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Integrierte Energiewende: Dena-Leitstudie macht Dampf

Die eigentliche Brisanz ist der politische Handlungsdruck, den die Dena-Leitstudie Integrierte Energiewende kreiert: Die Bundesregierung sollte noch in dieser Legislaturperiode ihr Klimaziel für das Jahr 2050 präzisieren. Ansonsten ist sie wenig überraschend.

Mit der Vorlage der Dena-Leitstudie ist der gesellschaftspolitische Diskurs eröffnet. Klar ist, dass jeder ein Stück vom Energiewende-Kuchen haben will. Bild: Dena

In vier verschiedenen Szenarien wird die Umsetzbarkeit der Energiewende beschrieben. Die Elektrifizierungszenarien fallen durch, weil sie zu teuer und zu flächenintensiv sind. Bild: Pixabay

Die Leitstudie dient im Wesentlichen dazu, von Seiten der Wirtschaft Druck auf die Politik auszuüben, sich jetzt möglichst schnell festzulegen. Bild: Pixabay

 

„Es reicht nicht, heute nur über die Klimaziele 2030 zu diskutieren. Abhängig vom Ambitionsniveau für das Jahr 2050, sieht schon 2030 sehr unterschiedlich aus. Und die Ziele für das Jahr 2030 werden mit Sicherheit verfehlt, wenn nicht bereits in dieser Legislaturperiode entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht werden“, mahnte Dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann bei der Vorstellung der Studie dieser Tage in Berlin.
Der geltende Zielkorridor von 80 bis 95 Prozent weniger CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 lässt sich laut Studie zwar mit verschiedenen Ansätzen wie Technologieoffenheit oder Elektrifizierung erreichen. Doch je nachdem, welches Ende des Korridors realisiert werden soll, ergeben sich bereits für die Ausrichtung auf das Jahr 2030 unterschiedliche Weichenstellungen.

Studie beschreibt vier Wendeszenarien
Vor diesem Hintergrund wurden vier Szenarien erarbeitet, die Reduktionsziele von entweder 80 oder 95 Prozent bis 2050 erreichen. Diese werden in Deutschland nun wohl die Diskussionsgrundlage sein.
Zwei Elektrifizierungsszenarien gehen davon aus, dass der Verbrauch in den Sektoren Gebäude, Industrie und Verkehr weitestgehend mit Strom gedeckt wird, zum Beispiel durch verstärkten Einsatz von Wärmepumpen, strombasierten Produktionsanlagen und Elektroantrieben. Zwei Technologiemixszenarien gehen davon aus, dass ein breiteres Spektrum an Technologien und Energieträgern zum Einsatz kommt, darunter mehr gasförmige und flüssige Kraft- und Brennstoffe, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch erzeugt werden.
Ein Referenzszenario, das die aktuellen Rahmenbedingungen ambitioniert fortschreibt, reduziert die Emissionen hingegen nur um 62 Prozent und dürfte somit keine Grundlage als Diskussionsalternative haben – allenfalls um zu zeigen, dass „Weiter so wie bisher“ zieltechnisch nicht reichen wird, so dass es nur dazu dienen dürfte, den Handlungsdruck auf die Politik zu erhöhen.

Ergebnis war erwartbar
Die Ergebnisse waren erwartbar: Die Technologiemixszenarien erweisen sich laut Studie im Vergleich als robuster, weil sie stärker auf bestehende Infrastrukturen aufbauten und auf mehr gesellschaftliche Akzeptanz stößen. Sie wären flexibler und könnten neue Technologieentwicklungen besser integrieren.
In den Elektrifizierungsszenarien wären dagegen mehr Flächen für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen und ein stärkerer Ausbau des Stromnetzes erforderlich. Der Gebäudebestand müsse stärker energetisch saniert werden, um mehr Wärmepumpen effizient nutzen zu können. Insgesamt wären die Transformationspfade mit einem breiten Technologie- und Energieträgermix bis 2050 unter den getroffenen Annahmen um bis zu 600 Milliarden Euro kostengünstiger als solche, die verstärkt auf strombasierte Anwendungen setzten, so die Studie.
Wenn über 60 Unternehmen und Wirtschaftsverbände aus allen für die Energiewende relevanten Sektoren an einer Studie mitarbeiten, dann kann nur ein Kompromiss-Ergebnis dabei herauskommen, das Technologiemix-Szenario als das robustete, kostengünstigste und gesellschaftlich akzeptabelste beschreibt. Das ist nicht zu verwerfen. Klar ist, dass jeder ein möglichst großes Stück vom Kuchen haben will.
Das Ergebnis Technologiemix bzw. Technologieoffenheit erinnert sehr stark an das Ergebnis der Dena-Gebäudestudie, die gemeinsam mit der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) sowie weiterer Verbände im Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht wurde („Szenarien für eine marktwirtschaftliche Klima- und Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor“).

Bekannte Diskussion
Insofern dient die Leitstudie im Wesentlichen dazu, von Seiten der Wirtschaft Druck auf die Politik auszuüben, sich jetzt möglichst schnell festzulegen, wie der Kuchen unter Berücksichtigung aller aussehen soll. „Eine Konkretisierung der Ziele ist für Unternehmen und für die Gestaltung des politischen Rahmens dringend geboten. Die Dena-Leitstudie ist eine Einladung an Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, die notwendige Debatte zügig zu führen und Entscheidungen zu treffen. Wenn wir es gemeinsam angehen, können wir praktikable und breit akzeptierte Lösungen finden und die Energiewende als gesamtgesellschaftliches Projekt zum Erfolg führen“, sagt Kuhlmann. Mit so einer Formel dürften alle an der Studie beteiligten Unternehmen, Wissenschaft und Wirtschaftsverbände erstmal zufrieden sein.
Die Leitstudie sowie die Leitstudie plus Gutachterbericht gibt es zum Download:
https://shop.dena.de/sortiment/detail/?tx_zrwshop_pi1[pid]=602

 


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