Nordrhein-Westfalen – Im Interesse des Handwerks
Die Aktivitäten des Fachverbands in NRW stärken die Positionen der Innungen und Betriebe
Auch im Jahr 2014 lud der nordrhein-westfälische SHK-Fachverband die Presse zu einem Gespräch nach Düsseldorf ein. Hans-Joachim Hering (Landesinnungsmeister) und Hans-Peter Sproten (Hauptgeschäftsführer) skizzierten die Aktivitäten des Handwerksverbands und was ihn momentan bewegt.
Zufriedenes Handwerk
Der FV SHK setzt sich aus allen in NRW existierenden 59 Innungen zusammen. Organisiert sind rund 6300 Betriebe. Nach der Auswertung der Herbstumfrage des WHKT (Westdeutscher Handwerkskammertag) sieht sich das SHK-Handwerk in NRW gut aufgestellt. Befragt wurden 357 SHK-Betriebe. Zwar gebe es eine Verschiebung hinsichtlich der jetzigen Wirtschaftslage von „Gut“ (45 %) zu „Gleich“ (46 %), doch Hering gibt zu Bedenken, dass das Handwerk aus einer guten Lage heraus diese Beurteilung abgegeben hat. Bei den zukünftigen Erwartungen zeichnet sich ein ähnliches Bild. Und: Nur 6 % der Betriebe gehen von einer schlechteren Wirtschaftslage aus.
Verbandsumzug
Noch in diesem Jahr wird der SHK-Fachverband wieder ein eigenes Gebäude von rund 700 m2 Nutzfläche beziehen. Termin für den Umzug zur Jahnstr. 52 in Düsseldorf (keine 500 m Luftlinie vom jetzigen Standort entfernt) ist für Mitte Dezember 2014 vorgesehen. Hans-Joachim Hering und Hans-Peter Sproten gehen fest davon aus, dass der geplante Kostenrahmen (2,5 Mio. Euro) eingehalten wird.
Ausbildungssituation
Vor Jahren hat der SHK-Fachverband die Nachwuchskampagne „Superheldenkarriere“ initiiert. Nach den Worten von Sproten trägt sie zum Erfolg bei den Zahlen der Auszubildenden bei. Die Neuverträge lagen im Jahr 2013 bei 2684 nach 2500 im Jahr 2012.
Etwa 2100 allgemeinbildende Schulen hat der Verband Anfang des Ausbildungsjahres 2014/2015 mit Informationsmaterial für Schüler beschickt. Erstmals waren Gymnasien dabei. Hering erklärt die Hintergründe: „In Zeiten, in denen mehr als die Hälfte aller Schüler ein Abitur macht, wird ein Teil nicht in der Lage sein, ein Studium zu beginnen oder zu beenden.“ Deshalb sollten die Betriebe die Meinung überdenken, ein Gymnasiast würde eine Ausbildung nur als Überbrückung für eine andere berufliche Laufbahn ansehen. Nicht zuletzt unterstützt die einheitliche Gesellenprüfung die Attraktivität des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, sodass der Verband in den Gymnasialschülern eine neue Zielgruppe zur Gewinnung von Auszubildenden sieht.
Kesseltauschkampagne
In der Zeit zwischen März und August 2014 führte der Fachverband die sogenannte Kesseltauschkampagne durch. Buderus und Viessmann als Kesselhersteller gewährten 200 Euro Zuschuss für die Sanierung eines alten Kessels gegen ein neues Gas-Brennwertgerät. In Summe waren es mehr als 4000 neue Kessel. „Das ist super angekommen“, fasst Hans-Peter Sproten zusammen und kündigt an, dass der Fachverband für das kommende Jahr eine Wiederholung plant. Viessmann und Buderus, aber auch andere Hersteller haben bereits Interesse signalisiert. Nähere Informationen zur Kesseltauschkampagne finden sich in der IKZ-HAUSTECHNIK 10/2014 (Ankündigung) und 20/2014 (Abschlussbericht).
Branchenbarometer erschienen
Den thematischen Jahresbericht fasst der Fachverband in seinem „Branchenbarometer“ zusammen. Der Jahrgang 2014 ist aufgelegt und enthält Interviews und Positionsartikel zu aktuellen Themen der SHK-Branche. Aufgegriffen werden z. B. Nah- und Fernwärme, Wettbewerb im Online-Zeitalter oder die Öko-Designrichtlinie. Erhältlich ist das Branchenbarometer über die Geschäftsstelle des Verbands.
Fernwärme als neuer Konkurrent
Nach wie vor sieht das nordrhein-westfälische SHK-Handwerk die Fernwärmeaktivitäten auf Landesebene als Bedrohung des Heizungsmarktes. Im Rahmen seiner Medienarbeit hat der Fachverband den im Landtag vertretenen Parteien neun Fragen mit der Bitte um Beantwortung geschickt. Nach endlich sechs Monaten lagen alle Antworten im Sommer 2014 vor (die Piraten wollten sich nicht äußern). „Wir haben sehr erstaunliche Antworten erhalten“, sagte Sproten und zitierte die FDP: „Die Kunden sind beim monopolitischen Versorger ‚gefangen’, einen freien Wettbewerb gibt es nicht.“ Und die Grünen empfehlen Kommunen und kommunalen Wärmelieferanten „immer zur Überzeugungsarbeit [...], statt auf einen Anschluss- und Benutzungszwang zu setzen“. Sproten fasst die Antworten aller Parteien zusammen: „Niemand ist für Fernwärme.“ Und doch spreche die Situation vor Ort in den Ballungszentren eine andere Sprache.
