40. Arbeitsseminar des bayerischen OL-Handwerks
Vom 5.-7. Februar 2009 fand in Bad Tölz das 40. Arbeitsseminar des bayerischen Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks statt. Vierzig Jahre kontinuierliche Weiterbildung im Dienste des Handwerks sind eine stolze Zahl. Doch anstatt sich auf den Lorbeeren auszuruhen und zu feiern, standen auch dieses Mal jede Menge informative Fachvorträge auf dem Programm. Festlich ging es gleich zu Anfang zu, denn Melanie Huml, Staatssekretärin des Bayerischen Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, gab sich die Ehre, zum Auftakt eine Laudatio auf die Veranstaltung im Besonderen, aber auch auf das Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk im Allgemeinen, zu halten. Dabei hob sie die wichtige Rolle des Fachhandwerks bei der Endverbraucherberatung hervor. Im weiteren Verlauf ihrer Rede ging sie auf aktuelle Umweltfragen der Holzfeuerung ein. Frau Huml machte deutlich, dass die staatlichen Klimaschutzziele ohne den CO2-neutralen Brennstoff Holz kaum zu erreichen sind. Das Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk trägt dazu bei, diese Ziele eher zu erreichen. Die politische Bewertung der Holzfeuerung wird unter anderem durch Fördermittel für regenerative Energieträger erkennbar, und sie trägt damit zugleich zur Kleingewerbe- und Mittelstandsförderung bei. Das ist die eine Seite. Andererseits verschwieg Frau Huml nicht das problematische Thema "Feinstaubemissionen". Die über 150 Teilnehmer des Arbeitsseminars werden es gern gehört haben, dass das Ministerium große Fortschritte in der modernen Ofenkonstruktion erkannt hat. Rund die Hälfte der Feuerstätten sind allerdings über 20 Jahre alt. Es wäre daher eigentlich nur konsequent, wenn man den Austausch alter Öfen ebenfalls mit einer "Abwrackprämie" fördern würde - eine Bemerkung, die großen Applaus erntete. Im darauf folgenden Vortrag "Technik News 2009 für den Ofenbauer", lieferte Dipl.-Ing. Thomas Heidfeld geballte Informationen zur geplanten Verschärfung der EnEV im Herbst dieses Jahres. Weiterhin erklärte er die beiden Varianten des Energieausweises, dem Bedarfsausweis, der künftig in der Mehrzahl aller Fälle gefordert wird und dem Verbrauchsausweis, dem der tatsächlich gemessene Energieverbrauch zu Grunde liegt. Weiterhin befasste sich Heidfeld mit den Auswirkungen der VOB Teil C und den Änderungen zum Berechnungsverfahren der Normheizlast in Gebäuden nach DIN EN 12831 sowie dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), das zumindest für Neubauten seit dem 1.Januar 2009 die teilweise Abdeckung des Wärmeenergiebedarfs über regenerative Energieträger, also auch den Festbrennstoff Holz, vorschreibt. Es folgte noch ein Ausflug in die ebenfalls neue Heizkostenverordnung (HeizkostenV), bevor die immer noch ausstehende Novellierung der 1.BImSchV an der Reihe war. Obwohl die Branche eine schnelle Lösung bevorzugen würde, ist wohl vor der Bundestagswahl nicht mehr damit zu rechnen. Zu einem echten Problem könnte sich ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 25. Juni 2008 zu kommunalen Luftreinhalte- und Aktionsplänen entwickeln, nachdem "jeder unmittelbar betroffene Bürger einen klagbaren Anspruch gegenüber den zuständigen Behörden" auf Erstellung solcher Pläne habe. Abschließend informierte Heidfeld über mögliche Folgen und Chancen der Neuregelung des Schornsteinfeger-Handwerksgesetzes sowie über die neuen Technischen Regeln für Gasinstallationen (DVGW-TRGI 2008) und die SHK-Initiative "Heizungs-Check". Dass juristische Fragestellungen für selbständige Ofenbaubetriebe eine stets wachsende Bedeutung haben, machte der Vortrag des Rechtsanwalts Rainer Blaschke klar. Das betrifft zunehmend auch Themen, die mit dem eigentlichen Handwerk nichts zu tun haben wie dem "Pflegezeitgesetz". Interessant dürfte für viele Betriebe auch die grundsätzliche Möglichkeit zur Durchführung von Online-Mahnverfahre sein. SHK-Innungsmitglieder können hier einen Service des