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Unsichtbarer Schutzschirm für Waren

Brandschutz in Logistikzentren und Lagern: Für jede Anforderung gibt es die passende Lösung

Bild 1: In Logistikzentren und Lagern sind die Risiken für einen Brand im Vergleich zu anderen Bauten überdurchschnittlich hoch. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Bild: FM Global

Tabelle 1: Jeder Lagertyp lässt sich mit einer geeigneten automatischen Feuerlöschanlage optimal absichern.

Bild 2: Ein manueller Löschangriff ist in hochkompakten und vollautomatisierten Hochregallagern nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Bild: FM Global

Bild 3: EFSR-Sprinkleranlagen (Early Supression Fast Response) zur schnellen Brandbekämpfung löschen mit hohen Wasserbeaufschlagungen und kleinen Wirkflächen. Bild: Calanbau

Bild 4: In Blocklagern ist das Gut dicht gestapelt und häufig schlecht benetzbar, weshalb dem Löschwasser oft Schaumbildner zugesetzt werden. Bild: Shutterstock

Bild 5: Gaslöschanlagen, wie diese Mehrbereichsanlage, löschen schnell und rückstandsfrei. Bild: Siemens

Tabelle 2: Vorschriften und Richtlinien (Auszug).

Bei Alnatura sorgt im weltweit größten Hochregallager aus Holz eine Sprinkleranlage für den wirtschaftlichen Brandschutz von Mensch, Inventar und Lebensmitteln. Bild: Alnatura

Auch große Hochregallager wie das der Eppelheimer Wild-Werke lassen sich mit einer modernen Sprinkleranlage wirtschaftlich gegen Brandrisiken absichern. Bild: Calanbau

 

Die hohen Brandrisiken in Logistikzentren und Lagern lassen sich nur durch eine maßgeschneiderte Kombination aus baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Brandschutzmaßnahmen beherrschen. Automatische Löschanlagen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Durch die Vielzahl der verfügbaren Löschanlagentypen lässt sich jedes Lager wirtschaftlich und zuverlässig vor den Auswirkungen eines Feuers schützen.

Multi-Channel-Handel, Just-in-time-Logistik, rasante Zuwachsraten beim Onlineshopping: Die pünktliche und zuverlässige Belieferung ihrer Kunden entwickelt sich für Unternehmen nahezu aller Branchen immer mehr zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Dreh- und Angelpunkt sind Logistikzentren und Lager, die rund um die Uhr mit ausgeklügelter Technik und fachkompetenten Mitarbeitern dafür sorgen, dass der Warenstrom nicht abreißt. Das Wachstum der Branche in den letzten Jahren setzt sich dabei ungebremst fort.

Ausfälle unerwünscht
Störungen oder gar den Komplettausfall eines Lagers kann sich kein Unternehmen leisten. Bereits kleinere Vorfälle lassen die gesamte Lieferkette bis hin zur Produktion ins Stocken geraten. Besonders fatal ist ein Brand. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen sind Schäden in Millionenhöhe sowie Betriebsstillstand und Umsatzausfälle die Folge. Auch wenn die unmittelbaren Auswirkungen durch Versicherungen abgedeckt sind: Die Abwanderung von Kunden zur Konkurrenz und verlorene Marktanteile durch den Imageschaden kann bis zur Insolvenz führen.

Hohe Brandrisiken
Dabei sind gerade in Lagerhallen und Logistikbereichen die Brandrisiken ausgesprochen hoch. Mehr als ein Drittel aller großen Brandschäden in Gewerbe und Industrie entstehen dort. Verwunderlich ist das nicht: Dicht gedrängte Paletten mit leicht entzündlichen Waren, brennbare Dämmstoffe und Verpackungsmaterialien sorgen für immens hohe Brandlasten (Bild 1). Mögliche Zündquellen wie gas- oder dieselbetriebene Hubfahrzeuge und überhitzte Lithium-Ionen-Batterien bergen zusätzliche Gefahren.
Bei hohen Regalbauten sorgt der Kamineffekt dafür, dass die Flammen bereits kurz nach Ausbruch eines Feuers schnell nach oben geleitet werden und in kurzer Zeit zu einem Vollbrand führen (Bild 2). Die zunehmende Automatisierung in den Lagern stellt ebenfalls immer höhere Anforderungen, da die Gefahr einer Entzündung durch elektrische Defekte immer weiter ansteigt. Auch Schweiß- und Schneidarbeiten sowie Rauchen und Brandstiftung kommen als Auslöser in Frage. Die Brandbekämpfung in Lagerbereichen ist wegen der häufig herrschenden räumlichen Enge und herabfallender Teile erschwert und es besteht die Gefahr, dass das Feuer auf angrenzende Brandabschnitte übergreift.

