Heilungsförderndes Ambiente
In der Soteria Berlin unterstützen Kautschukböden das Gestaltungskonzept
Der Begriff „Soteria“ (altgriechisch für Heilung, Wohl, Bewahrung, Rettung) bezeichnet eine alternative stationäre Behandlungsform von Menschen in psychotischen Krisen. Gekennzeichnet ist dieser Therapieansatz u. a. durch einen zurückhaltenden Umgang mit Psychopharmaka, eine wohnliche Einrichtung und eine offene Stationsführung. Ziel ist es, die Patienten auf die Rückkehr ins Alltagsleben vorzubereiten.
Seit 2013 gibt es ein solches Angebot auch in Berlin. Konzipiert wurde die Soteria, die zur Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus gehört, als interdisziplinäres Projekt gemeinsam von dem Psychiater Dr. med. Martin Voss und dem Architekten Jason Danziger von thinkbuild architecture BDA. Der Architekt Jason Danziger und der Bauherr, die Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin GmbH, wurden dafür gemeinsam mit dem BDA PREIS BERLIN 2015, einem der bedeutendsten Architekturpreise des Landes, ausgezeichnet.
In der Soteria Berlin gibt es zwölf Behandlungsplätze für junge Menschen, die sich in einer akuten psychotischen Krise befinden. Zusammen mit den Therapeuten leben sie wie in einer Art „Ersatzfamilie auf Zeit“ und gestalten gemeinsam ihren Alltag. Dazu gehören tägliches Einkaufen ebenso wie die Freizeitgestaltung. Psychotherapeutische Gruppensitzungen, ergo- und kunsttherapeutische Angebote sowie Körpertherapie werden in den Tagesablauf integriert. Auch das soziale Umfeld wird in die Behandlung einbezogen. Ein wichtiger Baustein dieser sogenannten Milieutherapie ist eine wohnliche Umgebung mit natürlichen, authentischen Materialien. Beim Fußboden für die Zimmer und Flure fiel die Wahl daher auf Kautschuk-Bodenbeläge. Sie schaffen eine einladende Atmosphäre und bieten zugleich alle funktionalen Vorteile des Werkstoffs Kautschuk.
Kautschuk als authentisches Material
„Bei der Gestaltung der Station mussten wir einen Mittelweg zwischen dem nötigen Schutz vor Reizen und dennoch ausreichender Stimulation finden“, erläutert Oberarzt Voss. Das Ambiente soll einerseits anregen, den jungen Menschen aber auch einen Rückzugsraum bieten, in dem sie sich entspannen können. Erfahrungsgemäß kann auf diese Weise auch der Einsatz von Medikamenten reduziert werden. Ganz wichtig: Die Umgebung sollte nicht steril sein: „Eine Krankenhausatmosphäre wollten wir unbedingt vermeiden“, unterstreichen Voss und Danziger. So dominiert in den Räumen ein dezentes Hellgrau, das durch einzelne Wandflächen, die in kräftigem Blau, Grün, Gelb oder Violett gestrichen sind, aufgelockert wird.
Großen Wert legten Architekt und Nutzer auf authentische Materialien. Der Hintergrund: Menschen in einer psychotischen Krise leiden häufig unter Wahrnehmungsstörungen. „Sie müssen sich darauf verlassen können, dass das, was sie sehen, real ist“, erläutert der Oberarzt. „Daher kamen beispielsweise elastische Böden in Holzoptik für uns nicht infrage.“ Die Aufenthaltsbereiche wie die große Wohnküche erhielten Echtholzparkett, während in den Patientenzimmern und Fluren Kautschukböden verlegt wurden. „Die Böden entfalteten ihre Wirkung durch die natürlichen Materialien“, so Voss und Danziger übereinstimmend. Mit ihrem zurückhaltenden Hellgrau harmonieren die Beläge darüber hinaus nicht nur sehr gut mit dem Parkett, sondern auch mit den leuchtenden Farben der Zimmerwände. „Der Kautschuk-Bodenbelag wirkt einerseits ruhig, reflektiert aber andererseits die kräftigen Wandfarben und besitzt daher in diesen Bereichen einen schönen, lebhaften Schimmer“, erklärt Architekt Danziger.
Hoher Gehkomfort und beste Akustik
Doch nicht nur ihre optischen Vorzüge, sondern auch ihre funktionellen Eigenschaften sprachen für die Bodenbeläge aus Kautschuk. Zum einen vermindern sie aufgrund ihrer Dauerelastizität den Gehschall und sorgen so für eine angenehme Geräuschkulisse auf der Station. „Durch die Reduktion von Lärm wird der Stress für die Patienten deutlich vermindert“, bekräftigt Voss. Dies ist gerade in psychiatrischen Einrichtungen von großer Bedeutung, weil die Erkrankten auch auf akustische Reize besonders sensibel reagieren. Außerdem sind die Kautschukböden fußwarm und weich, was ebenfalls ein großer Vorteil ist. „Ganz intuitiv laufen viele Patienten in einer psychotischen Krise barfuß oder auf Strümpfen herum – das hilft ihnen, sich zu erden.“ So sei es natürlich besonders wichtig, dass die Böden komfortabel und angenehm zu begehen seien.
Die Soteria Berlin ist auf vielfache Weise ein Beispiel für die heilsame Wirkung von Architektur: Im entspannten Umfeld haben die jungen Patienten beste Chancen, ihre Krankheit zu überwinden und wieder völlig zu genesen.
Bilder: Werner Huthmacher, Berlin
www.nora.com/de
Daten und Fakten
Objekt: Soteria im St. Hedwig- Krankenhaus Psychiatrische Universitätsklinik der Charité, Berlin
Bauherr: Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin GmbH, www.alexianer.de
Architekt: Jason Danziger/ thinkbuild architecture BDA, Berlin, www.thinkbuild.com
Produkte: „Noraplan uni“, Farbe 2454, verlegte Fläche 350 m2, „Noraplan sentica“, diverse Farben, verlegte Fläche insgesamt 600 m2
Einsatzbereich: Zimmer, Flure, Küche