Fachverbands SHK Bayern in Anspruch nehmen und das Mahnverfahren durch ein Sondermodul "Inkasso plus SHK" oder "Direkt Inkasso" für einen Pauschalpreis von 25 Euro zuzüglich MwSt. betreiben lassen. Eine weitere revolutionäre Neuerung im Werkvertragsrecht ist das im Januar 2009 in Kraft getretene Forderungssicherungsgesetz (FoSIG), das Handwerkern ein wesentlich wirksameres Instrument zur Sicherung von Werkunternehmer-ansprüchen an die Hand gibt, als es das Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen bislang tat. Über Details hierzu wird ein gesonderter Beitrag in einer der nächsten K&L-Ausgaben informieren. Die sich anschließende Mittagspause wurde auch für Informationsgespräche mit den zahlreichen Ausstellerfirmen genutzt, die sich im Foyer sowie in einem angrenzenden Saal präsentierten, darunter alphaterm Schornsteinbauelemente, Karl Dahm Werkzeuge, Palette CAD, Kutzner + Weber, Kaufmann Keramik, die Hagos Martin Wimmer Steintrennmaschinen und Wöhler. Im nächsten Vortrag informierte der AdK-Vorsitzende Michael Hieckmann über Sinn und Zweck einer Mitgliedschaft in dem starken Branchen-Netzwerk, um von den Serviceleistungen der Arbeitsgemeinschaft - nicht zuletzt im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und informativer Endverbraucherwerbung - zu profitieren. Einen Blick über den nationalen Tellerrand hinaus in das Schweizer Ofenbau-Handwerk vermittelte Marco von Wyl vom Verband schweizerischer Hafner- und Plattengeschäfte (VHP). In unserem Nachbarland bestehen durch die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) vom September 2007 bereits restriktive Anforderungen bezüglich der zulässigen Feinstaubemissionen. Diese betreffen sowohl serienmäßig gefertigte Öfen, die nun einer Konformitätserklärung bedürfen, als auch berechnete Speicheröfen sowie Anlagen mit Staubabscheidesystemen, die einen Abscheidegrad von über 60 % aufweisen. Seit 2008 nicht mehr zulässig sind individuell gefertigte Cheminéeöfen, Heizeinsätze ohne Konformitätserklärung und ohne Partikelfilter. Aufschlussreiche Ergebnisse lieferte auch ein Forschungsprojekt unter Beteiligung des VHP zu "Brennkammern für Holzfeuerstätten mit geringen Partikel-Emissionen". In modulhaft zusammengesetzten Versuchsanlagen wurden die Auswirkungen von Brennraumformen und Zuganordnungen auf die Partikelemissionen untersucht. Interessanterweise waren keine nennenswerten Unterschiede zwischen liegenden und stehenden Brennraumformen zu beobachten, und auch die Anordnung der Heizgaszüge wirkten sich nicht nennenswert auf die Partikelemissionen aus. Großen Einfluss hat dafür die Art der Befeuerung. Generell sind die Staubemissionen in der Startphase am höchsten, weshalb sich hier das größte Verbesserungspotenzial ergibt. Auch häufiges Nachlegen und der Teillastbetrieb verschlechtern die Partikelbilanz erheblich, ebenso das Entfachen des Feuers von unten. Eine gezielte Startluftzuführung und die Brennraumdämmung brachte ebenfalls signifikant verringerte Partikelemissionen. Abschließend ging Marco von Wyl auf Bauarten kleiner Speicheröfen ein, die in Schweizer Niedrigenergie-Neubauten immer öfter als Ganzhausheizung nachgefragt werden. Der Vortrag des österreichischen Fachkollegen Dipl.-Ing. Dr. Thomas Schiffert handelte von der Problematik eines vernünftigen Brand- und Gebäudeschutzes beim Einsatz von Einzelraum-Festbrennstoff-Feuerstätten. Überschneidungen und Widersprüche ergeben sich hier oft aus EU-Normen wie dem Sicherheitstest nach EN 15250 und unterschiedliche Landesnormen (z.B. ÖNORM - B2331:2007) bis zu regionalen Normen. In praxisnahen Versuchsaufbauten wurde ermittelt, welche Mindeststandards zum Beispiel bei Abständen zwischen der Feuerstätte und einer Raumwand bzw. der Decke sachgerecht sind. Das letzte Referat des Tages behandelte ein Trendthema, nämlich "Pellets bei Einzelraumfeuerstätten". Referent war Robert Velemir (Gruppo Piazetta Spa), der im weiteren Verlauf seines Vortrags auch auf die unterschiedlichen