„Man gewinnt an Flexibilität“
Mit neuen, innovativen Produkten startet die Technische Alternative ins neue Jahr – ein Interview
Frei programmierbare Regelungen und der Heizstab „ATON“, der Überschussstrom für Heizzwecke verfügbar macht, sind das Kerngeschäft des österreichischen Herstellers Technische Alternative (TA) 1). Künftig sollen neue Produkte das Sortiment ergänzen: smarte Thermostate und vorkonfektionierte Pumpen-Mischer-Gruppen. Über Vorteile und Funktionalität der Neuentwicklungen sprachen Tina Miedler, Key Account Managerin bei TA, und Jürgen Prazak, verantwortlich für Marketing und Kommunikation im Unternehmen, mit IKZ-Chefredakteur Markus Sironi. Überdies erläuterten die Kommunikationsprofis den Reparaturservice für TA-Produkte und berichteten über den geplanten Erweiterungsbau.
IKZ: Lassen Sie uns mit einem Blick auf die Geschäftsentwicklung beginnen. Das unlängst abgelaufene Jahr lief längst nicht bei jedem Branchenbegleiter optimal. Nach einem oftmals starken ersten Quartal mussten viele Hersteller deutliche Nachfragerückgänge verzeichnen. Wie lief es bei TA?
Jürgen Prazak: Unterm Strich wieder sehr erfreulich. Das erste Halbjahr 2023 haben wir wieder mit einem enormen Plus im Vergleich zum Vorjahr abgeschlossen. Seit Juli hat sich die Nachfrage auf einem noch immer sehr guten Niveau eingependelt. Durch die erweiterte Produktpalette mit dem „ATON“ und den Schaltschrank reglern konnten wir in den letzten Jahren neue Zielgruppen erschließen. Das hat den Rückgang sicherlich abgefangen.
IKZ: Frei programmierbare Regelungen und der Heizstab „ATON“, der Überschussstrom für Heizzwecke verfügbar macht, sind aktuell sicher die Stützpfeiler des wirtschaftlichen Erfolges. Nun aber sollen neue Produkte das Sortiment ergänzen: smarte Thermostate und vorkonfektionierte Pumpengruppen. Der Anbietermarkt in dem Bereich ist groß. Welche Vorteile sehen Sie für Ihre Produkte?
Tina Miedler: Fangen wir mit der „PMG“ an, das ist die angesprochene Pumpen-Mischer-Gruppe für Heiz- und Kühlkreise. Der Vorteil: Mit ihr kann auch im Jahresverlauf zwischen Heizen und Kühlen gewechselt werden. Ideal bei einer Wärmepumpenheizung. Die PMG wird über Funk oder ein zweipoliges Kabel mit einem frei programmierbaren Gerät verbunden und erhält darüber alle Regelvorgaben. Bisher hat man für einen gemischten Heizkreis zumindest drei Ausgänge für Pumpe und Mischer benötigt, plus mindestens einen Sensoreingang für die VL-Temperatur. Nun können bis zu 12 Pumpengruppen via CORA an eine einzige Regelung angebunden werden ohne einen einzigen Ausgang oder Eingang am Regler zu benötigen.
IKZ: Was genau ist CORA?
Tina Miedler: CORA steht für Cable or Radio Access. Ein CORA-Gerät kann auf diese Weise über eine einfache Kabelverbindung oder Funk an die Regelung angebunden werden. Das ist übrigens keine neue Entwicklung. Das „ATON“ Power-to-Heat Set, bei dem der Energiezähler mit dem Heizstab via Funk (oder eben Kabel) kommuniziert, war unser erstes Produkt mit CORA. Seitdem haben wir auch unseren 4,3 Zoll Touch Monitor, einzelne Erweiterungsmodule und die Frischwasserstationen damit ausgestattet.
IKZ: Welche weiteren Entwicklungen mit CORA haben Sie geplant?
Jürgen Prazak: Brandneu ist unser CORA-Heizkörperthermostat. Darauf haben sich schon viele Kunden gefreut. Hauptsächlich deshalb, weil man im TA-System bleiben kann und es damit die Planung und Umsetzung erleichtert.
IKZ: Und der Vorteil dieser neuen Thermostate?
Jürgen Prazak: Man gewinnt an Flexibilität. Einerseits kann man kurzfristig entscheiden, ob man Funk oder Kabel verwendet oder die Spannungsversorgung via Kabel oder Batterien erfolgt – die Hardware ist immer dieselbe. Und andererseits hinsichtlich der Regelstrategie. Alles lässt sich innerhalb der Programmierung in TAPPS2 abbilden. Selbst Gruppierungen mehrerer Thermostate kann ich flexibel anpassen, je nach räumlicher Situation. Auch, ob die Ist-Temperatur von einem der HKTs oder einem anderen Sensor kommt, kann ich frei entscheiden.
IKZ: Kommen wir zurück auf die eingangs genannten frei programmierbare „x2“-Regelungen von TA. Sie haben gerade bei komplexen Anlagen, die Strom und Wärme, unterschiedliche Wärmeerzeuger oder auch RLT-Anlagen integrieren, viele Vorteile gegenüber den Standardlösungen. In der Praxis dürften viele Heizungsbauer aber Sorge haben, dass sie die Technik nicht beherrschen. Ist die Sorge berechtigt? Wie unterstützten Sie das Fachhandwerk?
Jürgen Prazak: Nein, die Sorge ist nicht berechtigt. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es haben schon so viele geschafft – sogar ich.
