Die Küche lebt
Professionalisierung hat längst in die heimischen Küchen Einzug gehalten. Arbeitsabläufe können durch die sinnvolle Zuordnung von Möbeln optimiert werden, Licht beleuchtet gezielt Arbeitsflächen oder Essbereiche. Ein ganz großes Thema bei den Elektrogeräten ist Ener­giesparsamkeit. Sowohl Strom als auch Wasser werden von immer mehr Verbrauchern bewusster wahrgenommen. Es schont den eigenen Geldbeutel und nutzt der Umwelt. Energieeffiziente und leise Küchengeräte werden zunehmend Standard.
Schlichte Formen dominieren weiterhin. Schlicht ist elegant und zurückhaltend – und alles andere als langweilig. Sofern das Gesamtpaket stimmt. Sprich die Umfeldgestaltung mit offenen Regalen und viel Glas als Material für Fronten, Arbeitsflächen oder Nischenverkleidung. Die Wohnküche ist weiterhin der stichhaltigste Beweis dafür, dass die Wohnbereiche immer mehr miteinander verschmelzen, und sich die Ansprüche an Wohnen ändern. Die räumliche Machbarkeit vorausgesetzt.


Barfuss UND Lackschuh

Wohnen ist Leben und Leben ist Veränderung. An die sich ändernden Bedürfnisse und Ansprüche der Menschen müssen sich die Dinge ihrer Umgebung anpassen. Beim Wohnen hat sich immer viel verändert, manches eher langsam, manches eher schnell, manches von Dauer und manches verschwindet so schnell wie es gekommen ist. Das einstige „Entweder-Oder-Modell“ wird abgelöst durch ein eindeutiges „Sowohl-Als-Auch“. Alles ist möglich, so auch beim Wohnen.
Megatrends beeinflussen und prägen das Wohnen. Stichworte wie Individualisierung, Gesundheit, veränderte Familienstrukturen, demografischer Wandel und Globalisierung wirken sich auf die Einrichtungsbranche aus. So überwindet man heute beim Einrichten traditionelle Grenzen, montiert das Fernsehen in den Küchenbereich, macht den Esstisch zur Kommunikationszentrale, stellt die Badewanne ins Schlafzimmer. Die Wohnräume verschmelzen eben immer mehr. Mal schneller mal bedächtiger. Doch wo immer machbar, wird der Dreiklang „Küche – Essen – Wohnen“ zum Einrichtungsprinzip. Für die Trendscouts beschreibt der Begriff „Entgrenzung“ diesen Trend treffend. „Früher fragte man sich, was gehört in ein Wohnzimmer? Heute fragt man, was will ich in mein Wohnzimmer stellen? Was will ich dort von mir erzählen? Das sind die Grenzen, in denen wir uns in Zukunft bewegen.“ Für den sozialen und kommunikativen Wohnmittelpunkt Küche dürfte Ähnliches gelten.

www.wohninformationen.de

www.in-wohnen.de

www.kuechenplaner-magazin.de

 


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