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Hohe Strompreise hemmen Wachstum des Wärmepumpenmarktes - Paul Waning und Michael Koch im Gespräch mit der IKZ-ENERGY

Die Wärmepumpenbranche beschwert sich immer wieder über zu hohe Strompreise. Darüber und über zukünftige Chancen der Wärmepumpe zwischen Strom- und Wärmemarkt sprachen wir im Vorfeld des 14. Forums Wärmepumpe in Berlin mit dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP), Paul Waning, und mit Michael Koch, seit 2011 Referent Politik und zukünftig stellvertretender Geschäftsführer des BWP.

Heizungs-Wärmepumpenmarkt von 2009 bis 2015. Bild: BWP

Dipl.-Ing. Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Wärmepumpe (links) sowie der Politikreferent und zukünftige stellvertretende BWP Geschäftsführer Michael Koch (rechts) im Gespräch mit Wilhelm Wilming. Bild: BWP

 

IKZ-ENERGY: Die Regierung will erklärtermaßen Maßnahmen unterstützen, die dazu dienen, überschüssigen Strom aus regenerativen Quellen im Wärmemarkt zu nutzen. Damit bekommt die Wärmepumpe eine starke Position, weil sie dann als Koppelelement zwischen Strom- und Wärmemarkt dienen kann. Warum macht sich das nicht bei den Absatzzahlen bemerkbar?
Paul Waning: Wir nehmen positiv wahr, dass ein Begriff wie „Wärmepumpe als Koppelelement“ mittlerweile hoffähig ist. Er ist für uns ein Seismograf, der uns den Stellenwert der Stromnutzung im Wärmemarkt  anzeigt. Wirtschaft und Politik stellen allmählich fest, dass die Förderung der regenerativen Energien zu Ausbauhöhen geführt hat, die Fragen aufwerfen: Wohin damit? Abschalten, obwohl das keine vernünftige Lösung ist?
Michael Koch: Das Thema Wärme ist erfreulicherweise in der Prioritätenliste der Bundesregierung, zumindest nach meiner Wahrnehmung, nach oben gerückt. Man ist zu der Erkenntnis gelangt, dass es ohne Nutzung von Strom im Wärmemarkt mithilfe von Wärmepumpen schlicht und einfach nicht geht.
Paul Waning: Sicher, die Politik sorgt schon für konkrete Maßnahmen. Zum einen gibt es vom Bundeswirtschaftsministerium das Marktanreizprogramm. Die darin enthaltenen neuen Bestimmungen – das Programm hat ja eine Novellierung erfahren – bringen der Wärmepumpe eine deutliche Unterstützung. Zum anderen gibt es Entwicklungen, die nicht unmittelbar von der Bundesregierung kommen, aber im Gesetzgebungs- beziehungsweise Verwaltungsrahmen hilfreich sind, zum Beispiel die Änderung der Energieeinsparverordnung EnEV. Sie wird dazu führen, da sind wir uns sicher, dass Berater oder Architekten ihren Kunden sagen werden, dass man zum Energiesparen nicht unnötig viel Geld in die Hülle des Hauses stecken muss, sondern dass dieses Ziel auch mit einer Wärmepumpe zu erreichen ist. Außerdem haben wir auf der europäischen Ebene noch das Eco-Label. Es macht allen Interessenten den Effizienzvorsprung der elektrischen Wärmepumpe auf einen Blick erkennbar. Es gibt also viele Anreize, die in den letzten Jahren entstanden sind.

IKZ-ENERGY: Die Absatzzahlen sind trotzdem kaum gestiegen.
Paul Waning: Wir haben natürlich einen großen Hemmschuh, und das sind die Strompreise. Wir haben zurzeit das Phänomen, dass Öl und Gas extrem billig sind, der Strom für den Endverbraucher dagegen immer teurer wird. Im Strompreis ist alles gelandet, was zu den Kosten der Energiewende gehört. Es sind abenteuerliche Elemente drin, beispielsweise ein Beitrag zu Versicherungen für Offshore-Windenergieanlagen. Was bitte haben wir damit zu tun?

