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Auf dichte Rohrenden achten

Praxistipps zum Erhalt der Trinkwassergüte

Hoher Stellenwert: Die Installation eine Trinkwasseranlage nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik ist mindestens genauso entscheidend für den Erhalt der Trinkwassergüte wie die Einhaltung der geforderten Temperaturen oder der bestimmungsgemäße Betrieb. Bild: Wieland Werke

Perfekter Abschluss einer Rohrinstallation: Die offenen Rohr­enden sind durch Stopfen gegen den eindringenden Schmutz geschützt, wenn der Trockenbauer im nächsten Arbeitsschritt die Vorwandelemente verkleidet. Bild: DKI

Marken-Hersteller liefern ihre Verbinder bewusst in Beutelverpackungen aus, damit auch Restmengen bei der Lagerung gegen Verschmutzung geschützt sind. Bild: DKI

Martin Werner ist Fach­re­fe­rent Bauwesen / Architektur beim Deutschen Kupfer­institut. Bild: DKI

 

Der Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen hängt von zahlreichen Faktoren ab. Einer davon sind Schmutzablagerungen im Rohrinneren. Um zu verhindern, dass es im hektischen Arbeitsalltag auf der Baustelle zu derartigen Verschmutzungen im Rohrleitungsnetz kommt, sollten offene Rohrenden konsequent abgestopft oder mit Kappen verschlossen werden. Dies gilt auch für nicht verarbeitete Rohrreste, die möglicherweise noch andernorts zum Einsatz kommen.

Die Verpflichtung zum Erhalt der Trinkwassergüte ist in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) geregelt. Spätestens mit der letzten Aktualisierung aus Januar 2018 wurde dabei deutlich, wie weitreichend diese Verpflichtung ist: Der Bogen spannt sich von der bedarfsgerechten Auslegung über die hygienebewusste Installation und den bestimmungsgemäßen Betrieb bis hin zu den Betreiberpflichten. Dies spiegelt sich auch in den fachlichen Diskussionen wider, bei denen aktuell vor allem Fragen der Temperaturhaltung durch eine getrennte Verlegung von Trinkwasser kalt und warm sowie die automatisierte Aufrechterhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs im Vordergrund stehen.
Mindestens genauso entscheidend für den Erhalt der Trinkwassergüte ist aber ein wichtiger „Zwischenschritt“, und zwar die Installation der Trinkwasseranlage nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Dabei spielen die fachgerechte Lagerung und der Transport des Rohrmaterials bzw. der Installationskomponenten für den Erhalt der Trinkwassergüte eine ebenso wichtige Rolle wie die Arbeiten auf der Baustelle selbst.

Schmutzeintrag verhindern
Ein hygienisches Risiko stellt der Schmutzeintrag in Rohrleitungsabschnitten beim Bau der Anlage dar. Generell sollte das Stangen- oder Rollenmaterial also, wie werksseitig beim Fachgroßhandel angeliefert, nur abgestopft transportiert, gelagert und auf der Baustelle installiert werden. Noch verwendbare Reststücke sind nach einer Sichtprüfung auf mögliche Verschmutzungen durch Kappen zu schützen. Gleiches gilt bei Rohrinstallationen für die Zeitspanne bis zur Feininstallation. Hier besteht gerade durch die Arbeit der anschließenden Gewerke – beispielsweise des Trockenbauers beim Verkleiden von Vorwandinstallationen – ein erhebliches Risiko, dass Schmutz in offene Installationen gelangen kann und mit der Inbetriebnahme die Trinkwasser-Anlage kontaminiert.

Kleinteile sauber aufbewahren
Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten ebenso für die Aufbewahrung von Kleinteilen – wie zum Beispiel Verbinder – im Lager oder im Werkstattwagen. Da ein werksseitiges Stopfen der Fittings Materialverschwendung wäre und bei der Verarbeitung auf der Baustelle nicht praktikabel ist, liefern die namhaften Markenhersteller Verbinder in allen gängigen Dimensionen in wiederverwendbaren Beutelverpackungen, womit auch überflüssiger Müll vermieden wird. Die benötigte Anzahl Fittings kann dann bedarfsgerecht entnommen und direkt verarbeitet werden, während die Restmengen gut gegen Schmutz geschützt zur Verarbeitung auf der nächsten Baustelle zur Verfügung stehen.
Hygienisch optimal ist es, wenn für Arbeiten an Trinkwasseranlagen eine eigene Installations-Werkzeugkiste zum Einsatz kommt. So wird verhindert, dass beispielsweise nach Reparaturen am Abwassernetz mit Coli-Bakterien belastete Werkzeuge anschließend in direkten Kontakt mit der Trinkwasser-Installation kommen und die Anlage mit krankmachenden Keimen kontaminieren.



Nachgefragt
IKZ-PRAXIS:
Eine Werkzeugkiste speziell für Arbeiten an Trinkwasseranlagen klingt erst einmal vernünftig, scheint aber in der Praxis kaum umsetzbar, weil im Zuge einer Sanitärinstallation beinahe immer zeitgleich Trinkwasser- als auch Abwasserleitungen verlegt werden. Welchen Lösungsansatz sehen Sie?
Martin Werner: Sicherlich wären separate Werkzeuge mit einer entsprechenden Markierung ein möglicher Ansatz, wie er auch in anderen Bereichen erfolgreich praktiziert wird. Das wäre für den Verarbeiter dann eine Frage der Gewöhnung und Selbstdisziplin. Es ist wie überall im Leben: Wer seine Werkzeuge in Ordnung hält, der wird auch hier keine Probleme bekommen.

IKZ-PRAXIS: Sauberes Material und Werkzeug sind heute schon der Standard – wäre der nächste Schritt nicht die Verwendung von Einmalhandschuhen bei Trinkwasser-Installationen?
Martin Werner: Und als nächstes kommt das Einmalwerkzeug für jede Installation? Lassen wir die Kirche mal im Dorf. Eine Baustelle bietet nun mal keine Reinraumbedingungen. Der sorgfältige und saubere Umgang mit den Materialien zur Vermeidung von Verunreinigungen sollte selbstverständlich sein, ebenso wie die Kenntnis und Anwendung der einschlägigen Regelwerke. Wird darüber hinaus das fachgerechte Spülen zur Inbetriebnahme durchgeführt, dann ist den Anforderungen zur Übergabe einer hygienisch einwandfreien Installation vollkommen Genüge getan.

IKZ-PRAXIS: Inwieweit wird das Wissen um eine hygienegerechte Installation in den Berufsschulen oder bei Schulungen vermittelt?
Martin Werner: Neben dem fachgerechten Umgang mit dem Material war die Kenntnis der Regelwerke schon immer ein wesentlicher Bestandteil der Herstellerschulungen. Das Thema „Hygiene“ fand hier mehr und mehr Einzug und bildet nun einen wesentlichen Anteil dieser Schulungen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Hygiene einen wesentlichen Ausbildungsaspekt in den Betrieben und Berufsschulen darstellen und sich nicht auf die einmalige Teilnahme an einer Herstellerschulung beschränken sollte.

 


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