„Hier kennt man sich aus“
Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK Nordrhein-Westfalen, blickt im Interview mit der IKZ-Redaktion auf die SHK Essen 2018, wo das Thema Digitalisierung ganz oben auf der Agenda steht
Vom 6. bis 9. März öffnet die SHK Essen ihre Tore für das Fachhandwerk. Der Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK Nordrhein-Westfalen, Hans-Peter Sproten, spricht im Interview mit der IKZ-Redaktion über die wirtschaftliche Situation im SHK-Handwerk, über technische Trends und Entwicklungen und den Stellenwert der SHK Essen in Zeiten des digitalen Wandels.
IKZ-HAUSTECHNIK: Im nunmehr 52. Jahr öffnet die SHK Essen im März ihre Tore. In einer Zeit der wirtschaftlichen Hochkonjunktur, digitalen Transformationsprozessen und Nachwuchssorgen im SHK-Handwerk. Bleibt da überhaupt die Zeit für den Besuch einer Fachmesse?
Hans-Peter Sproten: Gerade in dieser Zeit stellt der verantwortungsbewusste Unternehmer die Weichen für die Zukunft. Und was kann da gelegener kommen als diese Technologiedrehscheibe für seinen SHK-Bereich. Wo sonst als hier in Essen kann der ganze Betrieb, angefangen beim Chef über den Meister und die Monteure bis hin zu den Auszubildenden, eine solch umfängliche und doch kompakte Marktübersicht erhalten? Wenn die Branche über Transformationsprozesse spricht, dann sicher hier, auf der SHK Essen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die SHK Essen präsentiert sich in diesem Jahr selbstbewusst als „Messe für Macher“ und verspricht „digitale und energieeffiziente Lösungen“. Klingt gut, aber wenig konkret. In welcher Form spiegelt sich diese Aussage im Leistungsangebot der SHK Essen praktisch wider?
Hans-Peter Sproten: An den vier Messetagen werden 570 Aussteller ihre Produktneuheiten vor allem in Hinblick auf digitale Zusatzfeatures und Energieeffizienz präsentieren. Der Einzug der Digitalisierung im SHK-Bereich geht aber über die moderne Steuerung einzelner Produkte und über den reinen Komfortgedanken für den Anwender hinaus. Aus unternehmerischer Sicht umfasst Digitalisierung vorrangig innerbetriebliche Prozessoptimierung im technischen und betriebswirtschaftlichen Sinn. Dieser Wandel geschieht in erster Linie „mithilfe“ digitaler Werkzeuge. Hinzu kommt dann der bereits beschriebene Trend der herstellenden Industrie, SHK-Produkte digitaler zu machen oder neue Services drum herum zu kreieren. Letztlich ist es der SHK-Fachbetrieb, der gegenüber dem Kunden alle Fäden zusammenhält. Unternehmer und Unternehmerinnen werden bei ihrem Messebesuch die Vielfalt an neuen Lösungen selbst in Augenschein nehmen können.
IKZ-HAUSTECHNIK: Der Fachverband SHK NRW bietet seinen Mitgliedern in Essen ebenfalls eine Reihe digitaler Services an.
Hans-Peter Sproten: Das ist richtig. Da wir ein Unternehmerverband sind, halten wir Lösungen vor, die genau in die Prozessabläufe der Unternehmen passen. Bei uns gibt es eben keine Abhängigkeiten von Großhändlern oder Industrieunternehmen. Die Mitarbeiter des Fachverbandes beraten bei uns am Stand 2B07 in Halle 2 zum neu erstellten Arbeitssicherheitsportal. Mit diesem Tool können Handwerksbetriebe ihre Anforderungen im Bereich Arbeitssicherheit individuell online managen und behalten stets den Überblick, welche Person im Betrieb geschult oder welche Sicherheitsprüfung für welches Werkzeug durchgeführt werden muss. Außerdem stellen wir unser SHK-Bildungsportal vor, eine Suchmaschine speziell für Bildungsangebote im SHK-Handwerk. Dieser digitale Vorstoß ist gekoppelt mit dem Hauptthema unserer Messepräsenz: der Vorstellung der Qualitätsgemeinschaft SHK-Expert. Außerdem informieren wir zum Open-Datapool des Zentralverbandes SHK und weiteren digitalen Werkzeugen der technischen, rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Abteilungen, wie beispielsweise dem Online-Formularassistenten. Eine Live-Präsentation der Firma wibutler zum Geschäftsfeld Smart Home rundet das digitale Besuchererlebnis auf unserem Messestand ab.
