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Expertentreff zur Lüftung in Wohngebäuden - Positive Auswirkungen auf die Bausubstanz, Hygiene, Komfort und Wohlbefinden

Steht die Wohnungslüftung nicht zuletzt durch die Optimierung der Energieeffizienz eines Gebäudes vor einem Durchbruch? Sind zentrale Lüftungsgeräte für eine Wohneinheit nur ein Trend oder werden sie zum Standard? Es mehren sich Anzeichen für ein Umdenken in der Wohnungswirtschaft, schätzen doch Wohnbaugesellschaften und -genossenschaften inzwischen generell die positiven Auswirkungen auf die Bausubstanz, Hygiene, Komfort und nicht zuletzt: gesundheitliches Wohlbefinden für die Bewohner. Diese und weitere Fragen werden auf dem 5. Forum Wohnungslüftung am 16. Oktober in Dortmund diskutiert.

Dr. Jan Witt, Geschäftsführer der HEA.

Fachleute aus Wohnungs- und Energiewirtschaft sowie Handwerk können sich auf dem 5. Forum Wohnungslüftung über aktuelle Entwicklungen und Trends informieren.

 

Neben der Luftfeuchteregulierung zum baulichen Feuchteschutz rückt jetzt auch die CO2-Konzentration ins Blickfeld der Betrachtung. Im Rahmen von Felduntersuchungen wurde nachgewiesen, dass in der Praxis oft Werte von mehr als 5000 ppm vorzufinden sind und nicht nur hygienisch inakzeptabel sind, sondern als Baumangel gelten. Das Umweltbundesamt hat 2000 ppm bereits als Grenzwert eingestuft, während aus medizinischer Sicht schon deutlich weniger bedenkenswert sind. Der Pettenkofer-Wert liegt bei 1200 ppm als Grenzwert für das physiologische Empfinden des Menschen.

Aufklärungsbedarf bei Nutzern

Bei der Betrachtung des wohngesunden Bauens und Modernisierens rückt zur CO²-Betrachtung in Wohn- und Arbeitsräumen auch die Schadstoffbelastung der Raumluft immer mehr in den Fokus. Dementsprechend hat sich auch die Steuerungstechnik entwickelt und bietet neben verschiedenen Schadstoff-Sensoren vermehrt CO2-Sensoren an, um über den baulichen Feuchteschutz hinaus bedarfsorientiert auch den physiologischen Anforderungen des Menschen zu entsprechen.
Praxisbeispiele zeigen zudem, dass kontrollierte Lüftungsanlagen mit objektspezifischen Wärmerückgewinnungsgraden nicht nur für den EnEV-Nachweis bei entsprechender energetischer Gebäudehülle ausreichen, sondern auch die Gesamteffizienz des Gebäudes nachhaltig steigern. Dennoch gibt es immer noch Hemmnisse bei Entscheidern, Aufklärungsbedarf bei Nutzern, aber auch Planungs- und Ausführungsfehler. Einige Akteure der Branche mutmaßen mittlerweile, dass die Wohnungslüftung bereits ein eigenes Gewerke darstellt, dem es umfassend Rechnung zu tragen gilt, dies betrifft natürlich allein schon die Ausbildung von Fachhandwerkern, Planern und Inspekteuren.
Das 5. Forum Wohnungslüftung will in bewährter Weise den Dialog zu diesen wichtigen Aspekten mit Verantwortlichen aus der Wohnungswirtschaft sowie Bauexperten und Lüftungsfachleuten praxisnah weiterführen und vertiefen. In den Pausen wird darüber hinaus ein zielführender Austausch zwischen den Teilnehmern und Vortragenden geboten, der es erlaubt sich auch mit individuellen Detailfragen zu befassen.
Fachleute aus Wohnungs- und Energiewirtschaft sowie Handwerk informieren über aktuelle Entwicklungen und Trends. Gutachter und Energieberater beleuchten anhand von Praxisbeispielen Problemstellungen bei Neubau und Sanierung sowie deren Lösung. Diskutiert werden auch höhere Anforderungen an die Zusammenarbeit von Planern und den unterschiedli-chen Gewerken auf der Baustelle im Sinne einer integralen Planung und Konzeptentwicklung, sowie Fragen der Wartung und natürlich der Mieterakzeptanz durch Beispiele der Aufklärung und Argumentation.
Das Forum Wohnungslüftung wird 2013 zum fünften Mal von der HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V. durchgeführt und findet erstmalig in Dortmund statt. Mitveranstalter sind der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), der Bundesverband für Wohnungslüftung (VfW) und der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Im Vorfeld der Veranstaltung sprach IKZ-ENERGY-Redakteur Frank Hartmann mit Dr. Jan Witt, Geschäftsführer der HEA, über  Bedeutung und Entwicklung der Wohnungslüftung.