Die Fragen und Antworten hat der Fachverband redaktionell in einer Infoschrift aufbereitet. Dieser „Brennpunkt Fernwärme“ soll breit gestreut für Aufklärung sorgen. So werden alle Landtagsabgeordneten, Kesselhersteller, Handwerkskammern, Handwerksbetriebe u. v. a. damit beliefert. „Das Ganze hat aber nur dann Erfolg, wenn auch in den Regionen dafür gekämpft wird“, appelliert Sproten an alle, die gegen unfairen Wettbewerb sind. Welchen Stellenwert die Fernwärme einnimmt, verdeutlicht er mit dieser Zahl: „Jeden Tag gehen in NRW 1000 Kessel für immer verloren.“
Umstellung von L- auf H-Gas
Derzeit beschäftigt ein weiteres Thema den Verband, obschon es erst 2016 konkret werden soll: die Umstellung der Gasversorgung von L- auf H-Gas. Sproten und Hering wiesen aber darauf hin, dass schon heute der SHK-Handwerker damit in Berührung kommt. Denn es gibt Kessel, insbesondere in den Grenzregionen Niederlande und Belgien, die nicht umstellbar sind. Grund: Die Wärmeerzeuger stammen aus den Nachbarländern und sind demnach nicht für den Einsatz in Deutschland zugelassen. Vor dem Hintergrund, dass diese Geräte noch heute eingebaut werden, bewegt sich der Handwerker auf dünnem Eis, wenn es um die Gewährleistung geht. Sproten rät deshalb den Installateuren, sorgfältig darauf zu achten, dass die Gaskessel mit einem D gekennzeichnet sind (D für Deutschland). Nur diese Gasgeräte sind auf H-Gas umstellbar.
Labeling von Heizungsanlagen
Ab dem 26. September des nächsten Jahres müssen neu installierte Heizkessel mit einem Energieverbrauchskennwert gekennzeichnet sein. Ähnlich wie bei der Weißen Ware, muss ein Label über die Effizienzklasse des Heizkessels informieren. Dieses Labeling endet aber nicht am Wärmeerzeuger, sondern schließt die komplette Heizungsanlage ein. Für dieses Gesamt-Label verantwortlich ist der Installateur.
Hans-Peter Sproten sieht hier Probleme aufkommen, gerade wenn Produkte unterschiedlichster Hersteller eingebaut werden. Große Hersteller, die in der Lage sind, Komplettpakte anzubieten, könnten nach Einschätzung von Sproten Vorteile aus dem Labeling ziehen. Sie könnten dem Handwerker die Berechnung abnehmen, indem sie für ihre Komplettpakete ein Label vergeben und dem Handwerker zur Verfügung stellen. „Daraus entwickelt sich aber eine Marktmacht“, meint der Interessenvertreter des Handwerks, „weil dann die Produkthoheit der Komponenten eingeschränkt wird“. Hering ergänzt: „Und die Abhängigkeit steigt.“
Verbraucherrechterichtlinie diskriminiert das Handwerk
Hans-Joachim Hering, selbst Unternehmer, hat sich intensiv mit der aus Brüssel stammenden Verbraucherrechterichtlinie befasst. Dieses Papier räumt dem Verbraucher das Recht ein, in einer bestimmten Frist von einem Vertrag zurückzutreten. Wichtig für den Handwerker ist, dass er Verträge in seinen eigenen Räumen unterschreiben lässt und dass er den Kunden schriftlich über seine Rechte informiert. Und selbst dann hat der Kunde ein 14-tägiges Rücktrittsrecht. „Bei dieser Regelungswut muss sich Brüssel nicht wundern, wenn eines Tages die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr so begeistert ist von der EU.“ Die Rechtsanwälte des Fachverbandes NRW informieren Betriebe hierzu auf Anfrage.
Studiengang HEAT
Der Fachverband entwickelt mit dem „Zentrum für Innovative Energiesysteme“ an der Fachhochschule Düsseldorf eine akademische Weiterqualifizierung. Der berufsbegleitende Bachelor-Studiengang „Hygiene-, Energie- und Anlagentechnik im Gebäude“ (HEAT) richtet sich an technisches Fachpersonal, vorwiegend aus dem Bereich Sanitär, Heizung und Klima. Hans-Peter Sproten vermisst seit Langem an den verbleibenden drei Hochschulen in Köln, Duisburg und Steinfurt einen Studiengang für Sanitär, Heizung und Klima. Sein Wunsch, diese Fachrichtung anzubieten, erfüllten die Hochschulen nicht.
Derzeit wird an dem Konzept gearbeitet. Inhaltlich soll die Verknüpfung zwischen Handwerk und Bachelor ganz klar erkennbar sein. Und so ist geplant, dass der Student am Ende seiner Ausbildung einen Bachelor-Abschluss und einen Meistertitel bekommt. Sproten verfolgt damit das Ziel, den Unternehmensnachwuchs im SHK-Handwerk besser in den Griff zu bekommen und die Attraktivität des SHK-Berufs zu steigern. Nach den jetzigen Planungen geht HEAT in zwei bis drei Jahren an den Start. Weitere Informationen dazu gibt es in der IKZ-HAUSTECHNIK 17/2014.