IKZ-HAUSTECHNIK: Lassen Sie uns beim Thema bleiben und auf die digitalen Veränderungsprozesse in der Branche blicken. Die Industrie ist in Sachen Transformationsprozess vielfach einen Schritt weiter. Vor allem die Heizungshersteller nutzen den Online-Kanal, um ihre vorhandenen Produktkapazitäten in den Markt zu bringen. Mit oder ohne Unterstützung des Handwerks. Onlineportale oder auch der Ausbau des Werkskundendienstes einiger Hersteller sind die Begleiter dieser Entwicklung. Sehen Sie im Ballungsgebiet NRW kurz- oder mittelfristig Gefahren fürs heimische Handwerk?
Hans-Peter Sproten: Da sind wir nun – ganz unabhängig von der anstehenden Messe – bei einem Thema gelandet, das uns tatsächlich stark bewegt: Kundenbindung um jeden Preis. Das Buhlen um den Fachbetrieb erfolgt ja nicht mehr nur vonseiten der Industrie, auch Großhandel, Genossenschaften und Versorger mischen kräftig mit. Dabei ist der „Kunde“ ja nicht mehr ausschließlich der Handwerker. Die Strukturen sind so angelegt, dass nun Handwerker und ihre Endkunden gleichzeitig beworben und gebunden werden sollen. Da kennt die Gier offensichtlich keine Grenzen. Sobald die genannten Akteure eine gewisse Größenordnung erreichen, sind nur noch kurzfristige Umsatzzahlen interessant. Das vorgeschobene Argument „Nadelöhr Handwerk“ dient prinzipiell nur noch dazu, das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Ganz konkret meine ich damit den Aufbau eigener Montagetrupps und die gezielte Ansprache und Bewerbung des Endkunden.
Wenn wir dann tatsächlich das Thema „Unterstützung bei der Nachwuchswerbung“ ins Spiel bringen, wird es oft ganz still. Anscheinend soll das Handwerk das Nachwuchsproblem doch besser selbst lösen, damit im nächsten Schritt die „gut Ausgebildeten“ für die eigenen Interessen abgeworben werden können. Ein schwieriges Thema. Wir sind jedenfalls gesprächsbereit.
IKZ-HAUSTECHNIK: Blicken wir auf die SHK 2018. In den vergangenen Jahren erwartete die Fachbesucher eine Vielzahl von neuen Produkten. Wo sehen Sie in diesem Jahr aktuelle Markttrends?
Hans-Peter Sproten: Die Aufmerksamkeit richtet sich immer mehr auf das Thema Montagetechniken. Prinzipiell ist das aus meiner Sicht der Bereich, der unmittelbar noch eine höhere Wertschöpfung verspricht. Und da ist der Trend, immer stärker in Systemtechnik und Vorfertigung einzusteigen, ungebrochen. Auch wieder so ein Punkt, der zu Abhängigkeiten von Unternehmen im Produktbereich führen kann und dem Handwerksbetriebe nur mit der Erhöhung der Stundensätze begegnen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass smarte Technologien auf der Messe umfänglich gezeigt werden und persönlich erwarte ich noch mehr Lösungen für den aufstrebenden Lüftungs- und Klimabereich. Gerade vor dem Hintergrund immer dichter werdender Gebäude, schwüler Sommer und Schimmelpilzproblematiken im Baubestand gewinnen die Bereiche Lüftungs- und Klima- und Kältetechnik zunehmend an Bedeutung. Und genau diesen Bereich haben die dort ausstellenden Hersteller ins Auge
gefasst.
IKZ-HAUSTECHNIK: Neben dem obligatorischen Produkt-Update und der Möglichkeit, den direkten Draht zum Hersteller aufzunehmen, sind vor allem die zahlreichen Sondershows und das Rahmenprogramm das sprichwörtliche „Salz in der Suppe“. Der Fachverband selbst führt in diesem Jahr ein Fachforum für Planung und Ausführung, die beliebte AZUBI-Lounge, zwei Monteurtage sowie erstmals auch geführte Messerundgänge durch. Eine wirkliche Herkulesaufgabe. Wann und wo findet was statt?