Integriertes Konzept
Die hohen Brandrisiken in Logistikbereichen lassen sich nur mit einer individuellen Kombination von baulichem, anlagentechnischem und organisatorischem Brandschutz beherrschen. Oberstes Ziel ist dabei der Schutz der dort tätigen Personen sowie der gesamten Anlagenstruktur. Die Brandschutzmaßnahmen dürfen die Logistikabläufe unter keinen Umständen behindern, müssen aber im Gefahrenfall sicher funktionieren.
Bauliche Maßnahmen, wie die Bildung von Brandabschnitten und deren Trennung, beispielsweise durch Brandwände und Komplextrennwände, begrenzen die Ausbreitung des Feuers. Öffnungen in Decken und Wänden sowie durchgeführte Kabel und Rohre werden durch Feuerschutzabschlüsse bzw. Kabel- und Rohrabschottungen gesichert. Im Logis­tikbereich unerlässlich ist die Installation einer Brandmeldeanlage, die ein Feuer frühzeitig detektiert und rechtzeitige Gegenmaßnahmen ­ermöglicht. Für einen schnellen, mobilen Löschangriff müssen Feuerlöscher und Wandhydranten installiert sein. Ebenso wichtig sind sachkundige Mitarbeiter, die als Brandschutzbeauftragte eine Brandschutzordnung erarbeiten und diese in regelmäßigen Kontrollen auf ihre Einhaltung überprüfen.

Automatisch löschen
Stationäre, automatische Feuerlöschanlagen spielen eine besondere Rolle im Brandschutzkonzept. In Verbindung mit einer Brandmeldeanlage erkennen sie ein Feuer nicht nur frühzeitig, sondern bekämpfen es aktiv bereits im Entstehungsstadium. Für Logistikbereiche ist das entscheidend, denn in den hochkompakten, eng belegten und vollautomatisch betriebenen Anlagen ist ein Löschangriff der Feuerwehr häufig nur schwer, zu spät oder gar nicht möglich.
Die Wichtigkeit von automatischen Löschanlagen und anlagentechnischem Brandschutz insgesamt haben auch die Feuerversicherer erkannt und honorieren diesbezügliche Anstrengungen der Logistikunternehmen mit hohen Prämiennachlässen. Nach den Erfahrungen der Versicherungswirtschaft reduzieren automatische Löschanlagen das Schadensausmaß um ein Vielfaches. In Betrieben mit Sprinkleranlagen fallen die Schäden nach einer Statistik des Industrieversicherers FM Global vier- bis fünfmal geringer aus als in Betrieben ohne Sprinklerschutz. In 75 % der Fälle reichen dabei neun auslösende Sprinklerköpfe aus, um einen Brand erfolgreich zu löschen. Durch die neue FM-Global-Richtlinie über Regalsprinkler wird der Schutz durch die Reduzierung der benötigten Wassermengen jetzt noch wirtschaftlicher.

Maßgeschneiderte Lösungen
Welche Feuerlöschanlage und welche anderen Brandschutzmaßnahmen die richtigen sind, hängt unter anderem vom Lagertyp, dem Lagergut und den verwendeten Transport- und Lagerbehältern bzw. Verpackungen ab. Darüber hinaus müssen all diese Faktoren im Zusammenspiel berücksichtigt werden. Nur dann kann ein vollumfängliches Schutzkonzept abgeleitet werden, das Mitarbeiter und Anlagen optimal schützt. Im Folgenden werden die wichtigsten Lagertypen und mögliche Brandschutzlösungen vorgestellt (Tabelle 1).

Hochregallager
Vergleichbar mit einem zwölfgeschossigen Hochhaus reichen die Regale der am häufigsten verwendeten Lagerart bis zu 50 m in die Höhe. Hochregallager eignen sich für große Lagerbestände und bieten Platz für mehrere 100 000 Palettenstellplätze, dementsprechend hoch sind die Brandlasten. Der durch die große Höhe begünstigte Kamineffekt führt zu einer schnellen Brandausbreitung. Da diese Lager meist vollautomatisch mit massiver Technikunterstützung betrieben werden, sind technische Defekte oder Kurzschlüsse die häufigste Brandursache.
In dieser Umgebung werden häufig automatisch auslösende Sprinkleranlagen in Verbindung mit einer Brandmeldeanlage zur Brandfrüherkennung eingesetzt, was ab einer Lagerhöhe von 7,5 Metern gemäß Industriebaurichtlinie vorgeschrieben ist. Die Sprinklerköpfe werden normalerweise in die Regale und in die Decke eingebaut. Beim Einsatz von schnellauslösenden ESFR-Sprinklern (Early Supression Fast Response, Bild 3) in Gebäuden bis 13,5 m Höhe genügt die Anbringung an der Decke.

