„Missstand durch fehlendes Fachpersonal muss entgegengewirkt werden“
Herotec bietet Estrichlegern eine Qualifikation zum Wärmebodentechniker an und wertet das Programm als Ergänzung zum SHK-Fachhandwerk
Estrichleger übernehmen den Rohbodenausgleich, bauen die Wärme- und Trittschalldämmung ein und sorgen für die Verklebung. Die Installation der Fußbodenheizung war bislang tabu. herotec will das ändern. Der Anbieter von Heizungs- und Klimatechnik macht Estrichleger mit der Qualifikation zum Wärmebodentechniker fit für den Aufbau des gesamten Wärmebodens. Innerhalb eines Jahres sind Mitarbeiter von 35 Unternehmen am Standort in Ahlen geschult worden. Wir wollten von herotec-Geschäftsführer Thomas Heuser u. a. wissen, welche Vorteile er in dem Weiterbildungsprogramm sieht – und ob er mit Gegenwind von Heizungsfachbetrieben rechnet?
IKZ-Haustechnik: Welche Schwerpunkte umfasst die Zertifizierung zum Wärmebodentechniker und wie lange dauert die Ausbildung?
Thomas Heuser: Die Ausbildung dauert fünf Tage hier am Standort in Ahlen und umfasst vier Schwerpunkte: Rechtsgrundlagen, Grundlagen der Heiztechnik, das technische Regelwerk und Flächenheizung/-kühlung in der Praxis.
IKZ-Haustechnik: Wer zeichnet für die Abnahme des Zertifikats verantwortlich? Wie viele Jahre ist das Zertifikat gültig?
Thomas Heuser: Für die Abnahme des Zertifikats, das drei Jahre gültig ist, zeichnet der TÜV Rheinland verantwortlich. Nach den drei Jahren kann das Zertifikat erneuert werden.
IKZ-Haustechnik: Welche Vorteile sehen Sie in der Schulung zum Wärmebodentechniker?
Thomas Heuser: Wir legitimieren Verlegeservices bzw. qualifizierte Estrichleger durch unsere Schulung dazu, nach bestandener Prüfung mit der Ausnahmegenehmigung §8 HwO das Gewerk Fußbodenheizung sach- und fachgerecht auszuführen.
IKZ-Haustechnik: 35 Unternehmen haben das Weiterbildungsprogramm bislang genutzt. Wie viele erhoffen sie sich mittel- oder langfristig?
Thomas Heuser: Selbstverständlich möchten wir den Anteil an herotec-Wärmebodentechnikern noch weiter erhöhen. Mit den oben genannten und vielen anderen Vorteilen möchten wir ja auch dafür sorgen, eine zeitliche Entzerrung am Bau zu erreichen. Das nimmt enorm viel Stress.
IKZ-Haustechnik: Bei Heizungsfachbetrieben wird der Wärmebodentechniker nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen. Sie könnten das neue Gewerk als einen Eingriff in ihr Berufsfeld werten. Was entgegnen Sie?
Thomas Heuser: Fakt ist, dass das Installationshandwerk jedes Jahr mindestens 1000 bis 1500 Mitarbeiter verliert. Der demografische Wandel lässt grüßen. Neue Auszubildende kommen nicht nach. Dazu kommt eine sehr hohe Auftragslage. Diesem Missstand durch fehlendes Fachpersonal muss entgegengewirkt werden. Warum sollte man nicht gewerkeübergreifend zusammenarbeiten und Synergien nutzen? Unser Motto ist „keiner gewinnt alleine“. Wir sehen den qualifizierten Estrichleger mit dem herotec-Wärmebodenpartnerkonzept als Ergänzung zum SHK-Fachhandwerk. Eine Hand-in-Hand-Chance.
IKZ-Haustechnik: Wird der Fachkräftemangel dazu führen, dass Handwerksbetriebe dauerhaft gewerkeübergreifend Synergien nutzen müssen?
Thomas Heuser: Die Ist-Situation spricht hier eine eindeutige Sprache. Die Auftragslage im Bau ist mehr als positiv. Die zur Verfügung stehenden Fachkräfte können das alles nicht alleine schaffen. Es muss ein Umdenken auch in Bezug auf gewerkeübergreifende Synergien erfolgen. Und um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, muss man Hand in Hand mit anderen Gewerken zusammen arbeiten.