Hans-Peter Sproten: Erstmals in der jüngeren Historie des Fachverbandes SHK NRW findet auf der anstehenden SHK Essen keine Mitgliederversammlung statt. Grund dafür ist der ausdrückliche Wunsch der Delegierten, den Messebesuch mehr für eigene Zwecke nutzen zu wollen – was für den hohen Stellenwert der Messe bei Fachbetrieben spricht. Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit der Messegesellschaft wieder ein interessantes Rahmenpaket geschnürt.
In diesem Jahr bietet der Fachverband unter dem Motto „Von Profis für Profis“ geführte Messerundgänge zu verschiedenen Themenschwerpunkten an. Mitglieder unseres Vorstandes und der Geschäftsführung haben sich bereit erklärt, ca. 90 Minuten lang über die Messe zu führen und dabei ihre fachliche und unternehmerische Sicht wahlweise auf die Themen Smart Home, Trends im Bad, hygienische Anlagentechnik und effiziente Heizungstechnik zu vermitteln. Das Angebot richtet sich vorrangig an Planer, Architekten und Wohnungswirtschaft – wir freuen uns aber auch über jedes interessierte Unternehmen aus SHK-verwandten Bereichen.
Die Erfolgsgeschichte „AZUBI-Lounge“, inklusive der Azubi- und Schülerrallyes für geladene Schulklassen, führen wir fort. In diesem Jahr wird das gesamte Spektrum des Berufsbildes Anlagenmechaniker/in SHK im Stil der bundesweiten Ausbildungsinitiative „Zeit zu Starten“ am Stand 2D05 präsentiert. Wir veranstalten erneut das Fachforum für Planung und Ausführung mit zahlreichen Impulsvorträgen zu aktuellen Branchenthemen und bieten unter dem Begriff „Monteurtage“ je am Dienstag und am Freitag ein gut zweistündiges, herstellerneutrales Schulungsangebot für Monteure und Monteurinnen aus NRW an.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ein anderes, wichtiges Projekt, das Sie auf der SHK Essen erstmals öffentlich vorstellen, ist die Qualitätsgemeinschaft SHK-Expert. Welche Grundidee steckt dahinter?
Hans-Peter Sproten: Nun, ich hatte SHK-Expert bereits zuvor erwähnt. Da bauen wir tatsächlich etwas Unvergleichliches auf. In Zukunft können sich die guten Innungsbetriebe auch als solche am Markt darstellen. Darauf haben viele lange gewartet. Wir informieren über die einheitlichen Qualitätskriterien, die es zu erfüllen gilt, um sich werbewirksam als speziell gekennzeichneter „SHK-Expert-Betrieb“ darstellen zu können. An dieser Stelle nur noch so viel: Ab dem ersten Messetag haben die Innungsbetriebe in NRW endlich eine neutrale und kundenorientierte Plattform, auf der sie unabhängig von Großhandel und Industrie ihre Leistungsstärke deutlich machen können. Das Projektteam steht am Stand für alle Fragen zur Verfügung und präsentiert ebenfalls die damit zusammenhängende deutschlandweite Bildungssuchmaschine für Fachkräfte und Büromitarbeiter von Handwerksbetrieben. Beide Projekte werden nun erstmals ausgerollt und müssen wachsen. Wir freuen uns, auf der SHK Essen aber nun endlich loslegen zu können. Lassen Sie sich überra-
schen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wer jetzt neugierig geworden ist: Wo finden sich all diese Informationen in Essen?
Hans-Peter Sproten: Für die Planung des Messebesuchs eignen sich die Website der Messegesellschaft und das spezielle Messeinformationsangebot auf der Seite des Fachverbandes. Für die Orientierung vor Ort kann ich die neue App der SHK Essen empfehlen, den selbst erstellten Laufzettel und die eigenen grauen Zellen, schließlich trifft man hier seit Jahren Geschäftspartner, Weggefährten und Kollegen. Da kennt man sich aus.
www.shkessen.de
www.shk-nrw.de/shk-essen