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Energetische Bewertung nach DIN V 18599 – alles eine Frage der Interpretation?

Das 800-Seiten starke Werk zur energetischen Bewertung von Gebäuden scheint nicht nur für Fachplaner schwerverdauliche Kost zu sein. Die DIN V 18599 setzt in Sachen Komplexität offensichtlich auch in der softwaretechnischen Umsetzung neue Maßstäbe.

 

Nachdem bereits der vom Fraunhofer Institut entwickelte Rechenkern in der Kritik stand, sind nun die Software-Hersteller von der KfW-Förderbank um Stellungnahme gebeten worden. Es habe sich im Rahmen der Prüfungen von Berechnungsunterlagen zum KfW-Effizienzhaus herausgestellt, dass die DIN-Berechnungsergebnisse in Abhängigkeit der verwendeten Software-Lösung ungewöhnlich stark voneinander abweichen. Die Nachvollziehbarkeit der Fördermittelvergabe sei deshalb für die KfW nicht mehr gegeben, weswegen die Förderbank für ihre Programme „Energieeffizient Bauen“ und „Energieeffizient Sanieren“ keine Berechnungen nach DIN V 18599 mehr akzeptiert.
Eine prekäre Situation für die Software-Entwickler, die nun auch einer Vielzahl von Kunden erklären müssen, warum ihre Software fragwürdige Berechnungsergebnisse liefert.
So meldet die Rowasoft GmbH, dass die Eingangsparameter des Test-Projektes nicht eindeutig seien, wodurch sich die Endergebnisse um bis zu 30 % unterscheiden könnten. Ein grundlegendes Problem der Norm? „Es scheint den meisten Fachleuten nicht klar zu sein, dass es nach DIN 18599 nicht nur ,ein Ergebnis‘ gibt“, erklärt das Supportteam von Rowasoft weiter. Durch das Fehlen fester Randbedingungsparameter, wie sie noch in der Berechnung nach DIN 4108-6 und DIN 4701-10 vorlägen, seien eben größere Spielräume mit normkonformen Endergebnissen möglich.
Gut, wenn der Gesetzgeber sich mit einem EnEV-Nachweisverfahren zufriedenstellen lässt, dessen Ergebnisse zur reinen Interpretationssache wird. Gar nicht gut, wenn auf diese Weise die Glaubwürdigkeit von energetischen Bewertungen und daraus abgeleiteten Einsparmaßnahmen gegenüber Investoren, Bauherren und Kunden verloren geht meint,

Matthias Hemmersbach
m.hemmersbach@strobel-verlag.de

 


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