technischen Konzeptionen von Einzelraum-Pelletheizungen Bezug nahm. Insbesondere die genormte Brennstoffqualität von Holzpellets trägt zur hervorragenden Umweltbilanz bei. Anschließend lud die Innung OL Augsburg-Obersnordchwaben zu einem zünftigen Abendessen vor dem Kurhaus mit Schupfnudeln und Kraut. Ein wärmender Feuerkorb durfte bei dem winterlichen Freiluftspek-takel natürlich nicht fehlen … Der Freitag begann mit einem Referat von Dr. agr. Hans Hartmann vom Technologie- und Förderzentrum Straubing über die "Grundlagen zur Festbrennstoff-Verbrennung". Dabei ging es unter anderem um Brennholzgüte, Heizwert und Alternativen zum klassischen Scheitholz wie Strohballen, Stroh-Briketts und sogar Strohpellets. Im Anschluss stellte Hartmann innovative Zubehörlösungen wie den Partikelabscheider Zumikron der Firma Rüegg vor. Danach informierte Hubert Ziegler, Geschäftsführer der Firma "Ofen Innovativ" und zugleich einer der Gastgeber des Arbeitsseminars, über Heizlastberechnung, Dimensionierung und Anschlussmöglichkeiten von Kachelöfen mit Wasserwärmetauschern, einem komplexen Thema, das allerdings immer öfter nachgefragt wird. Besonderes Augenmerk verdient die korrekte Installation einer hydraulischen Weiche, was Hubert Ziegler in seiner Präsentation verdeutlichte. Zu den interessanten Rand-themen um den Ofenbau zählte der Vortrag von Jens Kestler zum Thema "Digitale Fotografie - Zeigen Sie, was Sie können." Schließlich hat mittlerweile fast jeder - auch im Beruf - eine Digitalkamera dabei, um eigene Werke für die Dokumentation und als Referenz abzulichten. Tückischerweise werden die meisten Öfen im Haus errichtet, wo die Lichtverhältnisse selten für eine Freihand-Fotografie ausreichen und ein Blitz hässliche Spiegelungen verursacht. Natürlich hat der Beitrag niemanden zum Fotoprofi reifen lassen, aber man hat doch einige entscheidende Dinge erklärt bekommen, die helfen, die Resultate mit der eigenen "Knipse" zu verbessern. Wie man Kundenwünsche "erspürt" und optimal darauf reagiert, erfuhr man in dem Referat von Georg Durst, der Strategien für eine erfolgreiche Selbstvermarktung vermittelte. Mit der Ehrung der bayerischen Jungmeister und der Verlosung eines Wellnesswochenendes ging die Vortragsreihe am Freitag zu Ende. Ab 19.00 Uhr traf man sich zum Abendessen à la carte im Tölzer Ratskeller, wo im privaten Rahmen bis in die späten Abendstunden weiter getagt wurde. Der Samstag begann mit einem Vortrag von Ing. Rudolf Vazansky (Gast Metallwarenfabrik, Steyr) über die verschiedenen Möglichkeiten, holzbeheizte Herde im Haus zu nutzen. Insbesondere ging es um neue Anforderungen im Herdbau, die durch moderne luftdichte Gebäude anfallen. Ferner wurden Berechnungen für den Verbrennungsluftbedarf von Herdöfen und Anschlussschemata für Kaminöfen mit Wasserkessel und Boiler gezeigt. Danach folgte der Vortrag der "Hannoveraner” Berufsschullehrerin Claudia Hackmann, die diesem Beitrag freundlicherweise auch einiges Bildmaterial beisteuerte. Sie erläuterte das neue Berufsbild im Ofen- und Luftheizungsbau, den geänderten Ausbildungsrahmenplan und Rahmenlehrplan sowie die Technischen Regeln für den Ofen- und Luftheizungsbau. Die neue Maxime im "handlungsorientierten Unterricht heißt "Lernen durch Handeln". Sie soll die Eigenverantwortlichkeit der Schüler stärken. Das 40. Bad Tölzer Arbeitsseminar endete mit den Vortrag von Martha Kopf, Office Managment Kopf in Haslach. "Wie beherrsche ich das Chaos im Büro" - oder besser: wie vermeide ich es? Frau Kopf erläuterte als "Heilmittel" fürs Bürochaos das konsequente Arbeiten mit dem Document Center, das durch klare Strukturen Zeitverluste vermeiden hilft. Mit überflüssiger Sucharbeit werden pro Mitarbeiter im Büro jährlich oft um die 5.000 Euro vergeudet. Landesfachgruppenleiters Hubert Ziegler und der Fachkommissions-Vorsitzende Michael Falger beendeten das Seminar. Freuen wir uns auf das kommende Arbeitsseminar vom 04.-06.02.2010 in Bad Tölz. Weitere Fotos in unserer Galler