Blocklager
In Blocklagern wird das Lagergut in Kis­ten, Kartons oder Paletten auf- und nebeneinander ohne Regalkonstruktion gestapelt (Bild 4). Wie beim Hochregallager kommen hier klassische oder ESFR-Sprinkler zum Einsatz. Je nach eingelagertem Material kann aber auch eine andere Löschanlage sinnvoll sein. In einem Papierrollenlager beispielsweise kommt es häufig zu tiefsitzenden Bränden, die manuel schlecht zugänglich sind. Deswegen wird dort häufig eine Kohlendi­oxid-Löschanlage (Bild 5) oder eine Sauerstoffreduzierungsanlage eingesetzt. In Reifenlagern kommen aufgrund der geringen Benetzbarkeit des Lagergutes und der rasanten Brandweiterleitung häufig Sprühwasserlöschanlagen mit einem filmbildenden Schaummittel oder Schaumlöschanlagen zum Einsatz.

Tiefkühllager
Auch bei besonders niedrigen Temperaturen kann es entgegen der landläufigen Meinung brennen. In Tiefkühllagern mit bis zu -40 °C wird die Brandausbreitung durch die extrem trockene Luft und durch die zur Isolierung verwendeten Dämmstoffe begünstigt. Um die dort meistens gelagerten Lebensmittel nicht zu verunreinigen, spielt die Brandvermeidung durch Sauerstoffreduzierungsanlagen eine große Rolle. An diese Anlagen werden ähnliche Anforderungen gestellt wie an das Tiefkühllager selbst: Wenig ein- und ausgehender Personenverkehr, eine dichte Gebäudehülle sowie ein geringer Frischlufteintrag. Der Sauerstoffgehalt im Lager wird durch die Einleitung von Stickstoff dabei so weit abgesenkt, dass es nicht mehr zu einer Entzündung des Lagerguts kommen kann. Das Betreten des Lagers durch autorisiertes Personal ist nach wie vor unproblematisch, der Sauerstoffgehalt entspricht ungefähr dem der Atemluft im Hochgebirge bei etwa 3000 m.

Gefahrstofflager
Bricht ein Feuer in einem Gefahrstofflager aus, kann das zu katastrophalen Folgen auch für die Umwelt führen. Die Brandgefahren sind dabei genauso vielschichtig wie die Gefahrstoffe selbst, da die Brandbekämpfung eingeschränkt, die Explosionsgefahr hoch und die Vergiftungsgefahr groß sind. Aus diesem Grund kommt fast die gesamte Palette an Löscheinrichtungen zum Einsatz. Um die explosionsgefährdeten, entzündlichen, gesundheits- oder umweltschädlichen Stoffe optimal zu schützen, sind zudem absturzsichere Lagerplätze, Auffangwannen und Löschwasserrückhaltesysteme sowie die Vermeidung betrieblicher Zündquellen notwendig.

Richtschnur für Betreiber
Verantwortlich für den Brandschutz in Logistikzentren und Lagern ist der Betreiber. Verschiedene Vorschriften und Richtlinien geben den Rahmen vor und bieten Hilfestellung (Tabelle 2). Aber nicht alles ist einheitlich für alle Anforderungen geregelt. Die novellierte Industriebaurichtlinie von 2014 sowie die Richtlinien von CEA, VdS, FM Global oder NFPA definieren unter anderem die brandschutztechnische Ausstattung von Lagern bzw. die risikogerechte Auslegung einer Löschanlage hinsichtlich Klassifizierung oder Brandgefahrenklassen. Die Industriebaurichtlinie ist allerdings nur für Industriebauten bis maximal 9 m Lagerhöhe anwendbar, höhere Lagermengen sind im Einzelfall abzustimmen. Eine Nivellierung der Richtlinie, die dann für alle Industriebauten, gleich welcher Größe, anwendbar ist, wäre sinnvoll. Denn für ein Hochregallager mit 50 m Höhe gelten derzeit andere Empfehlungen, beispielsweise die VDI-Richtlinie 3564.