IKZ-ENERGY: Von den etwa zehn Elementen, die den Strompreis für den Endverbraucher ausmachen, müsste man aber doch einige zugunsten der Wärmepumpe streichen können.
Paul Waning: Das war schon immer unsere Forderung. Aus den Ausführungen des Staatssekretärs vom Bundeswirt-
schaftsministerium, Herrn Baake, habe ich mitgenommen, dass man sich des Problems in der Politik bewusst ist. Ferner weiß man dort sehr wohl, dass wir den Wandel im Wärmemarkt nicht hinbekommen, wenn man die Lasten der Energiewende nicht anders verteilt. Auch Gas und Öl müssen einen Teil der Lasten tragen. Ich glaube zwar nicht, dass uns kurzfristig ein Befreiungsschlag gelingt, aber ich nehme an, dass das Thema in der nächsten Legislaturperiode neu aufgestellt wird.
Michael Koch: Insbesondere die EEG-Umlage und die Stromsteuer verteuern den Energieträger Strom gegenüber fossilen Heizenergieträgern, die einer weit geringeren Belastung unterliegen und nicht vom Emissionshandel beispielsweise erfasst sind. In der Konsequenz führt dies dazu, dass sogar effiziente Wärmepumpen, die weit weniger Primärenergieverbrauch und Treibhausgase verursachen als ein entsprechendes konventionelles System, verglichen mit diesem, höhere Betriebskosten aufweisen. Insbesondere im Gebäudebestand, wo Investoren mangels ordnungsrechtlicher Vorgaben hauptsächlich nach ökonomischen Gesichtspunkten entscheiden, belastet diese Ungleichbehandlung die Wärmepumpe erheblich und steht so einer Steigerung der Nutzung Erneuerbarer Wärme entgegen.

IKZ-ENERGY: Wenn die Politik mitspielt, was Sie ja mehr oder weniger annehmen, dann bekommt die Wärmepumpe eine einzigartige Stellung zwischen Strom- und Wärmemarkt. Das muss sich dann ja auch nutzen lassen.
Paul Waning: Diese Chance müssen wir unbedingt nutzen. Wir bekommen sonst das CO2-Thema nicht in den Griff. Und wenn wir die Wärmepumpe nicht in großem Maße als Mittler einschalten, bekommen wir auch die Verwendung des überschüssigen regenerativen Stroms nicht in den Griff. Mit Blick auf den Wärmemarkt sind wir tatsächlich eine Schlüsseltechnologie.

IKZ-ENERGY: Herr Waning, Herr Koch, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Das Interview führte IKZ-ENERGY Autor Wilhelm Wilming.


Aktuelle Zahlen zum Heizungs-Wärmepumpenmarkt
Bei Heizungs-Wärmepumpen gab es im ersten Halbjahr 2016 nach Angaben des Bundesverbandes Wärmepumpen e.V. (BWP) ein Plus von 15,1%, was einem Zuwachs von 4000 Wärmepumpen gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Da im zweiten Halbjahr aufgrund der einsetzenden Heizperiode normalerweise mehr Wärmeerzeuger verkauft würden als im ersten Halbjahr, dürfe man letztendlich bei einer Stückzahl von rund 62500 Einheiten landen, so heißt es beim BWP weiter. Positiv sei zudem, dass der Abwärtstrend bei erdgekoppelten Wärmepumpen – auch dank der deutlichen Verbesserungen bei der staatlichen Förderung – nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt werden konnte. Die deutliche Mehrheit der verkauften Wärmepumpen seien allerdings nach wie vor luftbasiert – deren Marktanteil sank aber wieder auf unter 70
%. Dennoch zeigt man sich beim BWP gedämpft zufrieden. „Die verschärften Anforderungen der Energieeinsparverordnung im Neubau und die sehr attraktiven Förderbedingungen durch das Marktanreizprogramm sind die beiden wesentlichen Treiber für die Marktbelebung“, freut sich BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski über Stückzahlen, die zuletzt im Jahr 2008 erreicht wurden. „Um jedoch die vorgegebenen Ziele der Energiewende zu erreichen und den Heizungsmarkt auf Erneuerbare Energien umzustellen, sind weitere Maßnahmen notwendig. Größtes Markthemmnis derzeit ist die schlechte Wettbewerbssituation der erneuerbaren gegenüber den fossilen Energieträgern.“ Damit zielt Stawiarski, der zum Jahresende als BWP-Geschäftsführer ausscheidet, auf den in den letzten Jahren stark gestiegenen Strompreis ab. Ab Januar 2017 wird er erneut in die Höhe gehen, weil dann die Mitte Oktober festgelegte Erhöhung der EEG-Umlage um 8% voll zu Buche schlagen wird.
Es bleibt trotz einer leichten Belebung des Marktes festzuhalten, dass sich der Absatz von Heizungs-Wärmepumpen in den letzten Jahren kaum verändert hat. Dabei sind sie wohl wie kaum eine andere Technik dafür prädestiniert, überschüssigen Strom aus regenerativer Erzeugung zu speichern und so die Energiewende auch im Wärmesektor voranzutreiben. Kein Wunder also, dass sich die Branche immer wieder über den hohen Strompreis beschwert.


 

 


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