Tina Miedler: Natürlich wünscht man sich „fertige“ Lösungen, das ist verständlich. Allerdings rechtfertigen die Vorteile einer zentralen, übergeordneten Regelung den einmaligen Aufwand für das Einlernen mehr als deutlich. Allein der Fernzugriff auf die Anlage erspart unzählige unnötige Kilometer. Und natürlich unterstützen wir unsere Kunden bestmöglich. Einerseits steht unser hauseigener Support zur Verfügung, andererseits bieten wir gezielt für Neukunden ein Programmierservice an. Dafür benötigen wir nicht mehr als ein Schema der Anlage und einen Fachmann oder eine Fachfrau für eine initiale Besprechung für ein paar Minuten am Telefon. Die Empfehlung lautet aber ohnehin: Schicken Sie einen oder zwei Mitarbeiter zu einer Schulung. Die wird von unseren Supportmitarbeitern durchgeführt, findet in Österreich und Deutschland statt und bringt garantiert den schnellsten Erfolg.
IKZ: Ein Anwendungsgebiet für frei programmierbare Regelungen der „x2“-Serie ist der Ersatz bei Ausfall einer alten Kessel-Regelung, für die es keine Ersatzteile gibt. Welche Vorgehensweise empfehlen Sie einem Fachbetrieb in so einem Fall, um möglichst schnell eine Lösung herbeiführen zu können?
Jürgen Prazak: Unsere Regler können das natürlich alles. Ob ich aber die interne Abbrandregelung eines Pelletkessels bei einem Kunden ersetzen würde? Eine Empfehlung dafür geben wir sicher nicht. Wenn es um die Heizungsanforderung und Heizkreisregelung geht, ist das schon deutlich einfacher. Natürlich soll man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Hat man einmal einen Tauschregler programmiert, dient das Programm als Vorlage für den nächsten. Eine generelle Empfehlung soll aber auch das nicht sein und vor allem muss am Ende des Tages eine fach- und normgerecht funktionierende Heizung laufen.
IKZ: Natürlich können auch die eigenen Regelungen kaputt gehen. Eine Besonderheit ist, dass Sie Pauschalen für die Reparatur von TA-Regelungen oder Komponenten anbieten – und zwar bezahlbar. Was genau hat es damit auf sich?
Jürgen Prazak: Wir reparieren unsere Geräte für eine Pauschale von 65 oder 95 Euro. Bei ganz alten Geräten werden manche Bauteile knapp, aber solange es technisch möglich ist, wird alles repariert. Dass ein Hersteller einen Reparaturservice anbietet, der auch für Endkunden finanziell Sinn macht, sorgt immer wieder für staunende Augen. Das darf eigentlich nicht sein.
IKZ: Blicken wir nochmal auf das Unternehmen. Aktuell beschäftigt Technische Alternative 70 Mitarbeiter am Standort. Ein Erweiterungsbau ist dem Bekunden nach geplant. Wie sieht der Zeitplan für das Vorhaben aus? Und was genau haben Sie geplant?
Tina Miedler: Wir wollen am Nebengrundstück ein dreistöckiges Gebäude mit einer zusätzlichen Fläche von 3600 m2 errichten. Hierbei handelt es sich einerseits um eine größere Produktionsfläche und um weitere Büroräume. Wie Sie selbst gesehen haben, nutzen wir schon jede Ecke des Gebäudes aus. In der Umgebung haben wir auch schon Lagerräume angemietet, um hier Platz zu schaffen. Auch für neue Mitarbeiter wird der Platz knapp.
IKZ: Woher sollen die neuen Mitarbeiter kommen, das Umfeld ist doch dünn besiedelt?
Tina Miedler: Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Die Abwanderung hat sich in den letzten Jahren zwar abgeschwächt, aber viele junge Menschen bleiben nach der Ausbildung in den Ballungszentren. Und um die, die zurückkommen oder eine der beiden für uns wesentlichen Schulen in der Region absolviert haben, herrscht natürlich Konkurrenzkampf.
IKZ: Sie verfügen über eine hohe Fertigungstiefe, produzieren alles am niederösterreichischen Standort Amaliendorf und sind dennoch wettbewerbsfähig. Wie schaffen Sie das?
Jürgen Prazak: Die Antwort ist wohl „gerade deshalb“. Die Fertigungstiefe, das große Lager, die komplette Hard- und Soft wareentwicklung im Haus: All das macht uns unabhängiger von externen Faktoren. Wir zahlen keine Lizenzkosten für Hardware oder Soft ware in unseren Produkten. Wir haben schlicht keine unnötigen Fixkosten für einen geleasten Fuhrpark, externe Dienstleister oder einen Vertrieb. Die Kombination aus schlanker Kostenstruktur und sinnvollen Investitionen in hochwertige Fertigungsmaschinen wie zuletzt in die neue Reflow-Lötanlage sichern das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, für das wir bekannt sind.
IKZ: Wie sieht abschließend Ihr Ausblick auf das kommende Jahr aus?
Jürgen Prazak: Was die Auft ragslage betrifft glaube ich an ein solides Jahr. In der Sanierung wird dank der beschlossenen Förderungen wieder genug zu tun sein. In der Entwicklung haben wir viel zu tun, da wird uns nicht langweilig.
Tina Miedler: Aktuell laufen wirklich viele Projekte gleichzeitig. Die CORA-Welt wird noch weiter wachsen, vor allem in den Smart Home-Bereich hinein. Wir arbeiten zudem intensiv an einem Nachfolger für unser CMI-Gateway, ein ganz wesentliches Gerät für die nächsten Jahre, aber bei weitem nicht das einzige, das aktuell in Entwicklung ist. Sie sehen: Mehr als genug zu tun, es bleibt spannend.