Fachgerechte Instandhaltung ist alternativlos
Löschanlagen müssen im Gefahrenfall zuverlässig und schnell funktionieren – selbst viele Jahre nach ihrer Installation. Voraussetzung dazu sind eine ordnungsgemäße Installation und vor allem regelmäßige und fachgerecht ausgeführte Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen durch VdS-anerkannte Fachfirmen.
Nach Einschätzung des bvfa (Bundesverband Technischer Brandschutz) vernachlässigen allerdings viele Betreiber die Instandhaltung ihrer Löschanlagen oder beauftragen von VdS nicht anerkannte Firmen. Das kann beim Versagen der Löschanlage im Schadensfall ernste Konsequenzen haben. Schlimmstenfalls muss der Betreiber den entstandenen Schaden selbst tragen.
Der bvfa hat ein Positionspapier zum Thema „Instandhaltung und Betrieb von Feuerlöschanlagen“ herausgegeben, das auf www.bvfa.de (Publikationen) kos­tenlos zum Herunterladen zur Verfügung steht. Das Positionspapier erläutert die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Maßnahmen zur Instandhaltung einer Feuerlöschanlage und zeigt auf, warum Unternehmen die Sicherheit nicht vernachlässigen sollten. Weitere Informationen sind im Brandschutz kompakt Nr. 44 „Wartung und Instandhaltung von stationären Löschanlagen“ ebenfalls unter www.bvfa.de verfügbar.

Fazit
Mit stationären automatischen Löschanlagen lässt sich jeder Lagertyp und jedes Lagergut optimal gegen ein Feuer schützen. Die Mitgliedsunternehmen des bvfa arbeiten heute und in Zukunft daran, die bewährten Löschverfahren durch die Entwicklung innovativer Löschtechnik weiter zu optimieren. Dabei steht nicht nur ein Mehr an Sicherheit, sondern auch eine höhere Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt, was z. B. durch die neue FM-Global-Richtlinie deutlich belegt wird. Auf den Internetseiten des bvfa finden sich unter www.bvfa.de detaillierte Informationen, die ständig aktualisiert werden, beispielsweise im Brandschutz kompakt Nr. 55 „Brandschutz in Logistikzentren“ oder im Brandschutz Spezial „Feuerlöschanlagen“.

Autor: Dr. Wolfram Krause, Geschäftsführer des bvfa (Bundesverband Technischer Brandschutz), Würzburg.

www.bvfa.de
www.fmglobaldatasheets.com

 

Bio mit Sicherheit

Vorbildlichen Brandschutz zeichnet das ökologisch ausgerichtete Handelsunternehmen Alnatura aus, das dafür vom bvfa mit dem Qualitätssiegel „Sprinkler Protected“ ausgezeichnet wurde. Im weltweit größten Hochregallager aus Holz, sorgt eine hochmoderne Sprinkleranlage mit 22 528 Sprinklern für einen vollumfänglichen Schutz von Menschen, Inventar und Lagergut. Die Anlage nach VdS CEA 4001 ist mit einer redundanten Wasserversorgung aus zwei Vorratsbehältern bzw. Pumpen ausgestattet. Für eine ständige Betriebsbereitschaft wird die Feuerlöschanlage ständig überwacht und ist mit einer Störmeldezentrale ausgerüstet. Durch den Einsatz der Sprinkleranlage und einer frühzeitigen Abstimmung mit den beteiligten Behörden und VdS konnte auf eine Brandwand zwischen Hochregallager und Kommissionierzone verzichtet werden.

Sprinklerschutz jetzt noch wirtschaftlicher

Eine neue Richtlinie des Industrieversicherers FM Global macht den Sprinklerschutz für Betreiber von Logistikzentren und Lagern jetzt noch wirtschaftlicher. Die neue Richtlinie über Regalsprinkler (Datenblatt 8-9: „Storage of Class 1, 2, 3, 4, and Plastic Commodities“) ermög­licht effektiven und umweltfreundlichen Schutz bei gleichzeitig reduzierter Verwendung der üblichen Sprinkler- und Wassersysteme. Dies kann für viele Logistikzentren zu einer Verringerung der Schadenverhütungskosten in Millionenhöhe führen. Die neue Sprinklerauslegung ermöglicht es Unternehmen, ihren Lagerbestand mit der Hälfte der zuvor benötigten Wassermenge zu schützen. Zudem käme es im Brandfall sehr wahrscheinlich zu geringeren Wasser- und Rauchschäden, da das Feuer schneller kontrolliert bzw. unterdrückt werden könnte. Diese neue Auslegungsoption für Regal­sprinkler in Lagerhäusern kann also sowohl die Kosten als auch das Risiko minimieren. Die ausführliche technische Richtlinie ist kostenlos unter www.fmglobaldatasheets.com abrufb

 


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