IKZ-ENERGY: Herr Dr. Witt, wie schätzen Sie die Bedeutung der Wohnungslüftung (aber auch der Lüftung von Nicht-Wohngebäuden) für die Nachhaltigkeit von Gebäuden ein?
Dr. Witt: Die Wohnungslüftung und auch die Belüftung von Nichtwohngebäuden wie Büro- oder Verwaltungsgebäude sind langfristig bedeutsam für den Substanzerhalt der einzelnen Gebäude. Die forcierte energetische Sanierung des Gebäudebestands beinhaltet auch die Dichtheit des Gebäudes mit allen positiven und negativen Folgeerscheinungen. So bleibt die Wärme nach der Sanierung mit Wärmedämmung und Dichtheitsprüfung wie gefordert erst einmal im Haus, im Gegenzug muss ausreichend frische Luft zugeführt, Feuchtigkeit und Schadstoffe abgeführt werden. In Abhängigkeit der Nutzergewohnheiten führt diese Konstellation in vielen Fällen, besonders bei einer fehlerhaften Ausführung der Sanierungsmaßnahme, zu fatalen Folgen in Form von Bauschäden durch in Bauteile eindringende Feuchte. Von daher hat die ausreichende Lüftung selbstverständlich auch eine bauerhaltende Funktion. Im Fokus stehen für uns aber nach wie vor Wohlbefinden und Gesundheit der Bewohner und Energieeffizienz.

IKZ-ENERGY: Was war für die HEA vor fünf Jahren der Anlass mit dieser Veranstal-tungsreihe zu beginnen?
Dr. Witt: Vorrangiges Ziel der Beratungs- und Aufklärungsarbeit der HEA-Fachgemeinschaft mit den im Verband zusammengeschlossenen Marktpartnern aus Energieversorgung, Industrie und Handwerk ist die Kundenzufriedenheit. Deshalb kommt man bei seriöser Beratung und Planung nicht an diesem Thema vorbei. Wir haben weiter festgestellt, dass es einen immensen Informationsbedarf für die vielen Aspekte der Lüftung gibt, bei Planern, Architekten, bauausführenden und installierenden Gewerken, Politik und Behörden, Wohnungswirtschaft, Eigentümern und Investoren. Die HEA gibt daher Fachpublikationen und Beratungsunterlagen heraus und arbeitet in relevanten Normungsgremien mit. Bis heute wird das Thema jedoch in der Fachöffentlichkeit noch nicht ausreichend gewürdigt. Richte Lüftung bedeutet Gesundheit, Hygiene, Bauschutz, Schimmelpilzvermeidung, Lärmschutz, Brandschutz sowie sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen. Seit etwa 2 bis 3 Jahren beobachten wir erfreulicherweise ein stärkeres Interesse, das mitbegründet ist durch die Diskussion rund um die Energiewende und die Gebäudesanierung. Das belegen beispielsweise die stark gestiegenen Besucherzahlen und Downloads zum Thema Wohnungslüftung auf der Webseite unserer Marktpartnerinitiative Wärme+.

IKZ-ENERGY:
Welche Entwicklungen sind seitdem zu beobachten bzw. welche Erfolge kann die Wohnungslüftung nun verbuchen, welche Aufgaben sehen Sie für die Zukunft?
Dr. Witt: Wir wissen, dass die Wohnungslüftung eine anerkannte Disziplin der Gebäudetechnik ist und auch so wahrgenommen wird. Die Technik ist ausgereift und markteingeführt. Geeignete Geräteauswahl, geräuscharme Luftführung, kurzgesagt die hohe Qualität bei Planung und Installation sowie Wartung sind entscheidende Kriterien, die für Bauherren und Sanierer neben den Kosten besonders relevant sind. Deshalb sind der Erfahrungsaustausch aller am Bau Beteiligten und die Kommunikation zum Thema Lüftung so wichtig. Ein wichtiger Baustein sind dabei die Diskussionen und neuen Erkenntnisse anlässlich unseres jährlich durchgeführten Forums Wohnungslüftung. Damit wollen wir Architekten und Fachplaner als Mittler zum Kunden für die Technik sensibilisieren. Auch Wohnungsbaugesellschaften und Handwerker spielen eine sehr wichtige Rolle und müssen mitgenommen werden.

IKZ-ENERGY: Welche Hindernisse sehen Sie, das Lüftungskonzept in die EnEV aufzunehmen? Sehen Sie noch eine Möglichkeit im derzeitigen Novellierungsprozedere etwas zu erreichen?
Dr. Witt: Wie sie wissen, wird die EnEV nicht mehr in dieser Legislaturperiode in Kraft treten. D.h. aus unserer Sicht, dass das Thema bei einer neuen Regierung nochmals auf die Tagesordnung kommen könnte. Das birgt natürlich nochmal die Gelegenheit, das Thema Wohnungslüftung und Lüftungskonzept einzubringen. Wir würden die Empfehlung und Erstellung eines Lüftungskonzeptes bei Neubauten und Sanierungen sowie die geeignete Auf-nahme in die EnEV sehr begrüßen. Auch die unkomplizierte Anerkennung der Lüftung mit Wärmerückgewinnung als Ersatzmaßnahme im EEWärmeG wäre das richtige politische Signal für nachhaltiges Bauen.

IKZ-ENERGY:
Herr Dr. Witt, vielen Dank für das Gespräch.

 


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